Kundenfreundliche Frontends – Bimodale IT ermöglicht agile Entwicklung

Damit traditionelle Unternehmen ansprechende Benutzerschnittstellen konzipieren und bereitstellen können, empfiehlt sich die Zweiteilung der IT-Infrastruktur mittels einer Frontware. Derart können die sicheren und in ihrem Verhalten vorhersagbaren Kernsysteme im Backend unangetastet bleiben, während im Frontend experimentelle und flexible Applikationen für Kunden, Mitarbeiter und Partner entstehen.

Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine (User Interface) und das durch sie erzeugte Nutzererlebnis (User Experience) sind für digitale Angebote heute erfolgskritische Wettbewerbsfaktoren. Dies gilt sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Denn damit Mitarbeiter gerne und produktiv mit Anwendungen arbeiten, müssen User Interfaces selbsterklärend sein, Abläufe bestmöglich unterstützen sowie ohne Verzögerungen und effizient zum gewünschten Ziel führen. 

Bei der Entwicklung benutzerfreundlicher Bedienoberflächen tun sich viele traditionelle Unternehmen allerdings schwer. Aus technischer Sicht ist hierfür in der Regel eine über Jahrzehnte gewachsene IT-Infrastruktur verantwortlich – insbesondere die (Alt-)Systeme im Backend. Diese sind auf Stabilität und Sicherheit ausgerichtet und garantieren einen reibungslosen Ablauf des alltäglichen Geschäfts sowie die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen. Um diese Aufgaben zu erfüllen, spiegeln sie oftmals komplexe interne Prozesse und organisatorische Abhängigkeiten wider.

Fortlaufende Anpassung von Benutzerschnittstellen unerlässlich. Das Problem ist: Damit User Interfaces auf Daten in den Kernsystemen zugreifen können, müssen sie sich an die dort vorhandenen Strukturen und Vorgaben anpassen. In der Folge stellen sie häufig ein Abbild interner Prozesse dar, anstatt als Schnittstelle zu eben diesen zu fungieren. Auch ihre flexible Weiterentwicklung auf sich stetig verändernde Bedürfnisse ist nur schwer darstellbar. Denn sollen im Frontend Veränderungen vorgenommen werden, sind aufwändige Umbauten der Legacy-IT oftmals eine zwingende Voraussetzung. 

Dass die ständige Weiterentwicklung von Benutzerschnittstellen notwendig ist, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Denn durch das Aufkommen mobiler Endgeräte wie Smartphones, Tablets oder 2in1s hat sich die präferierte Darstellungsform und Nutzung von Anwendungen und Services komplett verändert. Eine Website beispielsweise, die vor einigen Jahren noch State-of-the-Art war und auf Desktop-Bildschirmen oder Laptop-Displays hervorragend funktionierte, kann heute aufgrund einer komplizierten Menüführung und kleinteiligen Eingabemasken nahezu komplett unbrauchbar sein.

Darüber hinaus ist in den kommenden Jahren von einer weiteren Diversifizierung der User Interfaces auszugehen. Gemäß den Analysten der International Data Corporation (IDC) etwa, werden bis 2020 knapp 25 Prozent aller Techniker und Wissensarbeiter im Außendienst Augmented Reality verwenden [1]. Optionen wie Image Overlay, Zugang zu technischen Updates und visuelle Kommunikation mit Vorgesetzten und Experten werden demnach zu ihrem Alltag gehören. Fast die Hälfte aller neuen mobilen Apps soll sich bis dahin zudem überwiegend per Sprachbefehl steuern lassen.

Das Versicherungsunternehmen HDI stattete seine Makler mit einer digitalen Lösung für die Beratung von Gewerbekunden aus. Das neue Beratungs-Tool »Firmen Digital« wurde komplett unabhängig vom Backend entwickelt.

Frontware ermöglicht bimodale IT. Unternehmen müssen Veränderungen wie diesen gerecht werden und Kunden und Mitarbeitern zeitnah ansprechende Lösungen zur Verfügung stellen. Dazu benötigen sie Technologien, die im Frontend »temporäre« Lösungen ermöglichen, ohne dafür aufwändige Eingriffe in die bereits existierende IT-Infrastruktur zu verlangen. Dies gelingt durch eine Frontware – eine zusätzliche IT-Schicht –, die sich über vorhandene Schnittstellen (Application Programming Interfaces, APIs) auf Backend-Systeme legt, benötigte Informationen aus diesen extrahiert und als Entwicklungsebene für das Frontend dient. 

Durch die Zweiteilung der IT können die stabilen Systeme im Backend unangetastet bleiben, während sich User Interfaces flexibel an jegliche Marktveränderungen anpassen lassen. Außerdem können Frontend-Lösungen derart – sogar in verschiedenen Variationen und Stadien – von Anwendern getestet werden. Ein möglichst frühzeitiges und regelmäßiges Feedback ist erstrebenswert, da es sicherstellt, dass Benutzerschnittstellen den Anforderungen an sie entsprechen und im alltäglichen Einsatz die gewünschte Wirkung erzielen. Bewährt sich eine temporäre Lösung, kann sie später problemlos in eine permanente umgewandelt werden. 

HDI trennt Front- und Backend für Entwicklung von Beratungs-App. Wie die dynamische Entwicklung kundenfreundlicher Benutzerschnittstellen durch eine bimodale IT in der Praxis gelingt, zeigt der Sevenval-Kunde HDI, der seine Makler mit einer digitalen Lösung für die Beratung von Gewerbekunden ausgestattet hat. Ihre Produkte und grafischen Benutzeroberflächen transparent und kundenzentriert zu gestalten, stellte die Organisation zu Anfang allerdings vor große Herausforderungen. Die Ursache: Die Systeme im Backend sind für den laufenden Betrieb beim HDI unverzichtbar und konnten somit nicht einfach abgestellt und angepasst werden. 

Aus diesem Grund entschloss sich das Hannoveraner Unternehmen, seine Benutzerschnittstelle mit Hilfe des Sevenval Frontend Layers von der restlichen IT-Infrastruktur zu entkoppeln. Dieser ermöglicht es, sämtliche tarifierungsrelevanten Daten über eine separate Kommunikationsschicht mit exakt passenden Schnittstellen aus den bereits bestehenden IT-Systemen zu importieren. Das neue Beratungs-Tool »Firmen Digital« konnte so komplett unabhängig vom Backend entwickelt werden.

Den Mitarbeitern im Außendienst bietet die neue HDI-App diverse Erleichterungen. Sie macht zahlreiche zuvor notwendige manuelle Eingaben obsolet und stellt Informationen zum bereits vorhandenen Versicherungsschutz von Gewerbekunden bereit. Sowohl Einzelspartenprodukte als auch die Verbundpolicen lassen sich im Baukastensystem passgenau zusammenstellen, preisliche Unterschiede verschiedener Deckungsvarianten werden sofort angezeigt. Derart können die Makler unterschiedliche Vorschläge unkompliziert auf ihrem Tablet präsentieren und sich dabei komplett auf ihre Beratung konzentrieren. Wie bei anderen Unternehmen stellt die Trennung von Front- und Backend auch in diesem Fall sicher, dass sich in Zukunft gewünschte Ergänzungen und Anpassungen schnell und unkompliziert umsetzen lassen. 


Jan Webering,
CEO Sevenval
Technologies GmbH
https://www.sevenval.com

 

 

Jan Webering (*1968) ist Mitbegründer und CEO der Sevenval Technologies GmbH. Seit 1999 unterstützt der Web Frontend Pionier aus Köln mit seinem Team komplexe Organisationen bei der digitalen Transformation. Sevenval, wurde für seine Frontend-Lösungen vielfach ausgezeichnet und zählt internationale Konzerne wie Mercedes Benz, Douglas, Allianz, HDI, FAZ, Postbank und andere zu seinen Kunden.
[1] https://idc.de/de/ueber-idc/press-center/65127-idc-predictions-liefern-bauplan-fur-das-digitale-unternehmen
Bilder: © Sevenal

 

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