Internet-Unternehmen könnten den Strommarkt aufmischen

■  Aktuell ist es 72 Prozent der Bundesbürger wichtig, ihren Strom von einem bekannten Anbieter zu beziehen.

■  Jeder Zweite unter 30 Jahre kann sich aber vorstellen, künftig Stromkunde bei einem Internet-Unternehmen zu werden.

foto cc0 pixabay nikiko strom sonneAktuell achtet die große Mehrheit der Bundesbürger bei der Wahl ihres Stromversorgers noch auf einen bekannten Namen. Künftig könnten aber neue Wettbewerber aus der Digitalbranche den etablierten Unternehmen Konkurrenz machen. Rund drei Viertel (72 Prozent) stimmen derzeit der Aussage zu, es sei ihnen wichtig, ihren Strom von einem bekannten Anbieter zu beziehen. Gleichzeitig sagen 47 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, dass sie sich grundsätzlich vorstellen können, ihren Strom von einem Internet-Unternehmen zu beziehen. Unter den 30- bis 49-Jährigen beträgt der Anteil 37 Prozent, auch bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 37 Prozent. Deutlich geringer fällt die Bereitschaft nur bei den Älteren ab 65 Jahre aus, hier sind es 16 Prozent, die sich einen Wechsel zu einem Internet-Unternehmen vorstellen können. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1.008 Bundesbürgern ab 18 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom im Vorfeld der Branchenmesse E-World [1].

»Strom ist heute vor allem Vertrauenssache«, sagt Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz. »Es zeichnet sich jedoch ab, dass der Markt künftig stärker in Bewegung gerät.«

Die Digitalisierung der Stromnetze im Zuge der Energiewende führt dazu, dass völlig neue Angebote möglich werden, etwa flexible Stromtarife, bei denen der Preis immer aktuell nach Angebot und Nachfrage variiert. Dank intelligenter Stromzähler und smarter Elektrogeräte können diese sich dann selbsttätig so ein- und ausschalten, dass Verbrauch und Kosten gesenkt werden. »Die Digitalisierung der Energienetze ist nicht nur eine Chance, unseren Strommarkt effizienter und ökologischer zu gestalten oder Kosten zu sparen. Wir haben darüber hinaus die Möglichkeit, eine wichtige Leitbranche in Deutschland zukunftsfähig zu machen und müssen dafür sorgen, dass unsere heimischen Unternehmen internationale Leitanbieter auf dem Weltmarkt bleiben oder werden«, sagte Dietz.

Bitkom auf der E-World in Essen: Get Started, das Start-up-Netzwerk des Bitkom, lädt am 7. Februar ab 14 Uhr zum Get Started Energy Network auf der E-World ein. Zu drei Themenblöcken – »Die neuen Geschäftsmodelle für die Energiewende«, »Von Effizienz zu Flexibilität« und »Vom Versorger zum Vorreiter« – stellen etablierte Unternehmen ihre Herausforderungen durch die Energiewende vor und pitchen Start-ups ihre Ideen und Lösungen. Alle Details unter: https://getstarted.de/get-started-energy-network-meets-e-world/ .

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research durchgeführt hat. Dabei wurden 1.008 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: »Es ist mir wichtig, meinen Strom von einem bekannten Anbieter zu beziehen« und »Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, meinen Strom von einem Internet-Unternehmen zu beziehen«.

 


 

Kann ein Verbraucher durch ein Intelligentes Messsystem Geld sparen?

Es wird in Zukunft möglich sein mit einem Intelligenten Messsystem Geld zu sparen. Der sich ständig ändernde Stromverbrauch und die schwankende Einspeisung von Erneuerbaren Energien führen zu stündlich sehr unterschiedlichen Strompreisen an der Strombörse. Dieser Effekt wird sich mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren noch verstärken. Es ist nicht ungewöhnlich, dass dort in einer Woche Strom in der teuersten Stunde das Acht- bis Zehnfache der günstigsten Stunde kostet. An manchen Sonn- und Feiertagen führt ein Überangebot von Erneuerbaren sogar dazu, dass die Abnehmer von Strom für Ihren Verbrauch bezahlt werden. Hinzu können weitere staatliche finanzielle Anreize treten, Strom dann zu verbrauchen, wenn lokal viel Erneuerbarer Strom erzeugt wird, oder sich anderweitig netzdienlich zu verhalten.

Endverbraucher können von diesen Preisunterschieden bislang nicht profitieren. Alte Zähler können nur den jährlichen Gesamtverbrauch messen, der zu einem Durchschnittspreis abgerechnet wird. Sollten Verbraucher tatsächlich Strom zu Zeiten günstiger Preise verbrauchen, kommt dieser Vorteil nicht bei ihnen an. Dass dieses Signal fehlt, ist auch deshalb ärgerlich, weil niedrige Preise an der Strombörse in der Regel eine hohe Einspeisung aus Erneuerbaren bedeuten. Strom in diesen Stunden zu verbrauchen dient also der Energiewende und schont das Klima.

Günstige Preise in Zeiten schwacher Nachfrage sind in vielen Bereichen wie Reiseverkehr oder Onlinehandel längst Alltag. Mit einem Intelligenten Messsystem und einem variablen Tarif kann daher ein Nutzer zunächst einen Tarif erhalten, der mehr seinem realen Verbrauch entspricht. Er kann dann selbst entscheiden, ob er bestimmte Verbräuche in günstigere Zeiten verschieben will. In Zukunft kommt es darauf an heraus zu finden, welche Stromverbräuche für eine Verschiebung in Frage kommen.

Eine Liveübertragung im Fernsehen lässt sich beispielsweise nicht verschieben. Wenn es dunkel wird, hilft nur elektrisches Licht. Zu welcher Uhrzeit sich dagegen eine Kühltruhe herunterkühlt, der Laptop über Nacht auflädt oder die Wärmepumpe anspringt, ist dem Nutzer relativ egal. Mit der Erschließung solcher Potentiale und maßgeschneiderten Tarifen können dann Stromkosten auch in Zeiten der Energiewende stabil gehalten werden oder sinken. Durch variable Tarife wird die Stromrechnung also an erster Stelle realistischer und bei Bedarf an zweiter Stelle stärker beeinflussbar. Perspektivisch wird es aber weniger der Mensch sein, der seinen täglichen Stromverbrauch plant und optimiert. Vielmehr sollen die Geräte des Haushalts, die Anlagen in Gewerbebetrieben und die Laufbänder in den Fabriken selbst Netzsituationen durch unterschiedliche Preise erkennen und ihre Stromabnahme anpassen. Nur mit einer solchen Infrastruktur wird es möglich sein, ein Stromnetz stabil zu halten, das sich 2050 aus 80% schwankenden Erneuerbaren Energien speist.

Felix Dembski

Bereichsleiter Intelligente Netze & Energie Bitkom e.V.


 

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