Interview mit Klaus Aschauer – Wir können jeden Shop

Interview mit Klaus Aschauer – Wir können jeden Shop

»Für den Online- und Versandhandel war das erste Quartal des Jahres ein Grund zur Freude: Den aktuellen Zahlen der großen Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) zufolge legte die Branche insgesamt um gut 8 Prozent zu. Der Onlinehandel weist gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar ein Plus von 10 Prozent auf« heißt es in einer Pressemitteilung des bevh. Bei einer so rasanten Entwicklung muss sich auch die IT weiterentwickeln. Das weiß auch Klaus Aschauer, Vorstand der Cosmo Consult AG.

 

Der Internethandel nimmt immer mehr zu. Auch beim Microsoft Partner Cosmo Consult wird dieses Thema wichtiger. Warum?

Zum einen haben viele unserer Bestandskunden mittlerweile den Absatzmarkt Internet/E-Commerce für sich erkannt und vermarkten ihre Produkte auch über das Web. Zum anderen verfügt Cosmo Consult über ein unheimlich gutes Know-how was Logistik – Lagerlogistik,Transportlogistik – betrifft. Das wird im klassischen E-Commerce-Markt, der ja gerade in den letzten Jahren fast explosiv wächst, gerne gesehen und hat uns geholfen, viele E-Commerce-Projekte genau deshalb zu gewinnen. Wichtig ist sicherlich auch unsere agile Implementierungsmethodik, die gut zum Markt und der Denkweise von Web-Entwicklern passt.

Worin besteht ihr spezielles Know-how?

Beispielsweise darin, Logistikprozesse so effizient und detailgenau zu behandeln, dass die Schlagzahl eines Unternehmens, ich nehme jetzt mal einen beliebigen E-Commerce-Kunden – Mister Spex etwa – , der am Tag vielleicht 10.000 Kundenbestellungen entgegennimmt und die komplette Logistik inklusive Auslieferungslogistik dahinter bis zum nächsten Tag handeln muss. Dazu kommt noch eine Vielzahl von Retouren. Das heißt, die Prozesse, die im Hintergrund bei klassischen B2C-E-Commerce-Unternehmen laufen, sind dahingehend extrem anspruchsvoll, dass die gesamte Warenlogistik dahinter zu 150 Prozent funktionieren muss. Onliner wachsen auch deshalb so stark, weil sie die Logistik viel besser beherrschen, als die klassischen Händler.

Ein Kollege hat zu Weihnachten bei einem klassischen Retailer über dessen Web-Plattform ein Geschenk bestellt. Das kam am 8. Januar an. Passiert das bei Mister Spex oder einem anderen unserer Onlinekunden, dann bestellt dort nie wieder jemand. Das heißt, die Prozesse müssen einfach immer optimal laufen, die Verfügbarkeit des Systems muss jederzeit gegeben sein. Die Systemarchitektur muss extreme Datenmengen handeln können und wir wissen, wie wir ERP-Systeme massendatentauglich konfigurieren können. Das ist etwas, was wir durch unser Know-how aus dem ERP-Bereich und dem Logistik-Bereich sehr gut im Markt platzieren können.

Hat das auch zur Entwicklung spezieller Lösungen geführt?

Wir haben etliche Kunden, mit denen wir die vielen Dinge, die in dieser Branche einfach Usus sind, etwa Kreditkartenzahlung und andere Zahlsysteme, sehr detailliert umgesetzt haben. Daraus haben wir eine Roadmap erstellt und Schritt für Schritt eine E-Commerce-Lösung für Microsoft Dynamics entwickelt, welche Microsoft auch als künftige E-Commerce-Plattform für Dynamics zertifiziert. Die Plattform verfügt u.a. über einen flexiblen Shop-Connector, mit dem wir durch eine intelligente, auf Businesslogik basierte Datenaustauschtechnologie beliebige Shopsysteme integrieren können.

Was bedeutet das?

E-Commerce-Systeme bestehen – ganz grob unterteilt – aus zwei Komponenten. Das Front-End, also der Teil, mit dem der Shopkunde arbeitet. Das heißt, er geht ins Internet und befindet sich auf einer Website, auf einer Web-Komponente und dort tut er etwas. Und diese Website – der Webshop – muss nun mit der zweiten Komponente, dem ERP-System, interagieren. Sie braucht Bestände, sie braucht Informationen wie Bilder, Preise, etc. Das A und O ist die Verfügbarkeit des Webshops und die Online-Verfügbarkeit von Daten aus dem ERP-System. Genau das stellen wir mit dem Shop-Connector zum ERP-System Microsoft Dynamics her.

Das heißt, der Kunde bewegt sich Web-Front-End, sucht sich seine Produkte aus und gibt vielleicht auch einen Gutschein-Code mit ein. Dann wird bestellt, er bekommt eine Rechnung abzüglich des Gutscheins und schließlich seine Ware zugeschickt. Die gefällt jedoch möglicherweise nicht, der Kunde retourniert die Ware, der Gutschein muss buchhalterisch rückgebucht werden, die Ware wieder vereinnahmt, etc. All diese Prozesse muss das ERP-System kennen und verarbeiten. Und all das bilden wir mit unserer E-Commerce-Komponente cc|e-commerce ab.

Und worin besteht nun der Vorteil dieser Plattform?

Ein großer Vorteil besteht darin, dass wir eine flexible Plattform bieten, die einen sehr umfänglichen Funktionskatalog für die Kommunikation Webshop/ERP-System zur Verfügung stellt. Wir bieten also ein integriertes System an, das letztendlich unabhängig vom Shop betrieben werden kann. Wir sagen, eigentlich ist es egal, was für ein Shop betrieben wird. Wir haben ein so offenes Anbindungskonzept, das technisch so ausgereift ist, dass wir beliebige Logiken für den Shop zur Verfügung stellen können und somit jeder Shop angebunden werden kann.

Fast jedes Unternehmen, das online etwas anbietet, hat in irgendeiner Form seine eigenen speziellen Dienste und seine individuellen Produkte. Da gibt es Händler für Parfüm und Kosmetik, für Möbel, etc. Das sind ganz andere Produktdimensionen und Varianten als etwa beim Online-Optiker Mister Spex. Dort müssen Dinge wie Gläserstärken, verschiedene Gläserkonfigurationen und Gestelle kombiniert und verwaltet werden. Das kann man nicht wirklich standardisieren. Es gibt also keine Online-Optiker-Branchenlösung. Aber so etwa 80 Prozent passen eigentlich auf jeden, der ein Online-Geschäft betreibt. Dazu gehören die Shop-Integration, das Produktdatenmanagement, die Abbildung unterschiedlicher Zahlungssysteme, etc. Und die ganzen Logistikprozesse, die dahinter liegen, müssen so optimiert gestaltet sein, dass man wirklich nach dem Amazon-Konzept am nächsten Tag liefern und die Retouren verarbeiten kann. Und das mit Datenmengen, die schon eine Herausforderung darstellen.

Sie erwähnten anfangs ihre agile Einführungsmethodik. Was hat es damit auf sich?

Die klassischen E-Commerce-Unternehmen – damit meine ich also nicht ein Industrieunternehmen, das seine Produkte inzwischen auch über das Internet vertreibt – haben meist gut ausgebildete, große IT-Abteilungen, weil sie ihre Produkte ja ausschließlich über diese Technologie vermarkten. Je besser die Technologie – also das Web-Front-End – ist, desto besser für das Business. Je besser sie in Social-Media-Kanälen oder beispielsweise per Google zu finden sind, desto größer die Marktpräsenz. Und daher sind diese Unternehmen ausgesprochen IT- und Softwareentwicklungsgetrieben. Immer neue Ideen, immer neue Themen lassen sie sich einfallen, um ihre Produkte noch besser im Web zu platzieren. Und durch diese Technologiegetriebenheit und das große Know-how über IT und IT-Projekte passt unsere Implementierungsmethodik der agilen Implementierung bei diesen Unternehmen sehr gut und führt rasch zu Erfolgen.

Wodurch erzielen sie die?

Durch zügige Arbeitsergebnisse, die schnell einen Mehrwert bieten. Man geht bei dieser agilen Methodik nicht erst in eine lang andauernde Konzeption oder Feinspezifikation, sondern alle Beteiligten profitieren voneinander, indem sie schnell etwas umsetzen, schnell etwas ausprobieren – funktioniert es, funktioniert es nicht. So konnten wir unseren Kunden, die Mysportgroup, innerhalb von drei Monaten einschließlich kompletter Lagerlogistik und kompletter Integration des Finanz- und Rechnungswesens von Null in den Echtbetrieb bringen.

Herr Aschauer, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Das Gespräch führte Volker Vorburg
Illustration: © hchjjl/shutterstock.com