Deutschlands Image kann sich sehen lassen

Dieses Jahr müssen alle Länder im Top-Ten-Ranking des Nation Brands Index Verluste im globalen Ansehen hinnehmen. Acht davon erleiden sogar einen deutlichen Rückgang im Punktestand.

Die jährliche Studie zum Anholt-GfK Nation Brands Index (NBI) misst, wie insgesamt 50 Länder weltweit wahrgenommen werden. Sie zeigt nicht nur, welches Image ein Land derzeit hat, sondern auch, in welche Richtung es sich entwickelt.

 

2016 Rang Land 2015 Rang Punkteunterschied 2015 – 2016
1 USA 1 -1.04
2 Deutschland 2 -0.96
3 Großbritannien 3 -1.31
4 Kanada 5 -0.33
5 Frankreich 4 -0.81
6 Italien 7 -0.54
7 Japan 6 -0.88
8 Schweiz 8 -0.64
9 Australien 9 -0.25
10 Schweden 10 -0.64

NBISM Punkteveränderung: gering (+/-0.26-0.50), mittel (+/-0.51-1.00), groß (> +/-1.00)

 

Alle Top-10-Länder erleiden Imageverlust

Während im Vorjahr acht der zehn am besten bewerteten Länder einen NBISM-Punktegewinn verzeichneten, müssen 2016 alle Länder im Top-10-Ranking Einbußen hinnehmen. Großbritannien und USA erleiden dabei die größten Imageverluste. Aber auch der Punktestand von Deutschland, Japan und Frankreich ist stark zurückgegangen.

Professor Simon Anholt, ein unabhängiger Politikberater, der die NBISM-Studie 2005 ins Leben rief, kommentiert: »Für gewöhnlich ist die weltweite Wahrnehmung eines Landes äußerst stabil. Änderungen sind aber möglich und finden auch statt. In erster Linie bestimmt der wahrgenommene Einfluss eines Landes auf die Welt das Nationen-Image und nicht etwa nationale Besonderheiten oder Erfolge. Genau das können wir dieses Jahr beobachten. Länder, denen ein starker Einfluss auf die Welt zugeschrieben wird, haben in einem Jahr, das von andauernden internationalen Konflikten und humanitären Krisen geprägt war, an Ansehen verloren.«

Vadim Volos, der für den Nation Brands Index zuständige GfK-Experte, fügt hinzu: »Wie eine Nation wahrgenommen wird, bestimmt das Zusammenspiel aus bereits lange bestehenden Zuschreibungen oder Stereotypen und kurzfristigen Einflussfaktoren wie positiver oder negativer Berichterstattung oder einschneidenden Ereignissen wie Katastrophen. Jedes Land kann sein Image aber auch ein Stück weit selbst beeinflussen, beispielsweise indem es die positiven Besonderheiten hervorhebt, um den Tourismus und Investitionen ins Land anzukurbeln. Eine Veränderung des Ansehens benötigt aber natürlich auch etwas Zeit.«

USA führt das Ranking an – Deutschland auf Platz 2

Rückgänge in der NBISM-Punktzahl führen nicht zwangsläufig auch zu einer Rangänderung – zumindest nicht unmittelbar. Die USA, Deutschland und Großbritannien behalten zwar jeweils ihre Plätze 1, 2 und 3, jedoch haben die USA jetzt einen geringeren Vorsprung vor Deutschland.

Kanada und Italien machen Plätze gut

Außerhalb der Top 3 gab es einige Rangänderungen. Frankreichs Punkteverlust – ausgelöst vor allem durch Rückgänge in den Bereichen Regierung sowie Immigration & Investitionen – ermöglichte Kanada vorbeizuziehen und den vierten Platz einzunehmen. Diese Nation ist Großbritannien also dicht auf den Fersen. Auch Italien macht im Vergleich zum Vorjahr einen Platz gut und verweist Japan auf Rang sieben.

 

[1] Der Anholt-GfK Nation Brands Index, der jährlich erhoben wird, misst das Image von 50 Ländern unter Berücksichtigung der Kategorien Exporte, Regierung, Kultur, Bevölkerung, Tourismus und Immigration/Investition. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 20.353 Online-Interviews mit Personen ab 18 Jahren in 20 Ländern durchgeführt. Aktuelle Parameter der online aktiven Bevölkerung wurden genutzt, um die Stichproben in jedem Land zu gewichten und auf diese Weise demografische Charakteristika wie Alter, Geschlecht und Bildung der online aktiven Bevölkerung widerzuspiegeln. Zusätzlich wurde in den USA, Großbritannien, Südafrika, Indien und Brasilien die Rasse/Ethnie zur Gewichtung genutzt. Die Feldarbeit wurde vom 07. bis zum 25. Juli 2016 in folgenden Ländern durchgeführt:
Nordamerika: USA, Kanada, Kuba
Westeuropa: Belgien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Irland, Schottland,
Schweden, Dänemark, Holland, Schweiz, Finnland, Australien, Griechenland, Nordirland
Zentral/Osteuropa: Russland, Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Türkei, Kasachstan
Asien und Pazifik: Japan, Südkorea, China, Indien, Thailand, Indonesien, Singapur, Taiwan, Australien, Neuseeland
Lateinamerika: Argentinien, Brasilien, Mexiko, Chile, Peru, Kolumbien, Ecuador
Naher Osten/Afrika: Vereinigten Arabischen Emirate, Iran, Ägypten, Saudi-Arabien, Südafrika, Kenia, Nigeria, Katar
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Über Simon Anholt
Simon Anholt ist der weltweit führende Experte für nationales Image und Identität. Professor Anholt war Vizepräsident des Public Diplomacy Boards der britischen Regierung und arbeitet als unabhängiger Politikberater für die Regierungen von mehr als 50 Ländern. Anholt entwickelte das Konzept des Nation Brands Index sowie des City Brands Index im Jahr 2005. Er ist Gründer und emeritierter Herausgeber der vierteljährlichen Zeitschrift Place Branding and Public Diplomacy, sowie Autor des Brand New Justic, Brand America and Competitive Identity – dem neuen Imagemanagement für Länder, Städte und Regionen. Sein neuestes Buch »Places« wurde 2010 von Macmillan zusammen mit einer neuen Auflage von »Brand America« veröffentlicht. Anholt erhielt im Jahr 2009 den Nobels Colloquia Preis für Ökonomie. Im Jahr 2013 wurde er als Honorarprofessor für politische Wissenschaften an die Universität von East Anglia berufen. Er ist Direktor des Anholt Instituts in Kopenhagen.

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