Eltern wünschen sich eine digitale Schule für ihre Kinder

  • Breite Unterstützung für einen Digitalpakt zwischen Bund und Ländern: 83 Prozent der Eltern fordern Investitionen in Geräte und digitale Lernmittel.
  • Alle Eltern wünschen sich mehr Unterricht zu Themen der digitalen Welt.

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Langsame PCs mit veralteter Software, fehlendes Internet in den Klassenräumen und ein Unterricht, in dem Digitalthemen kaum behandelt werden. So sehen Schulen im Jahr 2016 in Deutschland aus, wenn man die Eltern fragt. 40 Prozent sagen, der Zustand der Computertechnik an der Schule ihres Kindes sei »schlecht« oder »sehr schlecht«, nur 21 Prozent vergeben die Bewertung »gut« oder »sehr gut«. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1011 Eltern schulpflichtiger Kinder im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].

Eltern sehen überwiegend Vorteile im Einsatz digitaler Technologien in der Schule.

66 Prozent geben an, dass das eigene Kind durch Computer und Internet in der Schule motivierter ist, jeweils rund die Hälfte glaubt, dass dadurch die Zusammenarbeit der Schüler verbessert wird (49 Prozent) oder das eigene Kind schneller lernt (47 Prozent). »Die Eltern haben keine Angst vor digitalen Technologien in der Schule. Sie haben vielmehr Sorge, dass die Schule zum analogen Refugium wird, das die Schüler nicht auf die wirkliche Welt vorbereitet«, sagt Bitkom-Vizepräsident Achim Berg.

Während der von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka vorgeschlagene Digitalpakt, der 5 Milliarden Euro aus Bundesmitteln für die technische Ausstattung der Schulen vorsieht, von Lehrerverbänden und einzelnen Wissenschaftlern abgelehnt wurde, fordern die Eltern einen solchen Schritt vehement ein. Nur 13 Prozent der Eltern sehen keinen Investitionsbedarf für das digitale Lernen an den Schulen. 83 Prozent der Eltern fordern mehr Geld für Computertechnik und digitale Lernmittel an der Schule. 7 Prozent würden dabei eine Umschichtung der Investitionen zu Gunsten der digitalen Medien befürworten. Gleichzeitig legen aber 76 Prozent Wert darauf, dass dies nicht zu Lasten anderer Investitionen wie etwa in Turnhallen oder für die Gebäudesanierung geht.

Digitalpakt zwischen Bund und Ländern

»Der vorgeschlagene Digitalpakt zwischen Bund und Ländern setzt genau hier an. Der Bund bietet Milliarden für die technische Ausstattung der Schulen, im Gegenzug müssen die Länder pädagogische Konzepte liefern und die Lehrer entsprechend aus- und weiterbilden«, so Berg. »Damit würde die Digitalisierung der Schulen nicht zu Lasten anderer notwendiger Investitionen gehen. Vielleicht gelingt es so, den gordischen Knoten in der digitalen Schulpolitik zu durchschlagen und den lähmenden Stillstand zu beenden.«

Lehrerfortbildung mit Handlungsbedarf

Auch beim Thema Lehrerfortbildung sehen viele Eltern Handlungsbedarf. 29 Prozent sagen, die Lehrer ihrer Kinder stünden digitalen Medien eher skeptisch gegenüber, 11 Prozent glauben sogar, dass sie diese grundsätzlich sehr kritisch sehen. Rund die Hälfte sieht die Lehrer digitalen Medien gegenüber positiv eingestellt (52 Prozent) oder hält sie sogar für echte »Technik-Fans« (2 Prozent). Alle befragten Eltern wünschen sich eine breitere Behandlung von Digitalthemen im Unterricht. Besonderen Bedarf sehen sie bei den Themen Datenschutz im Internet (73 Prozent), Berufschancen in der digitalen Wirtschaft (66 Prozent) und richtiges Verhalten in Chats und sozialen Netzwerken (65 Prozent). Mehr als die Hälfte der Eltern wünscht sich zudem, dass im Unterricht über rechtliche Grundlagen im Internet aufgeklärt wird (53 Prozent). Ebenfalls großen Bedarf sehen sie bei der Bedienung von Anwendungsprogrammen (46 Prozent), technischen Grundlagen wie Programmieren (42 Prozent) und der Nutzung des Webs für Recherchen (41 Prozent).

Pflichtfach Informatik und Englisch ab der 1. Klasse

Eindeutig sprechen sich die Eltern auch für die Einführung eines Pflichtfachs Informatik ab der 5. Klasse aus. Rund zwei Drittel (64 Prozent) wünschen sich eine entsprechende Ergänzung der Stundentafel. Und ebenfalls zwei Drittel (67 Prozent) wollen, dass Englisch ab der 1. Klasse verpflichtend unterrichtet wird. Berg: »Englisch ist die Lingua franca der digitalen Welt. Digital besonders erfolgreiche Nationen wie Schweden, Israel oder die baltischen Staaten haben darauf schon längst reagiert.«

Eine große Mehrheit der Eltern wünscht sich selbst Fortbildungen, um die eigene Digitalkompetenz zu verbessern. Nur 6 Prozent der Eltern geben an, dass sie keinerlei Weiterbildungen in diesem Bereich wollen. Am stärksten ist das Interesse bei den Eltern an mehr Informationen zu rechtlichen Grundlagen im Internet (55 Prozent), der allgemeinen Handhabung von digitaler Technik (43 Prozent), Datenschutz im Internet (38 Prozent) und der Bedienung von Anwenderprogrammen (36 Prozent). Aktuell sagen 70 Prozent der Eltern, dass ihr Kind sich besser mit technischen Themen wie etwa der Nutzung von Smartphone oder Computer auskennt als sie selbst. Die Hälfte (51 Prozent) fühlt sich manchmal überfordert, dem eigenen Kind die Chancen und Risiken digitaler Technologien nahe zu bringen. Und 4 von 10 Eltern geben an, dass sie manchmal Sorgen haben, was ihr Kind im Internet macht.

[1] Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.011 Eltern schulpflichtiger Kinder in Deutschland befragt.

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