Big Data for IT: Herausforderung und Chance für die IT

Die digitale Transformation ist in der Realität angekommen. Im Interview erläutert Big-Data-Experte Frank Gundlich von Datavard, wie sich Unternehmen auf die neuen Anforderungen vorbereiten und welche Chancen die Digitalisierung für die IT mit sich bringt.

Herr Gundlich, was empfehlen Sie Unternehmen, die sich für die digitale Transformation besser aufstellen wollen?

Zum einen sollte sich die IT-Abteilung mit den Themen Big Data und Digitalisierung beschäftigen, bevor die Fachabteilungen mit konkreten Anfragen auf sie zukommen. Empfehlenswert ist, sich anhand von Szenarien mit den Methodologien, Technologien und den Tools auseinanderzusetzen, welche die Unternehmens-IT bereits hat und kann. Erst wenn die technischen Möglichkeiten ausgelotet und auch ausprobiert wurden, empfiehlt es sich, Verantwortliche aus verschiedenen Unternehmensbereichen an einen Tisch zu holen. Dann geht es konkret darum, welche neuen Geschäftsmodelle für das Unternehmen gewinnbringend sein könnten.

Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die IT?

Die IT sieht sich vor der Herausforderung, mit den Erwartungen, die das Business an sie stellt, Schritt zu halten. Beispielsweise kurzfristig 360-Grad-Analysen oder Vorhersagen zu Marketingausgaben zu erstellen. Wenn die IT-Mitarbeiter nicht mit neuen Technologien wie Hadoop, »R«, Python oder graphenorientierten Datenbanken vertraut sind, entgehen ihnen Chancen. Die IT muss sicherstellen, dass sie auf dem neuesten Wissensstand ist. Sie sollte die technischen Möglichkeiten kennen und auch selbst nutzen, wir nennen das Big Data for IT. Business Analytics wird interessanterweise in den Fachabteilungen schon lange als Standardwerkzeug eingesetzt, für die Optimierung des Systembetriebs werden Analytics-Tools dagegen selten genutzt.

Können Sie ein Beispiel für Big Data for IT nennen?

Ein Beispiel ist die Erstellung einer simplen Datenwachstumsprognose. Zunächst wird ermittelt, wo stehe ich heute, welche Daten gibt es, wo werden sie gespeichert und wie schnell wachsen sie? Mit einem »R«-Server und einigen frei zugänglichen Algorithmen lässt sich daraus ein weitaus genauerer Forecast als mit Excel erstellen. Eine weitere Möglichkeit ist die Analyse des Nutzerverhaltens im System: Welche Nutzer nutzen wie häufig welche Transaktionen, welchen Report. Nutzen sie diese zu bestimmten Zeiten, beispielsweise für den Monats- oder Quartalsabschluss? Hierbei können Technologien wie Hadoop für die Massendatenhaltung, wie »R« oder Python als Programmier- und Statistiksprachen zum Einsatz kommen. Die IT-Abteilung sollte mit Hilfe dieser Technologien zunächst erste Mehrwerte intern generieren, um Methodologien zu definieren, zu erproben und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Wie kann die IT ihr Unternehmen im zweiten Schritt unterstützen, wenn es konkret um die Geschäftsmodelle geht?

Die praktische Erfahrung aus internen Big-Data-Projekten zahlt sich natürlich in diesem Prozess aus. Dieser Wissensvorsprung ermöglicht es IT-Verantwortlichen, als Business Enabler zu agieren. Sie können aktiv auf die Fachabteilungen zugehen und Vorschläge machen, wie sich neue Geschäftsprozesse umsetzen lassen. Am erfolgversprechendsten ist es, wenn sich eine heterogene Gruppe aus verschiedenen Abteilungen zu einem Workshop trifft, in dem die Möglichkeiten von Big Data für das Unternehmen ausgelotet werden. Bei diesem Prozess können Kenntnisse zu Design-Thinking-Ansätzen oder dem Osterwalder Business Canvas hilfreich sein. Empfehlenswert ist auch, sich Use Cases aus anderen Unternehmen anzuschauen und sich davon inspirieren zu lassen. Hierbei kann ein externer Berater hilfreich sein, der Know-how aus bereits umgesetzten Big-Data-Projekten mitbringt.

Welche Vorteile bringt die Beschäftigung mit Big-Data-Technologien noch für die IT? 

Häufig unterschätzt wird in Unternehmen die Tatsache, dass es für die meisten Mitarbeiter durch die intensive Nutzung von Smartphones und Tablets mittlerweile selbstverständlich ist, ad hoc und in ansprechender Visualisierung Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Big Data ist bereits in ihrem Leben angekommen und sie möchten die Vorteile auch in ihrem Arbeitsalltag nutzen. Die von Dell und Intel gemeinsam durchgeführte Future-Workforce-Studie 2016 ermittelte, dass für 21 Prozent der jungen Mitarbeiter aus der Generation Y die Technik ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines Jobs ist. Big-Data-Technologien werden hier zum wichtigen Unterscheidungsmerkmal im »War for talents«.

Wie sieht für Sie die Zukunft von Big Data for IT aus?

Wichtige Stichworte sind hierbei Machine Learning und Predictive Analytics. Das System lernt anhand von Beispielen aus der Vergangenheit. Auf Mustererkennung spezialisierte Algorithmen leiten aus diesen Daten Vorhersagen für die Zukunft ab (Predictive Analytics). Wir nutzen hierfür Logfiles, aus SAP-Systemen, Netzwerken, Hadoop-Clustern und ermitteln Zusammenhänge und Einflüsse. Welchen Einfluss die miteinander verbundenen Maschinen untereinander haben, lässt sich danach programmieren oder eine Maschine kann diese Einflüsse erkennen und selbstständig erweitern. Die Maschine lernt, Mehrwert zu generieren. Gleichzeitig werden Cloud-Umgebungen für Big Data immer beliebter. Cloudera ist beispielsweise eine vollkommen sichere Plattform. Von der Datenübermittlung bis zur Datenspeicherung ist alles verschlüsselt. Auf dieser Basis kann eine Cloud-basierte Nutzeranalyse für SAP und Hadoop erstellt werden. Daraus wird ersichtlich, wie Nutzer die Daten in der SAP-Hadoop-Umgebung nutzen, auf welche Berichte und welche Daten sie wann zugreifen und wie sie Daten kombinieren, um neue Einblicke zu bekommen.

Welche konkreten Schritte empfehlen Sie IT-Verantwortlichen, um für die Digitalisierung gerüstet zu sein?

Ich empfehle IT-Spezialisten, sich möglichst umfassend mit den neuen Technologien und den Möglichkeiten, die sie bieten, auseinanderzusetzen. Wichtig ist, diese auch auszuprobieren. Cloud-Anbieter wie AWS Amazon Web Services oder Azure erleichtern den Einstieg. Dort lassen sich Hadoop-Cluster aufsetzen, und »R«-Server einrichten, um die Technologien erst einmal kennen zu lernen. Datavard bietet Innovations-Workshops an, wo wir gemeinsam Use Cases, digitale Prozesse und Geschäftsmodelle definieren. Anschließend erstellen wir einen ersten Prototyp mit den neuesten Technologien. Dadurch können IT-Verantwortliche die Anwendung neuer Technologien lernen und gleichzeitig Ideen und Geschäftsmodelle ausprobieren.

 

Bild: © Datavard

 

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