Home Office: Arbeiten zu Hause boomt

In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Unternehmen, die Home-Office-Arbeitsplätze anbieten, gestiegen. Das zeigt ein Vergleich der aktuellen Ergebnisse der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung mit Ergebnissen aus den Jahren 2012 und 2013: So gaben 2012 rund 30 % der Unternehmen an, Home-Office-Arbeitsplätze anzubieten, im Jahr darauf lag der Anteil bereits bei 33 % und stieg auch zuletzt weiter an. Im zweiten Quartal 2016 gaben 39 % der Unternehmen an, generell das Arbeiten von zu Hause zu ermöglichen.

Zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen gab es keine nennenswerten Abweichungen vom Durchschnitt. Differenziert nach Beschäftigtengrößenklassen fiel jedoch auf, dass mit der Anzahl der Mitarbeiter auch der Anteil der Unternehmen mit Home-Office-Arbeitsplätzen stieg. In großen Unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern gaben 65 % der Personalleiter an, dass die Mitarbeiter auch zu Hause arbeiten können, in kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten waren es nur 29 %. Home Office spielt in großen Unternehmen also eine weitaus größere Rolle als in kleineren.

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Die Personalleiter wurden zudem gefragt, inwiefern sie in den vergangenen fünf Jahren die Anzahl von Home-Office-Arbeitsplätzen verändert haben. Die Prozentangaben beziehen sich anteilig auf Firmen, die zuvor angaben, Home Office zu ermöglichen. Fast jedes zweite Unternehmen (48 %) gab an, in den vergangenen Jahren das Angebot von Home Office ausgebaut zu haben. Auch hier zeigen die Ergebnisse, dass große Firmen (mit 500 und mehr Mitarbeitern) das Angebot von Home Office stärker vorantrieben (»ausgebaut«: 63 %) als kleinere. 48 % der Personalleiter gaben an, das Angebot gleich gelassen zu haben. Der Anteil der Firmen, die Home Office weniger stark einsetzten als noch in den vergangenen Jahren, liegt im Durchschnitt bei nur 4 %.

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Zudem planten rund 23 % der befragten Firmen, bis Ende 2017 das Angebot von Home Office weiter auszubauen. Auch hier war das Thema in großen Firmen von überdurchschnittlicher Relevanz: 44 % wollten Home Office verstärkt nutzen; bei kleinen Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern gaben dies nur 19 % der Personalleiter an. Differenziert nach Wirtschaftsbereichen planten Industriefirmen verstärkt, Home-Office-Arbeitsplätze einzuführen (28 %); im Handel und im Dienstleistungsbereich waren es mit 24 % beziehungsweise 20 % etwas weniger Unternehmen. Im Durchschnitt haben rund 3 % der Firmen vor, den Einsatz von Home Office in Zukunft zu reduzieren.

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Die Heimarbeit bedeutet aber keine völlige zeitliche Freiheit, sie ist häufig mit Präsenzphasen im Unternehmen verbunden. Unter den Firmen, in denen die Arbeit von zu Hause aus möglich ist, gaben die meisten Personalleiter an, dass Home Office mit häufigen (72 %) oder vereinzelten (43 %) Präsenzphasen einher geht. Gänzlich ohne Präsenzphasen im Unternehmen können Mitarbeiter in 26 % der Unternehmen Home Office nutzen. In 24 % der Unternehmen wurden die Präsenzphasen zudem variabel nach Bedarf geregelt. Die Kommentare der Befragungsteilnehmer bestätigten, dass die Anwesenheit der Mitarbeiter im Unternehmen wichtig ist. So gab eine Reihe von Unternehmen an, dass Home Office nur in Ausnahmesituationen genehmigt wird oder auf einen sehr kleinen Personenkreis, wie Führungspersonen, beschränkt ist. Das zeigte sich auch in den Angaben darüber, wie häufig die drei Präsenzstufen genutzt wurden. So wurde Home Office ohne Präsenzphasen der Mitarbeiter im Unternehmen in nur 12 % der Firmen häufig genutzt, während Home Office mit häufigen Präsenzphasen in mehr als doppelt so vielen Firmen (30 %) häufig genutzt wurde. 70 % der Firmen sagten, dass Home Office ohne Präsenzphasen im Unternehmen nur vereinzelt vorkommt. Die Anwesenheit der Mitarbeiter im Unternehmen ist somit trotz flexibler Arbeitsmöglichkeiten nach wie vor von hoher Bedeutung.

Spiegelbildlich zeigen die Ergebnisse der Befragung auch, dass Home Office in mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen gar keine Rolle spielte: 61 % der Unternehmen hatten keine Heim- und Telearbeitsplätze. Hierfür gibt es vielfältige Ursachen. Als wichtigsten Grund gaben die Personalleiter an, dass die Anwesenheit der Mitarbeiter im Unternehmen zwingend notwendig ist (63 %) und Home Office somit aufgrund der Art der Tätigkeit nicht möglich ist. Wichtig sind darüber hinaus auch IT-bezogene Aspekte. So nannten die Personaler IT-Sicherheit (18 %), Datenschutz (15 %) sowie eine unzureichende IT-Ausstattung (10 %) als Gründe, die generell gegen Home-Office-Arbeitsplätze sprechen. Weitere Gründe, die angegeben wurden, waren unklare Arbeitszeitenregelungen (14 %) sowie eine niedrigere Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter (6 %).

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Wenn die Tätigkeit grundsätzlich das Arbeiten von zu Hause erlaubte, hing das Angebot von Home Office stärker von den technischen Rahmenbedingungen ab. Unter den Unternehmen, die nicht angaben, dass die Anwesenheit zwingend erforderlich ist, war die erschwerte Kommunikation zwar weiterhin bei den meisten Unternehmen der Grund, der gegen Home Office sprach. Allerdings fiel die Gruppe der Unternehmen größer aus, die IT-Sicherheit (31 %) und Datenschutz (25 %) als Gründe angaben; mindestens eines von beiden spielte bei 35 % der Unternehmen eine Rolle. Ebenfalls genannt wurden unklare Arbeitszeitregelungen (22 %) und eine unzureichende IT-Ausstattung (18 %). Eine niedrigere Arbeitsproduktivität vermuteten lediglich 11 % dieser Firmen. Sonstige Gründe gaben 19 % der Personalleiter an, darunter wurde sehr häufig die Begründungen »Kundenkontakt« und »teamorientierte Arbeit« genannt, aber auch die Antworten »kein Bedarf«, »Arbeitssicherheit« oder »regulatorische Gründe«. Wichtig bei der Integration von Home Office in die Unternehmensorganisation sind somit eine leichte Kommunikation der Mitarbeiter untereinander sowie die technischen Voraussetzungen.


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