Design-PC – Zuhause hui und im Büro pfui?

Münchner Design-PC-Hersteller verbannt den Kabelsalat von Deutschlands Schreibtischen.

In den letzten 30 Jahren ist der Anspruch an die Optik unserer Wohnungen stark gestiegen: die rein zweckmäßigen Möbel sind schicken, farblich abgestimmten Wohnkonzepten gewichen. Darüber hinaus hat auch die Technik in unseren Wohnzimmern eine Wandlung zu verzeichnen. Während in den 90er Jahren noch aufwendig verspielte Unterhaltungselektronik vorzufinden war, setzt man heute auf optisch und bedienungstechnisch reduzierte Technik. Smart Home mit den Möglichkeiten bis zum Kühlschrank und Kaffeemaschine alles mit der App zu steuern tun ihr Übriges. Selbst das TV-Gerät wurde zu einem minimalistischen Designgegenstand.

Anspruchslose Schreibtischarbeiter? Doch wie sieht die Situation in den Büros aus? Hier werfen wir unsere Design-Ansprüche häufig komplett über Bord. Wir stellen uns sperrige schwarze Kisten unter den Schreibtisch, die über diverse Kabel mit einem, gerne auch zwei Monitoren verbunden sind. Dazu kommen Kabel für Strom und Netzwerk. Spätestens nach einer Woche gleicht das Kabelwirrwarr einem riesigen Knoten, der – der Betriebssicherheit wenig zuträglich – irgendwie in einen Kabelschacht gestopft wird. Unvermeidlicher Weise sammelt sich innerhalb kürzester Zeit der Dreck darin. Das Putzpersonal lässt lieber die Finger davon: es könnte ja ein Arbeitsplatz ausfallen.

Eine Produktsparte mit Potenzial: Hybrid aus funktionalem Design und Microsoft-Funktionalität. »Warum sind wir in unseren Büros so anspruchslos?«, dachte sich Mike Finckh. Der Ingenieur für Elektrotechnik arbeitet seit rund 25 Jahren in der PC- und IT-Industrie. Er hat nicht nur Expertise in der Entwicklung und Vermarktung von Elektronikprodukten. Finckh kennt auch die Produktionsstätten in Asien und weiß: Einen PC zu entwickeln, der nicht nur die Designvorzüge eines iMacs mit den Funktionsvorteilen der Mainstream-Plattform Windows koppelt, sondern auch völlig neue Funktionen beinhaltet ist möglich. Es muss nur einer machen. Das Marktpotenzial ist riesig, weiß Finckh: »Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund eine Millionen Desktop-PCs für den Büroeinsatz angeschafft beziehungsweise ersetzt.«

Gesagt, getan. Mike Finckh gründete in München das Unternehmen Modinice. Gemeinsam mit Industriedesignern und Ingenieuren, die er persönlich kannte, machte er sich 2015 an die Entwicklung eines windowsbasierten PCs, dessen komplette Technik im Monitorstandfuß verschwindet: Der Modinice M1. Nach knapp zwei Jahren war der PC marktreif. Das Testing mit Referenzkunden, zum Beispiel Ärzten, war abgeschlossen. Die Vertriebsstrategie stand – Modinice verkauft direkt über den Webshop, sowie indirekt über autorisierte Reseller und Systemintegratoren.

Auf den Standfuß des Modinice M1 lassen sich wahl­weise ein oder zwei Monitore montieren.

Auf den Standfuß des Modinice M1 lassen sich wahl­weise ein oder zwei Monitore montieren. Eine induktive Ladefläche für Smartphones ist inte­griert.

Der M1 kommt mit nur einem Kabel aus, das Strom und Netzwerk integriert. Auf den Standfuß lassen sich wahlweise ein oder zwei Monitore montieren. I-Tüpfelchen ist die induktive Ladefläche für Smartphones, ebenso im Standfuß integriert. Vorhandene Monitore können angebracht und weiterverwendet werden. Die Modinice-PCs basieren auf Standardkomponenten, was für einfachen Support, Aufrüstung und Wartung sorgt.

Herausforderung: Ein marktreifes Produkt muss vermarktet werden. »Die Produktentwicklung ist das eine. Mit dem nötigen Wissen und den richtigen Branchenkontakten ist das leicht. Ein Produkt wie den M1 auf dem Markt zu etablieren – das ist die Herausforderung«, kommentiert Mike Finckh rückblickend. Gerade im PC-Bereich, wo Finckh gegen Branchenprimusse wie Apple, Dell und neuestens auch Microsoft antritt. Seine Idee des PCs im Monitorfuß hat er mittlerweile zum Patent angemeldet.

Marketing braucht Expertise. Mike Finckh setzt auf Kooperationen. So ist Modinice erst kürzlich mit dem Monitorhersteller NEC eine Marketing-Kooperation eingegangen. »Mit dem Display von NEC und dem Modinice M1 ist quasi das erste All-In-One-PC-Konzept mit 34-Zoll-Curved-Monitor entstanden«, erklärt Finckh. Dabei bleibe die Flexibilität traditioneller PCs hinsichtlich Service und Erweiterung und die damit verbundene geringe TCO erhalten.

Schwarze Zahlen – und wie geht’s weiter? Die Unternehmenszahlen geben Mike Finckh Recht: Im vierten Quartal 2016 schrieb Modinice erstmals schwarze Zahlen. Und seit kurzem gibt es den M1 mit aktuellster Intel-Prozessortechnologie der siebten Generation sowie in der Gehäusefarbe Weiß mit Blick auf Arztpraxen, Kliniken und Therapiezentren. Die Entscheidung für helle Farben für den Gesundheitsbereich ist aber nicht ausschließlich hygienischen Gründen geschuldet. Anwendungsmöglichkeiten sieht Finckh demnach auch jenseits des medizinischen Umfelds. »Weiß gilt als angesagte Farbe, und wird generell in vielen Bereichen mit Publikumsverkehr eingesetzt, von Empfangscounter in Hotels, Wellnesseinrichtungen oder Restaurants bis hin zur Boutique-Ausstattung von Markenlabels.«


www.modinice.com/de/
Bilder: © Modinice

 


 

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