Ein besserer Einsatz von Software-Entwicklern könnte die globale Wirtschaftsleistung um 2,6 Billionen Euro steigern

Illustration: Geralt Absmeier

  • Unternehmen sorgen sich mehr um Zugang zu Entwicklern (34 Prozent) als zu Kapital (27 Prozent).
  • 60 Prozent der deutschen Entwickler verwenden zu viel Zeit mit der Wartung veralteter Systeme.
  • Deutschland hat Nachholbedarf und investiert zu wenig in neue Software.

 

Aus einer internationalen Studie zur Rolle von Entwicklern in Unternehmen [1] geht hervor, dass Unternehmen sich mittlerweile mehr um die Verfügbarkeit von Entwicklern als um Kapital sorgen. Bedeutend ist auch, dass sich Entwickler im Schnitt 17 Stunden in der Woche mit der Wartung veralteter Software befassen müssen und zu wenig in neue Systeme investiert wird. Mehr als 1.400 Entwickler und Führungskräfte aus fast 30 Branchen nahmen an der Studie teil.

Mit der fortschreitenden Entwicklung von Technologie ist die Nachfrage nach gut ausgebildeten Software-Ingenieuren auf einem Höchststand. Die Studie von The Harris Poll im Auftrag von Stripe untersucht, wie Unternehmen heute ihre Tech-Talente einsetzen und was sie ändern könnten, um deren Produktivität zu steigern, neue Produkte zu entwickeln sowie neue und sich abzeichnende Trends schneller zu erschließen.

Entwickler können den Unternehmenserfolg drastisch erhöhen, wenn sie effektiv eingesetzt werden. Ein produktiverer Einsatz der weltweiten Entwicklerressourcen könnte die globale Wirtschaftsleistung in den nächsten zehn Jahren um 2,6 Billionen Euro steigern.

Der Zugang zu Entwicklern ist eine größere Hürde als der Zugang zu Kapital
Führungskräfte berichten, dass der Mangel an gut ausgebildeten Entwicklern eine der größten potenziellen Gefahren für ihr Unternehmen darstelle. Tatsächlich sorgen sie sich mehr um den Zugang zu qualifizierten Entwicklern (34 Prozent) als um den Zugang zu Kapital (27 Prozent). Gute Entwickler können den Schritt in neue Märkte oder Produktbereiche beschleunigen und Unternehmen dabei helfen, sich stärker zu differenzieren. Allerdings geht es nicht nur darum, wie viele gut ausgebildete Entwickler Unternehmen einstellen; entscheidend ist vor allem, wie diese eingesetzt werden.

Unternehmen verlieren weltweit mehr als 25 Milliarden Euro durch veraltete Software
Obwohl viele Führungskräfte angeben, dass es eine Priorität für sie sei, die Produktivität ihrer Entwickler zu steigern, verbringt der durchschnittliche Entwickler mehr als 17 Stunden pro Woche damit, sich mit Wartungsproblemen wie Debugging oder Refactoring zu beschäftigen. Zusätzlich fallen im Schnitt noch vier Stunden pro Woche für die Wartung veralteter Softwaresysteme an. Dies entspricht insgesamt weltweit über 25 Milliarden Euro an Opportunitätskosten. Fast zwei Drittel der Entwickler sind der Auffassung, dass klare Prioritäten, Verantwortlichkeiten und langfristig gesetzte Produktziele die eigene Produktivität verbessern würden.

Die Top-Investitionsbereiche sind Infrastruktur, Forschung & Entwicklung sowie Personal
Führungskräfte in allen Ländern haben den deutlich gewachsenen Wettbewerb in der Technologiebranche erkannt. Deshalb stellen sie in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie Personal in den Vordergrund. Sowohl Entwickler als auch die obersten Führungskräfte sind sich einig, dass künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und die API-Economy heute den größten Einfluss auf ihr Geschäft haben. Die Entwickler sind dabei allerdings weniger überzeugt als die Führungskräfte, dass ihre Unternehmen bereit sein werden, diese Trends für sich zu nutzen. Zusätzlich sind Entwickler besorgt, nicht über die richtige Technologieinfrastruktur und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu verfügen.

Deutschland hinkt hinterher
Im letzten Jahr ist die Zahl der Entwickler und Software-Ingenieure in Unternehmen weltweit gestiegen. Allerdings gaben in Deutschland lediglich 46 Prozent der Befragten an, dass dies auch in ihrem Unternehmen der Fall war – im weltweiten Vergleich ist das der niedrigste Wert. Hinzu kommt, dass veraltete Software-Systeme die Produktivität in Deutschland besonders stark einschränken: 60 Prozent der Befragten stimmten in Deutschland der Aussage zu, dass Entwickler zu viel Zeit mit veralteten Systemen vergeuden. In den USA hingegen geben das »nur« 47 Prozent an.

»Mit unserer Studie konnten wir zeigen, dass Entwickler eine oft unterschätzte Ressource in Unternehmen sind, deren Einfluss allerdings überall zu steigen beginnt. Es wird einmal mehr deutlich, dass Führungskräfte in Deutschland Entwickler stärker einbeziehen und unterstützen sollten, um deren Produktivität zu erhöhen und den Nutzen für das Unternehmen zu steigern. Für die Zukunft des Standorts Deutschland wird es entscheidend sein, wie Unternehmen in die Erneuerung ihrer Software-Systeme investieren und wie sie ihre Entwickler einsetzen«, kommentiert Felix Huber, Nordeuropachef von Stripe, die Ergebnisse.

Stripe-Nutzer wie das Hamburger Unternehmen Jimdo haben oftmals einen besonderen Fokus auf Technologie, und erkennen den Wert ihrer Software-Entwickler daher besonders gut: »Wir von Jimdo bieten Gründern und Unternehmern den leichtesten Weg, mit einer eigenen Website online erfolgreich zu sein. Das Know-how unserer Entwickler ist dabei essenziell, um komplexe Vorgänge für Nutzer wirklich einfach zu machen. Darum ist unser Anspruch, als Team sowie durch einen klaren Technologiefokus ›best in class‹ zu sein. Die Studie von Stripe bestätigt uns in diesem Ansatz,« erklärt Clemens Weidenbach, Vice President Growth von Jimdo.

[1] Methodik: Stripe hat The Harris Poll beauftragt, Entwickler, technische Leiter und Führungskräfte über die geschäftlichen Herausforderungen, Software-Entwicklungspraktiken und zukünftigen Investitionen ihrer Unternehmen zu befragen. Dabei ging es darum, die Rolle zu bestimmen, die die Produktivität der Entwickler für den Unternehmenserfolg spielt. Die Studie wurde von The Harris Poll im Auftrag von Stripe zwischen Oktober 2017 und März 2018 online durchgeführt. 1.440 Entwickler und Führungskräfte aus fast 30 Branchen nahmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA und Singapur an der Studie teil. In Deutschland wurden 279 Personen befragt.

 

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