Prozess-Know-how und Internationalität

Hubert Kofler, CEO von Würth Phoenix

Viele große Unternehmen haben in den vergangenen Jahren versucht, ihren internen IT-Dienstleister am freien Markt zu etablieren. Und viele mussten dieses Vorhaben für gescheitert erklären. »manage it« sprach mit Hubert Kofler, CEO des IT-Dienstleisters Würth Phoenix, über die Herausforderung, Softwarekunden sowohl innerhalb wie außerhalb der Unternehmensgruppe erfolgreich zu bedienen.


Welche besonderen Anforderungen hat die Würth-Gruppe an die IT?

Auch wenn die dezentrale Unternehmensorganisation mit über 400 eigenständigen Gesellschaften in der Würth-Gruppe einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt, werden in vielen Unternehmensbereichen laufend Synergien genutzt, arbeitet man eng zusammen und verfolgt vielfach dieselben Abläufe. Dabei wurde festgestellt, dass in der IT Optimierungspotenziale und Prozessverbesserungen vielfach vertikal, also innerhalb von einzelnen Geschäftsbereichen umgesetzt wurden. So genannte Multi-Site Installationen sind ein wichtiger Bestandteil im operativen Projektgeschäft.

Was bedeutet das konkret?

Im ERP-Bereich hat sich die Würth-Gruppe zum Beispiel vor diesem Hintergrund neben SAP für Microsoft Dynamics AX als ergänzendes ERP-System entschieden und entsprechende Kompetenzzentren aufgebaut. Wesentliche Argumente dafür waren die internationale Eignung der Microsoft-Lösung und die Möglichkeit einer starken Branchenvertikalisierung, also der Ausrichtung auf Kernprozesse für den Großhandel, die wir mit Würthphoenix Trade+ abdecken.

Multiplikation von Organisations- und Prozess-Know-how ist neben der Logistik- auch im Vertrieb von zentraler Bedeutung. Die Vertriebslösung SpeedyTouch für Tablets ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedliche Anforderungen der einzelnen Gesellschaften weitgehend mit einem Standardsystem abgedeckt werden.

Ist eine Vertriebslösung für Tablets nicht eher eine Nischenanwendung?

Nein, durchaus nicht. Die Würth-Gruppe ist von gedruckten Produktkatalogen und Notebooks im Vertrieb weitgehend abgerückt. Tablets sind im Vertrieb interaktiv und kooperativ nutzbar. Zudem werden mobile Lösungen auch in der Logistik stark nachgefragt. Entscheidend dabei ist, dass zum einen für die Benutzer eine leichte und intuitive Usability der Anwendungen gegeben ist. Zum anderen müssen diese Applikationen sehr sicher sein, damit keine vertraulichen Kundendaten in falsche Hände gelangen – nicht einmal, wenn ein Gerät gestohlen oder verloren wird. Die Sicherheit ist nebenbei auch ein Grund, warum sich die Cloud in dem Umfeld nur sehr zögerlich ausbreitet.

Welche Rolle spielt das Thema Industrie 4.0 innerhalb der Würth-Gruppe und bei Würth Phoenix?

Industrie 4.0 ist natürlich ein sehr wichtiges Thema, auch für unsere externen Kunden. Unser Ansatz dabei ist es, die IT-Lösungen als Teil einer Wertschöpfungskette zu betrachten, die bei Planung, Logistik und Distribution die für Industrie 4.0 notwendige Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit ermöglichen. IT-Systeme und die entsprechenden Dienstleistungen sind aus unserer Sicht grundlegende Bausteine, um dieses Konzept zu realisieren.

Warum ist Würth Phoenix neben den internen Aufgaben am externen Markt aktiv? Wie kam es dazu?

Um ein nachhaltiges Wachstum zu erreichen, ist für uns der Markt außerhalb der Würth-Gruppe sehr wichtig. Die Erfahrung als IT-Dienstleister einer großen und vielfältigen Unternehmensgruppe hat uns darin bestärkt, unsere Erfahrung auch außerhalb des eigenen Konzerns anzubieten. Wir wissen, dass jedes Unternehmen anders funktioniert. Aber gerade durch unsere umfangreiche Expertise vor allem im Bereich der Logistik- und Vertriebsprozesse differenzieren wir uns am Markt. Prozess-Know-how und Beratungskompetenz sind kritische Faktoren für ein erfolgreiches Projekt. Darin hat uns die positive Marktresonanz auch klar bestärkt.

Wie bringen Sie die doch wohl recht unterschiedlichen Anforderungen der eigenen Unternehmensgruppe und des externen Marktes unter einen Hut?

Organisation, eine gute Ressourcenplanung und die richtige Einschätzung unserer Kompetenzen sind hierfür Voraussetzung. Wir schauen uns jedes Projekt und jede Anforderung sehr genau an. Prioritäten in den Rollout-Plänen werden dann in Abstimmung mit jedem einzelnen Kunden erstellt. Es entscheidet also mehr die Dringlichkeit von Kundenseite als die Zugehörigkeit zum Mutterkonzern.

Gibt es Lösungen, mit denen Sie außerhalb des Mutterhauses erfolgreicher sind als innerhalb?

Im Bereich Überwachungssoftware und IT Service Management betreuen wir derzeit mit unseren Lösungen Net-Eye und EriZone über 300 Unternehmen außerhalb der Würth-Gruppe. Das ist mehr als das Zehnfache der Installationen innerhalb der Würth-Gruppe.

Warum entscheiden sich Kunden für Würth Phoenix? 

Als Spezialist in den Bereichen Handel, Logistik und Warenverteilung konnte Würth Phoenix in vielen Projekten umfangreiche Erfahrungen sammeln. Die Branchenkompetenz ist sicherlich eine wesentliche Stärke unseres Angebots. Da für mittelständische Unternehmen mittlerweile auch die internationale Expansion fast schon zu einer Notwendigkeit für eine nachhaltige Wachstumsstrategie geworden ist, kommt auch die internationale Erfahrung hinzu. Jeder Berater bei Würth Phoenix war bereits in vielen Ländern innerhalb und außerhalb der Würth-Gruppe tätig. Mehrsprachigkeit, unterschiedliche Jurisdiktion und Kulturen sind der Normalfall. Schließlich verfügen wir mit über 130 Mitarbeitern und der Zugehörigkeit zu einer internationalen Unternehmensgruppe auch über eine Struktur, die bei unseren Kunden für Investitionssicherheit und Stabilität in einem volatilen IT-Umfeld steht.

 


Hubert Kofler ist CEO des zur Würth-Gruppe gehörenden IT-Dienstleisters Würth Phoenix. Das Unternehmen ist spezialisiert auf branchenspezifische Unternehmenslösungen auf Basis von Microsoft Dynamics AX und CRM sowie Vertriebssoftware für mobile Endgeräte. Im Bereich IT System und Service Management bietet Würth Phoenix mit NetEye und EriZone Lösungen, in denen Open-Source-Technologien zusammenlaufen, darauf ausgerichtet, die Bedürfnisse für das IT-Monitoring sowie ein hochqualitatives IT Service Management sicherzustellen.

Bild: © Gregor Khuen Belasi