Agiles Management: Umfrage offenbart Nachholbedarf bei Unternehmen

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Durch den technologischen Fortschritt und kürzere Produktlebenszyklen sind Unternehmen dazu aufgefordert, sich schnell an vorherrschende Situationen anzupassen. Agile Managementsysteme können hier unterstützen. Viele Voraussetzungen für Agilität im Unternehmen werden in Deutschlands Firmen bereits erfüllt, aber es gibt auch noch Nachholbedarf. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von YouGov, für die vom 11.11. bis 13.11.2016 insgesamt 966 Voll- oder Teilzeiterwerbstätige repräsentativ befragt wurden.

Expertenwissen kontra Meinung

So sagt nur etwa jeder vierte Befragte (28 Prozent), dass bei Veränderungen im Unternehmen das Expertenwissen von Mitarbeitern mehr zählt als die Meinung der Chefs. »Diese Haltung, den Mitarbeitern Freiraum und Mitspracherechte zu geben, wird also selten auf die unternehmensinternen Veränderungen übertragen, ist aber für agiles Management essenziell«, sagt Daniel Hahmann, Team Manager Organisational Consulting bei YouGov.

Kundenorientiertes Handeln

Mehr Freiraum hingegen haben die Mitarbeiter im operativen Alltag beim kundenorientierten Handeln: Sieben von zehn Erwerbstätigen in Deutschland (70 Prozent) geben an, ihre Arbeit so machen zu können, dass für den Kunden das beste Resultat dabei herauskommt. »Diese Voraussetzung für ein agiles Unternehmen ist also erfüllt, auch wenn die Zustimmungsraten hier noch höher sein könnten«, sagt Hahmann. Wenn es jedoch um eine Verbesserung der Ergebnisse geht, so ist das Streben nach »Exzellenz« zwar weit verbreitet, aber bei einer Vielzahl von Unternehmen noch nicht angekommen: 58 Prozent der Befragten sagen, dass in ihrem Unternehmen gilt: »Wenn etwas besser geht, machen wir es besser.«

Freiraum zum agilen Handeln geben

»Insgesamt sind in Deutschlands Unternehmen gute Bedingungen für agiles Handeln vorhanden, wenn man die Mitarbeiter denn ließe und die Strukturen dementsprechend ausrichten würde«, sagt Hahmann. »Es ist demnach erforderlich, dass Vorgesetzte ihren Mitarbeitern Freiraum zum agilen Handeln ermöglichen, denn Agilität ist für den Unternehmenserfolg und die Konkurrenzfähigkeit am Markt maßgeblich. Schafft es ein Unternehmen nicht, sich rechtzeitig an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen, verpasst es die Möglichkeit strategisch in die richtige Richtung zu steuern«.

[1] Was für ein agiles Unternehmen wichtig ist, wie man den Reifegrad messen und die Agilität schlussendlich gesteigert werden kann, erfahren Sie nach Regisitrierung im Whitepaper zum Thema »Agiles Management«. https://yougov.de/loesungen/infocenter/white-paper/agiles-management/

Tiefenanalyse der digitalen DNA: datengetriebene Agilität als Erfolgsfaktor

Eine neue Studie [1] will gleich­sam das digitale Gen identi­fi­ziert haben, das digital exzel­lente Unter­neh­men und öffent­li­che Verwal­tun­gen erfolg­rei­cher macht als tradi­tio­nell operie­rende Organi­sa­tio­nen: daten­ge­trie­bene Agili­tät.

Mit diesem Begriff umschrei­ben die Studi­en­au­to­ren die Fähig­keit, auf volatile Rahmen­be­din­gun­gen hochfle­xi­bel zu reagie­ren und zugleich kunden­in­di­vi­du­elle Dienst­leis­tun­gen quasi in Echtzeit zu erbrin­gen. Und zwar auf der Grund­lage eines Infor­ma­ti­ons­mehr­werts, der durch analy­ti­sche Verfah­ren aus massen­haft anfal­len­den Rohda­ten gewon­nen wird. Die Unter­su­chung zeigt konkrete Handlungs­fel­der auf, die zu daten­ge­trie­be­ner Agili­tät führen – eine wertvolle Orien­tie­rung für all jene Unter­neh­men, die ihre digitale Trans­for­ma­tion zielge­rich­tet voran­brin­gen wollen.

Schon im vorigen Jahr erkannte eine von Sopra Steria Consul­ting initi­ierte Studie daten­ge­trie­bene Agili­tät als ein zentra­les Handlungs­feld digita­ler Exzel­lenz [1]. Zudem waren hier die Unter­schiede zwischen führen­den und hinter­her­hin­ken­den Unter­neh­men an deutlichs­ten. In einer aktuel­len Tiefen­stu­die ging das Beratungs­haus in Koope­ra­tion mit Wissen­schaft­lern der Univer­si­tät Hamburg und der Leuphana Univer­si­tät Lüneburg diesem Phäno­men daher nun genauer auf den Grund.

Neue Arbeits­wei­sen werden aus fünf Quellen gespeist

Dabei zeigt sich insbe­son­dere, dass kunden­zen­trierte Service­mo­delle von nativ digita­len Unter­neh­men wie Google, Amazon, Facebook & Co. die Erwar­tun­gen der Kunden auch in anderen Branchen nachhal­tig verän­dert haben. Der Markt­er­folg dieser digita­len Riesen korre­liert ebenso wie der vieler kleine­rer Start-ups mit neuar­ti­gen Arbeits­wei­sen, die sich funda­men­tal von derje­ni­gen tradi­tio­nel­ler Unter­neh­men unter­schei­den und zusam­men­ge­nom­men die Exzel­len­zei­gen­schaft der daten­ge­trie­be­nen Agili­tät ausma­chen. Laut Studie speist sich die Schub­kraft dieser neuar­ti­gen Arbeits­wei­sen im Wesent­li­chen aus fünf Quellen:

  1. Agile Produkt- und Service­ent­wick­lung,
  2. exten­si­ver Einsatz von Big-Data-Analysen,
  3. vorwie­gend digitale Inter­ak­tion sowohl inner­halb der Beleg­schaft als auch mit den Kunden,
  4. ein innova­ti­ons­freund­li­ches Organisations- und Führungs­mo­dell
  5. sowie eine weitge­hend automa­ti­sierte Architektur- und Prozess­land­schaft.

Agile Entwick­lungs­me­tho­den verkür­zen Innova­ti­ons­zy­klen, sodass neue Lösun­gen schnel­ler bis zur Markt­reife gelan­gen. Mit avancier­ten Analy­se­tech­no­lo­gien, die Daten unter­schied­lichs­ter Prove­ni­enz einbe­zie­hen, gelingt es digital exzel­len­ten Unter­neh­men immer besser, ihre Dienst­leis­tun­gen zu perso­na­li­sie­ren und situa­ti­ons­ge­recht auf den indivi­du­el­len Bedarf jedes einzel­nen Kunden abzustim­men. Aus der Inter­ak­tion der Kunden mit den digita­len Services über Mobil­ge­räte können neue Erkennt­nisse über das Verhal­ten und die Bedürf­nisse der Kunden gewon­nen werden, die unmit­tel­bar wieder zur Verbes­se­rung des Angebots genutzt werden können. Eine Grund­be­din­gung dafür ist jedoch eine durch­gän­gige digitale Kunden­in­ter­ak­tion, die – wie auch der Einsatz agiler Entwick­lungs­me­tho­den – organi­sa­to­ri­sche Verän­de­run­gen und ein Digital Mindset in der Manage­ment­ebene voraus­setzt. Nicht zuletzt verlangt daten­ge­trie­bene Agili­tät eine entspre­chend agile IT-Umgebung sowie weitge­hend standar­di­sierte und automa­ti­sierte Geschäfts­pro­zesse.

Spreng­kraft für tradi­tio­nelle Hierar­chien und tradi­tio­nelle IT

»Daten­ge­trie­bene Agili­tät ist längst kein Monopol mehr von digita­len Titanen aus Silicon Valley oder jungen Start-ups. In unserer Studie haben wir den Trans­for­ma­ti­ons­pfad von Unter­neh­men aus unter­schied­li­chen Branchen unter die Lupe genom­men und festge­stellt, dass es offen­bar kein Patent­re­zept für daten­ge­trie­bene Agili­tät gibt«, kommen­tiert Urs M. Krämer, Geschäfts­füh­rer von Sopra Steria Consul­ting. Prof. Dr. Tilo Böhmann, Leiter der Forschungs­gruppe IT-Management und Consul­ting an der Univer­si­tät Hamburg, ergänzt: »Die Wege zur daten­ge­trie­be­nen Agili­tät sind so vielfäl­tig wie die Geschäfts­tä­tig­keit der betrach­te­ten Unter­neh­men. Der Grund­ge­danke ist aber einfach: jeden Tag ein bisschen besser werden, wobei ›besser‹ sich klar messbar etwa am Kunden­ver­hal­ten zeigen muss. Dieser einfa­che Gedanke hat aber Spreng­kraft für tradi­tio­nelle Hierar­chien und tradi­tio­nelle IT.«

Führungs­etage, Fachbe­rei­che ind IT ziehen stets am selben Strang 

Prof. Dr. Paul Drews von der Leuphana Univer­si­tät ergänzt: »Jedes Unter­neh­men muss die fünf Handlungs­fel­der indivi­du­ell für sich selbst gewich­ten und eine optimale Kombi­na­tion finden, um den Erfor­der­nis­sen im eigenen Markt­seg­ment gerecht werden zu können.« Manche Firmen setzen laut Studie primär auf Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen, während sich andere auf den Aufbau von Digital Skills bei ihren Mitar­bei­tern konzen­trie­ren. Bei wieder anderen haben neue Arbeits­wei­sen Priori­tät – zum Beispiel die schnelle Proto­ty­pent­wick­lung durch inter­dis­zi­pli­när zusam­men­ge­setzte Teams oder auch die Einrich­tung eines Innova­tion Labs. Als übergrei­fende Tendenz zeigt die Studie indes­sen, dass in Unter­neh­men mit daten­ge­trie­be­ner Agili­tät die Führungs­etage und Fachbe­rei­che gemein­sam mit der IT stets am selben Strang ziehen – und dass die digitale Trans­for­ma­tion dort zur Chefsa­che gewor­den ist.

[1] Aufbauend auf der Studie »Digitale Exzellenz« von Sopra Steria Consulting aus dem Jahr 2015 vertieft die aktuelle Untersuchung die Bedeutung des Exzellenzkriteriums der datengetriebenen Agilität für den Markterfolg in der digitalen Ära. Auf der Basis eines multimethodischen Konzepts führten Wissenschaftler der Universität Hamburg und der Leuphana Universität Lüneburg zunächst Experten-Workshops durch, denen im zweiten Schritt strukturierte Experteninterviews folgten. Die Interviewpartner – überwiegend Führungskräfte aus Großunternehmen – stammten schwerpunktmäßig aus der Finanzwirtschaft und auch aus anderen Branchen wie der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Gastronomie.

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