Der (Abwehr-)Kampf traditioneller Banken

Fintech-Dienstleister bringen mit ihren revolutionären und kundenorientierten Angeboten die großen Banken in Schwierigkeiten.

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Mit dem Beginn der Berichtssaison legen die traditionellen Institute dar, wie sie sich in einem weltwirtschaftlich schwierigen Umfeld geschlagen haben. Credit Suisse hat für 2015 einen Verlust von $2,92 Milliarden bekannt gegeben, das ist der erste Jahresverlust seit 2008 und begründet sich mit auf die andauernden Kostensenkungsmaßnahmen. [1] Dem Bericht der vergangenen Woche zufolge hat auch die Deutsche Bank ihren ersten Jahresverlust seit der Finanzkrise von 2008 ausgewiesen, der Geschäftsführer schreibt ihn den bestehenden Altlasten zu.[2] Es wird deutlich, dass traditionelle Banken die störenden Auswirkungen der FinTech Innovatoren zu spüren bekommt.

Der Druck ist vor allem im Einzelhandelsbereich spürbar, die Banken mit häufigem Kundenkontakt erfahren tiefgreifende Einschnitte durch die Fintech-Konkurrenten. Ein Bericht von PwC legt dar, dass 55 Prozent der Bankenchefs eine Gefahr in nicht-traditionellen Akteuren sehen. Der Bericht nennt die Entwicklung eines kundenorientierten Geschäftsmodells als die höchste Priorität für Banken, um die Wettbewerbsfähigkeit in den nächsten fünf Jahren zu sichern.[3]

Technologie-Innovatoren wie TransferWise, Nutmeg und Funding Circle fragmentieren den Markt immer weiter, indem sie die Finanzdienstleistungen entflechten und ein agiles Angebot erstellen. Sie zerstören die bestehende Ordnung indem sie führende, verbraucherorientierte Innovationen hervorbringen. Diese Entwicklungen beschreiben den Kern des Konkurrenzkampfes zwischen dem Fintech-Sektor und den traditionellen Banken.

Dan Wagner, der Gründer und Geschäftsführer von Powa Technologies, sagt: »Fintech-Firmen haben den Wert eines komplett neuen Leistungsangebots an Konsumenten verstanden. Im Gegensatz zu ihren meist gigantisch großen Konkurrenten, die sich häufig mit ihrem Aufgabenbereich übernehmen, spezialisieren sich erfolgreiche Fintech-Start-ups in nur ein oder zwei Finanzdienstleistungsbereichen. Sie bleiben wendig und reagieren auf ihre Kunden. Damit sind die Angebote speziell auf die Bedürfnisse der Digital Natives zugeschnitten.

»In den letzten Jahren hat sich das Mobile-Banking insbesondere in den USA durchgesetzt, dort haben 2015 erstmals mehr Kunden Online-Banking-Plattformen anstelle von Bankfilialen in Anspruch genommen. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2020 in etwa 81 Prozent der Amerikaner ihre Bankgeschäfte auf ihrem Smartphone abwickeln und auch außerhalb der Vereinigten Staaten wird sich dieser Trend verstärkt durchsetzen.[4]

»Mit dem Mobile-Banking hat sich die Allgegenwärtigkeit durchgesetzt, das Serviceangebot steht überall und jederzeit zur Verfügung. Die Botschaft von Nutzern der Fintech-Produkte ist deutlich bei den Banken angekommen: Komfort war den Konsumenten nie wichtiger. Traditionelle Banken werden fortdauernd mit diesem Problem zu kämpfen haben, wenn sie die Verbraucherbedürfnisse in diesem Feld weiter vernachlässigen.

[1] https://www.ft.com/fastft/2016/02/04/credit-suisse-reports-first-annual-loss-since-2008/
[2] https://www.ibtimes.com/deutsche-bank-ag-dbk-weighed-down-restructuring-litigation-costs-reports-record-loss-2283619
[3] https://www.pwc.com/gx/en/banking-capital-markets/banking-2020/assets/pwc-retail-banking-2020-evolution-or-revolution.pdf
[4] https://news.medill.northwestern.edu/chicago/despite-rise-in-mobile-banking-branches-still-relevant/
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