Disruption – die digitale Transformation: Plattformen als Erfolgsrezept für die Digital Economy

Um im Zeitalter des digitalen Wandels zu bestehen, müssen Unternehmen die Möglichkeiten der digitalen Wirtschaft voll ausschöpfen – nur so können sie verhindern, dass sie in naher Zukunft an Relevanz verlieren.

Nicht nur die Kleinen kann es treffen. Auch große Unternehmen laufen heute Gefahr, mittelfristig vom Markt zu verschwinden, wenn sie es versäumen, ihre digitale Technologie den aktuellen Trends anzupassen. Das Stichwort heißt hier Disruption – die digitale Transformation des eigenen Unternehmens ist in nahezu allen Branchen keine Option, sondern ein absolutes Muss. Dabei geht es nicht um blumige Absichtserklärungen oder aufregende Leuchtturmprojekte, sondern um Ergebnisse: eine höhere Effizienz, wichtige Erfahrungswerte, relevante Einblicke oder neue Geschäftsmodelle. Um sich erfolgreich zu transformieren müssen Unternehmen neue Technologien wie das Internet der Dinge, Mobility, Social Media, Cloud, Analytics oder künstliche Intelligenz nutzen und miteinander kombinieren. 

Laut Branchenschätzungen von McKinsey & Company [1] bietet allein das Internet der Dinge (IoT) bis 2025 in verschiedenen Branchen ein Marktpotenzial von circa neun Billionen Euro. Das größte Potenzial mit rund drei Billionen Euro wird für die Fertigungsindustrie prognostiziert. Ausschlaggebend dafür werden insbesondere die folgenden Faktoren sein: eine höhere Anlagenauslastung und Mitarbeiterproduktivität, ein besseres Kundenerlebnis, innovative Lösungen sowie die Beseitigung von Ineffizienzen in der Lieferkette und Logistik. 

Kosten- und Risikoverteilung auf die Stakeholder. Um von den neuen Trends optimal profitieren zu können, müsste jedes Unternehmen eine Plattform nutzen, die einerseits die genannten Technologien vereint und darüber hinaus die Möglichkeit bietet, eigene Anwendungen zu erstellen. Aufgrund des Zeitaufwands und der erforderlichen Ressourcen wäre es jedoch äußerst unwirtschaftlich, wenn jedes Unternehmen seine eigene Plattform erstellt. Deutlich sinnvoller ist es, ein gemeinsames System zu entwickeln, das auf die individuellen Anforderungen einer Branche ausgerichtet ist: eine Branchenplattform, die von allen Stakeholdern innerhalb des jeweiligen Sektors verwendet werden kann. 

Ein großer Vorteil ist dabei die Verteilung der Kosten und Risiken auf die Stakeholder. Eine Kostenteilung ist sinnvoll, da auf diese Weise nicht jeder Stakeholder in eine eigene Plattform investieren, diese fortlaufend pflegen und mit neuen Technologien aktualisieren muss. Die kontinuierliche Aktualisierung dieser Basis ist eine komplexe Aufgabe, die nur von spezialisierten Fachleuten ausgeführt werden kann. In den meisten Unternehmen zählt der Aufbau einer Plattform zudem nicht zu den Kernkompetenzen. Vielmehr ist sie nur ein Werkzeug, um wichtige geschäftliche Ideen voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund ist die Nutzung einer gemeinsamen, von Experten entwickelten Plattform, die beste Vorgehensweise.

Exponentielle Zunahme der Vorteile durch den Netzwerkeffekt. Wenn die Stakeholder einer Branche eine gemeinsame Plattform nutzen, profitiert jeder einzelne Stakeholder vom Netzwerkeffekt. Das vom Erfinder des Ethernet, Robert Metcalfe, 1980 formulierte »Metcalfe‘sche Gesetz« besagt, dass der Nutzen eines Netzwerks proportional zur Anzahl der möglichen Verbindungen zwischen den Teilnehmern wächst, während die Kosten nur proportional zur reinen Teilnehmerzahl wachsen. Daraus folgt, dass praktisch bei jedem Netz ab einer bestimmten Größe der Nutzen höher ist als die Kosten.

Der Internet-Pionier David P. Reed hat darüber hinaus prognostiziert, dass der Nutzen großer Netzwerke exponentiell zur Größe des Netzwerks steigt. Wenn also neue Mitglieder zur Plattform hinzugefügt werden, nimmt der Nutzen für die Stakeholder exponentiell zu. Da jedes Mitglied, das die Plattform nutzt, sich potenziell mit jedem anderen Mitglied vernetzen und Informationen teilen kann, können abhängig davon, welche Informationen die Parteien teilen und zu welchem Zweck diese Informationen geteilt werden, bilaterale oder multilaterale Geschäftsmodelle entstehen. 

Neue Geschäftsmodelle mit wechselseitiger Wertschöpfung. Laut dem Analystenhaus IDC werden mehr als 50 Prozent aller Großunternehmen – und über 80 Prozent aller Unternehmen mit ausgereiften Strategien für den digitalen Wandel – Branchenplattformen aufbauen oder über diese Plattformen zusammenarbeiten. Während Geschäftsmodelle mit traditioneller Wertschöpfungskette eine lineare Wertschöpfung zur Folge haben, führen die plattformbasierten Geschäftsmodelle zu einer dauerhaften wechselseitigen Wertschöpfung. Bei Verwendung einer gemeinsamen Plattform durch Anbieter, Lieferanten, Händler, Partner, Allianzen und sogar Mitbewerber müssen jedoch auch eine Reihe von Herausforderungen gemeistert werden, insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Zugriffskontrolle
  • Data Governance
  • Dynamische Partnerschaften

Die Zugriffskontrolle stellt sicher, dass nur berechtigte Mitglieder auf die Plattform und die darauf gespeicherten Daten zugreifen können. Für maximale Flexibilität ist ein Mechanismus für eine föderierte Zugriffskontrolle wünschenswert. Mit Hilfe von Data Governance wird gewährleistet, dass die richtigen Parteien zur richtigen Zeit auf die richtigen Daten zugreifen können. Dazu ist eine äußerst granulare Datenmodellierung erforderlich – sowohl im Hinblick auf die Hierarchie der einzelnen Assets als auch mit Blick auf die Eigentumsrechte beziehungsweise die Organisation. Nachdem die Datenelemente sowie die Beziehungen zwischen diesen Elementen granular modelliert wurden, lassen sich die Zugriffsberechtigungen für die Datenelemente effektiv durchsetzen. Mithilfe dynamischer Partnerschaften wird gewährleistet, dass zwei oder mehr Parteien die gewünschten Daten nur für die Dauer der Zusammenarbeit gemeinsam nutzen beziehungsweise teilen können. Zu diesem Zweck sind zeitbasierte Verträge erforderlich, deren Einhaltung durch Änderungen am Autorisierungsprozess während und nach der Zusammenarbeit gewährleistet wird.

Plattformstrategie schlägt Produktportfolio. Bei der Verwendung einer Branchenplattform mit granularer Data Governance und dynamischen Partnerschaften zwischen mehreren Parteien können völlig neue Geschäftsmodelle oder Einnahmequellen entstehen. Da der Nutzen praktisch für alle Branchen besteht, wird eine entsprechende Branchenplattform für jeden Sektor benötigt. Dabei wird aus Unternehmenssicht immer deutlicher, dass es wichtiger ist, über eine Plattformstrategie und das geschäftliche Know-how für eine optimale Nutzung der Plattform zu verfügen als über eine Reihe eigener Produkte – und zwar unabhängig davon, wie umfangreich das verfügbare Produktportfolio auch sein mag. Denn der exponentiell zunehmende Nutzen einer Plattform durch den Netzwerkeffekt ist beispiellos.


Dr. Sanjoy Paul, Vice President,
Manufacturing & Technology,
Wipro Limited
www.wipro.com

 

 

[1] https://www.mckinsey.com/business-functions/digital-mckinsey/our-insights/the-internet-of-things-the-value-of-digitizing-the-physical-world

 

Illustration: © file404 /shutterstock.com

 

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