Drohnen als Datenquelle für Big-Data-Analysen

»Drohne« ist eine etwas unglückliche und ungeschickte Bezeichnung für ein unbemanntes Flugobjekt oder Unmanned Aerial Vehicle – kurz UAV – zumindest unter Kenntnis der biologischen Zusammenhänge bei staatenbildenden Insektenvölkern. Dort haben Drohnen eine ganz andere Funktion als UAVs. Doch wie so oft hat sich der Begriff etabliert und wir müssen damit leben.

Seit einigen Jahren sind Drohnen ein Thema. Dabei kann man generell zwischen Flüglern und Quadrocoptern unterscheiden. Die unbemannten Flugzeuge mit Tragflächen haben vor allem durch ihre militärische Nutzung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Die Quadrocopter in ihren ganz verschiedenen Bauformen (ganz typisch ist ein zentraler Körper mit vier Armen, an denen Rotoren angebracht sind) haben dabei vor allem im Markt für Spiel und Hobby, da beispielsweise das Filmen oder Fotografieren aus der Luft, an Bedeutung gewonnen.

Interessant wird die weitere Entwicklung der kommerziellen Anwendung von UAVs. Ein spannendes Gebiet ist die Inspektion von beliebigen Objekten in schwer zugänglichen Gebieten oder in gefährlichen Umgebungen.

Zwar zeigen die Marketing-Leute der Branche hier gerne Drohnen über einem Raps-Feld, wobei die Drohne dann angeblich die dort befindliche Windkraftanlage, den Reifezustand der Ackerpflanzen oder die zufällig im Bild sichtbare Hochspannungsleitung in den Fokus nimmt. Diese Szenarien werden beinahe schon inflationär ausgegeben. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten der UAVs sehr viel umfangreicher. Also nehmen wir die Standardwerbefotos als symbolische Darstellungen hin. Das ist auch deshalb angebracht, weil bei weitem nicht alle Anbieter den tatsächlichen Nachweis bringen können, dass sie schon alle gezeigten Projekte tatsächlich realisiert haben.

Kritische Stimmen behaupten, dass Deutschland diesen »emerging market« durch Überregulierung bremsen würde. Das ist nur zum Teil richtig, denn wenn die Regeln sorgfältig erarbeitet werden, bleibt beispielsweise die Privatsphäre geschützt. Auch die technischen Spezifikationen zu den UAVs müssen sehr vorsichtig betrachtet werden, so etwa dass es derzeit keine Normen für die Berechnung der Flugdauer gibt oder Nutzlast und Batterieleistung beliebig gedeutet werden können. Deswegen ist es gar nicht schlecht, wenn hierzulande staatlicherseits regulatorische oder zumindest normative Maßnahmen ergriffen werden.

Dank regulatorischer Maßnahmen schwirren – zumindest in absehbarer Zeit – keine Drohnen mit einer Kiste voller Bücher, Blumen oder Sandalen über unsere Köpfe hinweg, während wir einkaufen gehen. Das Szenario der Lieferdrohne ist ganz nebenbei spätestens bei einem Fünf-Kilogramm-Sack Kartoffeln überreizt, weil das die Nutzlast der heute verfügbaren kommerziellen Drohnen bereits überschreitet oder deren Batterie nach wenigen Minuten ermattet wäre.

IBM hat vor knapp einem Jahr ein Proof-of-Concept-Szenario entwickelt, dass sich auf die Inspektion von Mobilfunkmasten bezog und zum Ziel hatte, weitere Partner für die Umsetzung der Szenarien zu finden. Der Beitrag von IBM lag dabei vor allem in der Auswertung der Daten, die bildgebende Systeme an den UAVs liefern. Diese Daten können laut dem POC-Paper mit IBM-Watson-Verfahren analysiert werden.

Damit werden die Drohnen zu fleißigen Bienchen (weshalb eingangs der kleine sprachliche Exkurs notwendig war). Die UAVs können mit der entsprechenden Nutzlast nahezu beliebige Daten sammeln. Das sind oftmals Bilder, Wärmebilder oder Filme. Mit entsprechenden Sensoren können das auch Messdaten sein.

Industriellen Anwendern steht mit UAVs eine neue Technologie zur Verfügung, die viele Prozesse, zunächst vor allem in der elektrischen oder optischen Inspektion technischer Anlagen, verändern wird. Gefährliche Einsätze von Menschen können verlagert werden. Die Techniker können künftig ihre Drohne den Mast entlang fliegen lassen oder die Datenanalysen interpretieren.

ICT-Anbieter, die heute schon einen Fuß im Markt für Big-Data-Analysen und für KI haben, können für ein sehr breites Anwendungsspektrum Auswerteverfahren entwickeln. Beim IBM-POC handelt es sich um die Auswertung von Inspektionsdaten eines Mobilfunkturms. Um die Anwender der UAVs zu gewinnen, können die Analysen mit Cloud-Angeboten für die Speicherung der Daten gekoppelt werden. Wichtig ist es hier, dem Anwender die Programmierung der Analysen abzunehmen. Müssten die Anwender die Analysen selbst programmieren, könnte das in der Tat eine heftige Bremse für diese nützliche und interessante Marktentwicklung sein.

Holm Landrock

Holm Landrock, Experton Group, www.experton-group.de

 

Bottom Line (ICT-Anwenderunternehmen):

Drohnen erleben seit einigen Jahren vor allem im Consumer-Bereich eine Konjunktur. Es gibt aber auch eine Anzahl ernst zu nehmender Hersteller von Drohnen, deren Produkte sich durch eine hohe Nutzlast, Flugstabilität, Flugdauer und viele andere Eigenschaften auszeichnen. Damit werden Drohnen für industrielle Anwender zu wichtigen Helfern für die Datenerhebung.

Bottom Line (ICT-Anbieterunternehmen):

Industriell genutzte Drohnen erzeugen unter Umständen so große Datenmengen, dass Big-Data-Analysen, explorative Verfahren und Künstliche-Intelligenz-(KI-) Verfahren zum Mittel der Wahl werden. Die Anbieter entsprechender Technologien können mit entsprechenden Services die Nase in diesem Wachstumsmarkt vorn behalten.


 

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