Die biometrischen Authentifizierungsmethoden der Gegenwart und Zukunft

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Die Eingliederung von Handys und Tablets ins immer verzweigtere Unternehmensnetzwerk stellt die IT-Sicherheit seit geraumer Zeit vor Herausforderungen. Im Zuge dieser Entwicklung ist das Passwort als Authentifizierungsmethode obsolet, da es schnell verloren oder gestohlen werden kann, wodurch Außenstehende zu leicht Zugang zum System erhalten können.

Die Multi-Faktor-Authentifizierung gilt als deutlich probateres Mittel, da es einen mehrschichtigen Verifizierungsprozess voraussetzt. Der Zugriff auf ein System erfolgt anhand zweier oder mehrerer unabhängiger Berechtigungsnachweise. Bekannt ist diese Methode von Bankomaten. Erst die Kombination der EC-Karte mit dem PIN erlaubt den Zugriff auf das Geldkonto. Im Gegensatz zu rein passwortgeschützten Anwendungen erlaubt der Diebstahl der Kennzahl noch keinen Zugriff auf das Kennwort, da eine weitere Sicherheitsbarriere existiert. Durch den technologischen Fortschritt ergeben sich auch im Bereich der Multi-Faktor-Authentifizierung neue Möglichkeiten, die die Sicherheit zusätzlich erhöhen können.

Der Körper als Authentifizierungsmerkmal

Durch immer feinere Sensoren halten biometrische Merkmale zunehmend als Authentifizierungsfaktor im Alltag Einzug. Im Gegensatz zur EC-Karte oder dem PIN-Code können biometrische Faktoren nicht einfach verloren gehen oder gestohlen werden und stellen Hacker somit vor noch größere Probleme.

»Forscher entwickeln immer ausgefeiltere Methoden, die es Nutzern erlauben, sich mit individuellen Körpermerkmalen zu authentifizieren,« sagt Jason Goode, Regional Director EMEA von Ping Identity. »Neben dem Sicherheitsaspekt ist allerdings die Nutzererfahrung ein wesentlicher Faktor. Eine Lösung, muss einfach zu bedienen sein und darf keinen großen Aufwand voraussetzen, wenn sie sich durchsetzen soll.«

Ping Identity gibt eine Übersicht über die biometrischen Authentifizierungsmethoden der Gegenwart und Zukunft.

  1. Fingerabdruck: Spätestens seitdem Apple das iPhone 5s mit einem Sensor zum Lesen des Fingerabdrucks ausgestattet hat, ist diese Authentifizierungsmethode salonfähig. Das simple Auflegen des Fingers ermöglicht eine bequeme und schnelle Authentifizierung. Besonders bei neueren Smartphones ist dies die gängige Methode, um die Bildschirmsperre aufzuheben. Diese Technik birgt allerdings Risiken, denn mehrmals konnte diese Technologie bereits überlistet werden.
  2. Iris-/Netzhaut-Scan: In Agentenfilmen schon seit Jahren ein probates Verifizierungsmittel, hat der Scan der Netzhaut inzwischen Einzug in das tägliche Leben gehalten. Beispielsweise nutzt Samsung dieses Verfahren in seinem Galaxy S8. Dieses Verfahren gilt als besonders sicher, da die Beschaffenheit und Oberfläche der Netzhaut ähnlich wie der Fingerabdruck individuell ist und sich im Laufe eines Lebens nicht ändert. In zahlreichen Studien und Tests ist bisher auch noch kein fehlerhaftes Erkennen festgestellt worden. Allerdings ließ sich auch der Iris-Scanner des Galaxy S8 bereits austricksen.
  3. Stimmerkennung: Die Authentifizierung der Stimme erfolgt über die Messung der Tonvibrationen und dem Vergleich mit bereits bestehenden Mustern. Die zu identifizierende Person muss hierzu bestimmte Worte oder Sätze hinterlegen, um sich per Vergleich authentifizieren zu können. Der Schwachpunkt ist die Anfälligkeit gegenüber Interferenzen und Hintergrundgeräuschen.
  4. Handvene: Fujitsu hat eine Variante des Fingerabdrucks entwickelt. Mit PalmSecure registriert sich der Nutzer anhand seiner Hand, genauer gesagt anhand seiner Handvenen. Dabei analysiert der Scanner mithilfe eines Infrarotstrahls die Venenstruktur der Hand und vergleicht sie mit dem hinterlegten Muster. Laut Fujitsu ist diese Methode 100 Mal sicherer als der Abgleich mit einem Fingerabdruck.
  5. Gehverhalten: Der individuelle Gehstil soll Authentifizierung in Zukunft sicherer machen. Data61 von der australischen Forschungseinrichtung CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) hat in einer kleinen Gruppe die Genauigkeit des Gehverhaltens von Nutzern analysiert. Dabei nutzten sie die in Smartphones verbauten Beschleunigungssensoren. Bei ersten Tests konnten die Forscher bereits in 95 Prozent der Fälle die Person korrekt zuordnen. Allerdings nahmen in dieser Testreihe lediglich 20 Personen teil.

Fazit: Im Rahmen der Multi-Faktor-Authentifizierung ist Biometrische Authentifizierung ein nicht zu unterschätzendes Element. Bereits heute versprechen diverse Verfahren eine hohe Sicherheit. Das Ende der Entwicklung ist dabei noch nicht erreicht. Mit den fortschreitenden technischen Möglichkeiten werden auch in Zukunft neue und noch sicherere Möglichkeiten erforscht werden, um die Einzigartigkeit des menschlichen Körpers zur Absicherung der digitalen Identität zu verwenden. Mindestens so wichtig wie der Sicherheitsaspekt ist und bleibt dabei der Benutzerkomfort.

 


 

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