Auf der Welle der digitalen Veränderung surfen

Unternehmen und Arbeitnehmer fühlen sich nicht ausreichend für den digitalen Wandel gewappnet und fürchten Qualifikationslücken – Digital-Learning-Anbieter empfiehlt fünf Schritte zur Vorbereitung.

Illustration: Geralt Absmeier

Noch vor ein paar Jahren hielt man selbstfahrende Autos, Medizinroboter und autonome Datenbanken für Zukunftsmusik. Jetzt sind sie Realität. Das Tempo, in dem sich unser Arbeitsmarkt weiterentwickelt, ist kaum geringer. Die digitale Revolution verändert die Welt wie wir sie kennen – welche Auswirkungen hat das auf den Arbeitsmarkt und die Anforderungen an Unternehmen und Arbeitnehmer? Sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet auf die veränderten Anforderungen. Skillsoft hat fünf Schritte zusammengefasst, mit denen sich Unternehmen und Arbeitnehmer auf die veränderte Arbeitswelt vorbereiten können.

Eine Studie der Oxford University rechnet damit, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren 47 Prozent aller aktuellen Jobs wegfallen. Über alle Branchen hinweg sollten sich, laut Vorhersagen zahlreicher Marktexperten, Buchhalter, Anwälte, Ärzte, Transporteure, Büroangestellte, Vertriebsmitarbeiter, Konstrukteure, Finanzfachleute, etc., auf Veränderungen gefasst machen. Das bedeute nicht, dass es keine Mitarbeiter mehr in diesen und anderen Branchen geben würde und die Roboter übernähmen. Vielmehr würden sich die Arbeitsanforderungen und die beruflichen Positionen verändern.

Technologie, in Form von Computern und Bots, analysiert und vergleicht bereits heute riesige Mengen an Daten, um finanzielle, medizinische und prozessbezogene Entscheidungen zu treffen – und dies effizienter und genauer als Menschen. Diese Automatisierung der Entscheidungsfindung wird Einfluss auf Gehälter und Karrieren haben. Einkommensgefälle zwischen Personen, die in hochspezialisierten Bereichen arbeiten, und solchen, deren Jobs bald wegfallen werden und die einen neuen Weg suchen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, werden zunehmen. Wie bei jedem bedeutsamen Wandel in der Gesellschaft wird es auch hier Gewinner und Verlierer geben, wenn sich die Art der Arbeit verändert. Die Computer-Programmierer von heute werden vermutlich bald die gleiche Erfahrung machen wie die Rohrpostbeamten des neuntzehnten Jahrhunderts.

Wissen, Qualifikationen und Fähigkeiten werden neu priorisiert, wenn sich Kompetenzmodelle – entsprechend der benötigten Aufgaben und Tätigkeiten dieser neuen Jobs – in unserer Giga-Wirtschaft weiterentwickeln. Wir sehen bereits einen erkennbaren Trend bei Unternehmen, die Inventarverwaltungstechniken anwenden, um Kosten zu senken und die Flexibilität zu verbessern. Dennoch fehlt vielen dieser Unternehmen ein systematischer Ansatz für die Verwaltung ihres Qualifikationsinventars und ihrer Versorgungskette für Talente.

Unternehmen und Arbeitnehmer sind zu wenig vorbereitet

Auch wenn einige Jobs verloren gehen, werden andere durch die Weiterentwicklungen in der Technologie geschaffen werden. Die Schattenseite ist jedoch, dass Unternehmen erst jetzt damit beginnen, die Fähigkeit ihrer Mitarbeiter zu überprüfen sowie neue Fertigkeiten zu entwickeln. In einer kürzlich durchgeführten CareerBuilder-Umfrage gaben 67 Prozent aller Arbeitgeber an, dass sie sich Sorgen aufgrund der zunehmenden Qualifikationslücke machen. Auch die Arbeitnehmer fühlen sich nicht auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Nur einer von fünf Angestellten gibt an, dass seine Fähigkeiten auf dem neuesten Stand sind.

Aber wie werden die neuen Kompetenzmodelle aussehen – welche Fähigkeiten werden benötigt, um Arbeitsplätze sichern?

Bots und maschinelles Lernen können einige analytische Aufgaben automatisieren, aber die Nachfrage nach zwischenmenschlichen Fähigkeiten wird steigen. Insbesondere in Bereichen, in denen Eigenschaften wie Empathie und Kooperationsfähigkeit benötigt werden, ist es unwahrscheinlich, dass es zu schwerwiegenden Veränderungen durch Technologie kommen wird. Es lässt sich also folgern, dass Arbeitskräfte, die diese Fähigkeiten entwickeln und flexibel auf Veränderungen in ihren fachlichen Qualifikationen reagieren können, sehr gefragt sein werden und in den kommenden Jahren mit höheren Gehältern rechnen können. Aber wie kann man sich konkret auf diese Umstellung vorbereiten?

Fünf Schritte zur Vorbereitung auf die veränderten Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt

Auch wenn viele Auswirkungen der digitalen Revolution auf die Zukunft der Arbeit noch unklar sind – wir wissen, dass sie immens sein werden. In der Zwischenzeit kann eine gezielte Vorbereitung Unternehmen und Arbeitnehmern dabei helfen, dieser Entwicklung einen Schritt voraus zu sein.

  1. Business-Analyse – Blick in die Zukunft

Zukunftsorientierte Unternehmen setzen zudem auf Business-Analysen – nicht in Bezug darauf, wie ihr Unternehmen heute aufgestellt ist, sondern wie dies in 3 bis 5 Jahren aussehen wird. Diese Studien können eine Qualifikationsliste liefern, in der wichtige Grundfähigkeiten für zukünftige Anforderungen aufgeführt werden. Unternehmen nutzen diese Informationen, um interne Karrierewege zu planen. Dieses vorwärts-gerichtete Denken wird in Zukunft einen strategischen Wettbewerbsvorteil darstellen.

  1. Fähigkeiten-Inventur

Unternehmen sollten ihr Fähigkeitsinventar analysieren und ihre Versorgungskette für Talente im Hinblick auf zukünftige Bedürfnisse bewerten. Auch Betriebe, die nicht mit Business-Analysten zusammenarbeiten, können interne Initiativen in diese Richtung anstoßen. Der HR-Verantwortliche des Schuh-Großhändlers DSW erklärte im Gespräch mit Skillsoft beispielsweise, dass er sein Team ermutigt, alle Qualifikationen zu erfassen. So versucht er jegliche Lücken in Bezug auf Fähigkeiten, Erfahrung und Arbeitsmethoden zu identifizieren, die für die Anforderungen in den nächsten 12 bis 24 Monaten benötigt werden. Hier kann er dann mit entsprechenden Weiterbildungsinitiativen gegensteuern.

Für Arbeitnehmer empfiehlt es sich insbesondere ihr funktionsübergreifendes Wissen zu evaluieren. Es gibt viele Skills und Qualifikationen, die im Arbeitsleben relevant bleiben, auch wenn sich die Aufgabenfelder in den kommenden Jahren verändern. Eine Mischung aus sozialen und analytischen Fähigkeiten kann Arbeitnehmern dabei helfen, sich einem sich stetig verändernden Arbeitsumfeld anzupassen. Die Fähigkeit, uns selbst neu zu erfinden, wird eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Arbeit spielen.

  1. Lernen zu Lernen

Auch die Regierung und das Bildungswesen können eine entscheidende Rolle dabei spielen, Schüler, Studenten und Auszubildende darauf vorzubereiten, die zukünftigen Bedürfnisse von potenziellen Arbeitgebern zu erfüllen. Änderungen von Strategie und Lehrplan hinken weit hinter der technischen Entwicklung her, auch wenn sich erste Veränderungen abzeichnen. Schon in der Ausbildung sollte neben der Vermittlung aktueller fachlicher Inhalte darauf geachtet werden die Fähigkeit zu vermitteln, neues Wissen schnell aufzunehmen und zu verarbeiten – »Lernen zu Lernen« sozusagen. Die Arbeitnehmer, die am besten vorbereitet, am flexibelsten und am anpassungsfähigsten sind, werden sich die attraktivsten Jobs der Zukunft sichern.

  1. Lebenslanges Lernen

Was für Schüler und Studenten gilt, tut dies heute mehr denn ja auch für Berufstätige. In vielen Berufsfeldern ist es bereits Gang und Gäbe, permanent neue Technologie einsetzen und mit sich ständig verändernden Funktionen oder Benutzeroberflächen klar kommen zu müssen. Denn gerade die technische Entwicklung schreitet rasend schnell voran. In anderen Berufen konnte man sich nach der grundlegenden Ausbildung über lange Zeiten hinweg auf sein Expertenwissen stützen. Das wird in Zukunft in immer weniger Berufen der Fall sein. Der Experte von heute kann bereits morgen zum alten Eisen gehören. Es ist daher von entscheidender Wichtigkeit, neue Fähigkeiten durch dauerhaftes freiwilliges Lernen und Fortbildung zu entwickeln, um sich selbst weiterzubilden und die eigene Einsatzflexibilität zu erweitern. Heute ist es einfacher denn je, dies zu tun, da viele Lerninhalte frei verfügbar sind.

  1. Ausbildung und Bedarf

Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsinstituten und der Wirtschaft könnte zudem für größere Transparenz in Bezug auf die zukünftigen Jobprofile und die geforderten Fähigkeiten sorgen. Der Pflegedienst Mercy Health Systems arbeitet beispielsweise mit Ausbildungspartnern zusammen und stellt grundlegende Informationen darüber bereit, welche wichtigen Stellen in den nächsten Jahren vergeben werden, noch bevor diese tatsächlich zu besetzen sind. Diese Zusammenarbeit zwischen Ausbildung und Arbeit hilft den Ausbildungsinstituten dabei, zukünftige Arbeitnehmer gezielt auf die Anforderungen für diese Stellen vorzubereiten. Die Abstimmung der Bedürfnisse von Arbeitgebern mit Lehreinrichtungen, die der Anfang der Versorgungskette für Talente sind, stellt sicher, dass wichtige Fähigkeiten für Arbeitsplätze der Zukunft verfügbar sein werden.

 

Resümee: Die digitale Revolution wird weitergehen und Unternehmen sowie Arbeitnehmer sollten offen gegenüber neuen Ideen und Anforderungen sein. Durch die Anpassung an Veränderungen und die Vorbereitung auf die Zukunft der Arbeit werden die nächsten Jahre aufregend und voller Möglichkeiten sein, während die Technologie auch weiterhin unser Leben und unsere Jobs verändern wird.

www.skillsoft.de

 


 

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