Gründerinnen erhalten nur 25 Prozent ihres geforderten Wagniskapitals

Eine aktuelle Studie von schwedischen Wissenschaftlern zeigt: Aus Sicht der Wagniskapitalgeber ist der optimale Gründer ein Mann, keine Frau. So belegen die Zahlen zur Finanzierung, dass Existenzgründer im Durchschnitt satte 52 Prozent der geforderten Investitionssumme abschöpfen und ihre weiblichen Mitstreiterinnen gerade einmal 25 Prozent erhalten. Daraus resultiert, dass nur ein Bruchteil des gesamten Wagniskapitals in weibliche Gründer investiert wird. Dass sich auch deutsche Gründerinnen mit dieser Geschlechterlücke konfrontiert sehen, bestätigt eine Untersuchung des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation: Etwa 62 Prozent der befragten Jungunternehmerinnen fühlen sich von Investoren und Kreditgebern benachteiligt. Allerdings gaben auch zwei Drittel der befragten Gründerinnen an, Schwierigkeiten zu haben, sich in Pitches selbstdarstellerisch zu präsentieren und ihre Idee zu vermarkten.

»Das Potenzial von Gründerinnen wird in Europa und weltweit immer noch deutlich unterschätzt. Das beobachten wir auch in der Digital- und Technologiebranche«, sagt Wolfram Groß, Projektleiter des Gründerwettbewerbs bei der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH. »Ein möglicher Grund für dieses Ungleichgewicht ist die Tatsache, dass Kapitalgeber eher in männliche Gründerteams investieren, Investorinnen eher in Frauenteams. Da es insgesamt weniger einflussreiche Wagniskapitalgeberinnen gibt, kann dies dazu führen, dass Jungunternehminnern bei der Kapitalausschüttung benachteiligt werden. Allerdings haben die Umfragen auch ergeben, dass Frauen zum Teil unsicherer hinsichtlich ihrer eigenen Performance beim Pitchen sind. Hier spielen sicher einige Gründe zusammen.«

Der »Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen« möchte gezielt Frauen zu einer Bewerbung motivieren, um sie an das Netzwerk aus Kapitalgebern und Investoren heranzuführen. Auch die Positionierung erfolgreicher Unternehmerinnen als Vorbilder, mit denen sich die jungen Gründungsinteressierten austauschen und vernetzen können, ist ein großes Anliegen des Gründerwettbewerbs.

Über den »Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen«

Der »Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen« ist ein Ideenwettbewerb vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Jährlich finden zwei Wettbewerbsrunden statt. Bei den beiden Preisverleihungen werden jeweils bis zu sechs Gründungsideen mit Hauptpreisen von je 32.000 Euro ausgezeichnet. Darüber hinaus erhalten bis zu fünfzehn weitere Gründungsideen je 7.000 Euro. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine schriftliche Einschätzung ihrer Gründungsidee zu Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Die Bewerbungsphase der nächsten Wettbewerbsrunde 2/2017 startet am 3. Juli 2017.

Weitere Informationen zum Gründerwettbewerb unter www.gruenderwettbewerb.de.

Die Studie der Technische Universität Luleå finden Sie unter: Link zur Studie und die Untersuchung vom Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation steht hier bereit: Download Studie.

 


 

Gründerinnen fühlen sich gegenüber Gründern benachteiligt

 

  • Fast zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Gründerinnen sind der Meinung, dass es weibliche Gründer immer noch schwerer haben
  • Deutliche Mehrheit (62 Prozent) fühlt sich bei der Vergabe von Krediten durch Investoren gegenüber Männern benachteiligt
  • Helfen würden nach Meinung der Gründerinnen vor allem Zugänge zu Tech-Netzwerken und Unterstützung bei der Selbstvermarktung
  • Studie des Vodafone Instituts in Kooperation mit dem Netzwerk Women in Digital zur Lage der Gründerinnen in der deutschen Digitalwirtschaft.

 

Gründerinnen in der Digitalwirtschaft hadern mit den Rahmenbedingungen in Deutschland. Dies ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Studie »NEUE WELT und ALTE ROLLEN? Zur Situation von Gründerinnen in der Digitalwirtschaft in Deutschland« des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation in Kooperation mit dem Netzwerk Women in Digital.

Frauen haben es nach Meinung der befragten Gründerinnen immer noch deutlich schwerer bei der Unternehmensgründung als Männer. Rund zwei Drittel (64 Prozent) teilen diese Ansicht. Fast die Hälfte der Befragten (42 Prozent) fühlt sich als Gründerin oft nicht ernst genommen.

Ausgehend von dem Befund, dass der Gründerinnen-Anteil in der deutschen Digitalwirtschaft bei nur neun Prozent liegt, fragt die Studie des Vodafone Instituts Gründerinnen nach den größten Hürden. Über 86 Prozent von ihnen geben an, dass es eine besondere Hürde für Frauen darstellt, sich auf die übliche Selbstdarstellung und Übertreibung in der nach wie vor männer-dominierten Digitalbranche einzulassen. Entscheidend ist zudem die gefühlte Benachteiligung durch Investoren und Kreditgeber (62 Prozent) sowie das Fehlen von Mentorinnen und weiblichen Vorbildern (58 Prozent).

Gründerinnen selbst glauben nicht, dass ihnen in erster Linie IT-Kompetenzen fehlen. Sie geben an, dass vor allem Zugänge zu den bislang oft männer-dominierten Tech-Netzwerken (über 95 Prozent) helfen würden. Gründerinnen könnten dadurch Anregungen und Unterstützung für die Unternehmensgründung erhalten. Des Weiteren würde eine Bestärkung ihrer Person im Selbstmarketing (93 Prozent) bei der Unternehmensgründung helfen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund, dass rund 85 Prozent der Befragten fehlendes Selbstbewusstsein als eine besondere Hürde ansehen, von größter Bedeutung.

Für die Studie wurden 22 Experten und Gründerinnen interviewt sowie 112 Gründerinnen per Online-Umfrage befragt.

 

Prof. Dr. Stephanie Birkner, Uni Oldenburg:

»Gründung an sich hat kein Geschlecht. Menschen schaffen mit Blick auf sich und andere ›Gender-Schubladen‹ und diese prägen auch unsere Vorstellungen vom unternehmerischen Denken und Handeln. Lange Zeit passten in diese ›Schubladen‹ Frauen nur sehr unbequem rein – das ändert sich erst langsam. Wie prekär die Lage in Deutschland noch ist, zeigt die Studie des Vodafone Instituts. Neben strukturellen Benachteiligungen sind es vor allem die sozialen Gefüge der Start-up-Community, mit denen sich die Unternehmerinnen vielfach nicht identifizieren können.«

 

Tijen Onaran, Vorstand von Women in Digital:

»Ein gesundes und starkes Netzwerk, Förderer und Mentoren sowie Role Models sind das A und O für Gründerinnen. Für all das braucht es weniger Betroffenheit, sondern mehr Empowerment.«

 

Alice Steinbrück, Studien-Autorin, Head of Social Business, Vodafone Institut:

»Das gängige Klischee, dass es keine Frauen mit Tech-Kompetenzen gibt, ist veraltet. Um das vorhandene Potenzial zu wecken, muss sich die Herangehensweise von Medien, Politik und Kapitalgebern ändern. Zudem gilt es, die vorhandenen Potenziale zu wecken. Genau da setzt das Unterstützungsprogramm F-LANE des Vodafone Instituts an.«

 

Miriam Wohlfarth, Gründerin von RatePAY:

»Die Studie zeigt, dass es für weibliche Gründer noch einige Stolpersteine gibt. Um Investoren und Kunden zu überzeugen, kann man nur bei sich selbst beginnen: Nicht nur die Idee, sondern auch die eigene Person verkaufen, Mut zur Lücke haben, eigene Netzwerke gründen. So werden wir Vorbilder für die nächste Generation von Gründerinnen.«

 


 

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