Quo vadis, Smart Data?

Riesige Datenschätze heben und als Rohstoff nutzen: Heute setzt bereits ein Fünftel der deutschen Unternehmen auf Big Data [1]. Die intelligente Verarbeitung dieser Daten ist der Schlüssel für digitale Innovationen. Mit Smart-Data-Technologien können etwa Krebspatienten besser behandelt, Hilfskräfte bei Katastropheneinsätzen effektiver eingesetzt und Maschinen zum optimalen Zeitpunkt gewartet werden.

Cover (c) BMWi smart data isaen | Illustration Absmeier

Das Technologieprogramm »Smart Data – Innovationen aus Daten« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat mit seinen geförderten Projekten Pionierarbeit geleistet, um den Markt für Smart-Data-Technologien in Deutschland zu erschließen und wichtige Querschnittsfragen mitzudenken. Auf den Big Data Days am 11. und 12. April wurde diskutiert, welche Erfolge erzielt werden konnten und wie der weitere Weg zu einer intelligenten Datenwirtschaft gelingt.

 

In 16 Smart-Data-Projekten sind in den vergangenen vier Jahren effektive Werkzeuge entwickelt worden, um Big Data in Industrie, Mobilität, Energie und Gesundheit intelligent nutzen zu können.

Neben den geförderten Leuchtturmanwendungen, die insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen die Entwicklung und Verbesserung intelligenter Dienste ermöglichen, standen rechtliche, wirtschaftliche und sicherheitstechnische Herausforderungen von Smart-Data-Technologien im Fokus des Programms. Wie gelingt es, dass personenbezogene Daten manipulationssicher und geschützt verarbeitet werden? Welche gesellschaftlichen Chancen und ethischen Herausforderungen entstehen? Wie können Daten künftig als wirtschaftliche Ressource so genutzt werden, dass der Zugang und die Verwertung für alle Parteien fair ist?

»Durch die Smart-Data-Projekte sind konkrete Anwendungen geschaffen worden, die beweisen, wie diese Technologien dazu beitragen können, Branchen zu revolutionieren. Gleichzeitig ist es uns gelungen, wichtige Impulse bei der Diskussion relevanter Querschnittsthemen zu setzen, zum Beispiel mit der Analyse des ISÆN-Konzepts als Ansatz für ein sicheres Identitätsmanagement im Netz«, erklärt Prof. Dr.-Ing. Stefan Jähnichen, Leiter der Smart-Data-Begleitforschung und Direktor am FZI Forschungszentrum Informatik. Daneben konnten durch die Arbeit mit den Projekten wichtige Normen und Standards etabliert werden, die maßgeblich dazu beitragen, Smart-Data-Anwendungen auch international konkurrenzfähig aufzustellen.

»Mit unseren Fachgruppen konnten wir starke Impulse für die Themenbereiche Recht, Sicherheit und Akzeptanz im Zusammenhang mit Smart Data geben: ob zur Frage der Corporate Digital Responsibility, also dem verantwortungsbewussten Umgang mit wirtschaftlich genutzten Daten, oder der Ausgestaltung einer möglichen europäischen Datenökonomie. Wir haben frühzeitig dazu beigetragen, dass Smart-Data-Technologien praktisch und vereinbar mit allen rechtlichen Vorschriften und Sicherheitsmechanismen nutzbar geworden sind. Nun gilt es, weiter an der Lösung noch offener Fragen mitzuwirken, zum Beispiel dem Einsatz künstlicher Intelligenz, der Internationalisierung oder Fragen zum Eigentum von Daten«, resümiert Jähnichen.

Einen Überblick über die erarbeiteten Publikationen und Leitfäden des Smart-Data-Programms, unter anderem die Ergebnisbroschüre, die Analyse des ISÆN-Konzepts und die Broschüre zu Corporate Digital Responsibility, finden Sie unter www.smart-data-programm.de.

 

[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi): Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2017
Über Smart Data – Innovationen aus Daten
Mit dem Technologieprogramm »Smart Data – Innovationen aus Daten« fördert das BMWi von 2014 bis 2018 insgesamt 16 Leuchtturmprojekte, die den zukünftigen Markt von Big-Data-Technologien für die deutsche Wirtschaft erschließen sollen. Smart Data ist Teil der Hightech-Strategie und der Digitalen Agenda der Bundesregierung. Weitere Informationen zum Smart-Data-Technologieprogramm unter www.smart-data-programm.de.

 


 

Sicher und verschlüsselt durch die digitale Welt: ISÆN schützt persönliche Daten im Internet

Eine neue Datenschutztechnologie namens ISÆN (Individual perSonal data Auditable addrEss Number) soll es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten im Internet zu behalten. Das Konzept wurde in Frankreich entwickelt und seine Anwendbarkeit im Rahmen der Begleitforschung des Technologieprogramms »Smart Data – Innovationen aus Daten« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) untersucht.

 

Beim Einkauf in einem Webshop werden Angaben des Käufers wie Name, Liefer- und Rechnungsadresse sowie Informationen zur Abrechnung, beispielsweise Kreditkartendaten, erfasst. Vom Käufer muss dabei eine Einwilligung zur Nutzung und Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten eingeholt werden. Doch wer erhält welche persönlichen Daten bei einer solchen Transaktion? Und wie kann sichergestellt werden, dass der digitale Einkäufer tatsächlich mit seiner echten Identität auftritt?

Wie können persönliche Daten vor Missbrauch geschützt werden?

Das ISÆN-Konzept schlägt hierfür eine Lösung vor: Die persönlichen Nutzerdaten werden in einem elektronischen Safe (etwa in einem abgesicherten Bereich eines Mobiltelefons) gespeichert. Die Identität des Nutzers wird hierfür vorab sichergestellt und geeignet zertifiziert, etwa durch biometrische Verfahren wie Fingerabdruckscan oder Gesichtserkennung. Dann wird aus diesen Identitätsmerkmalen eine Art digitale Adresse berechnet, mit welcher der Nutzer sich zwar ausweisen kann, mit der aber keine Identifizierung der Person möglich ist.

Hierfür baut das Konzept auf die Blockchain-Technologie, mit der auch die elektronische Währung Bitcoin verwaltet wird. In dieser Blockchain, einer Art Datenkette, werden alle Transaktionen protokolliert, die mit der digitalen Adresse des Nutzers durchgeführt werden, etwa eine Bestellung in einem Online Shop. Durch die Verschlüsselung enthält aber die Blockchain nie die persönlichen Daten des Nutzers. Kommt es nun zu einem Kaufabschluss wird wiederum nur über die Blockchain eine Anfrage an den Nutzer gestellt, ob der Internet-Händler (etwa ein Webshop) auf die für den Kauf benötigten Daten zugreifen darf. Erst nach der Freigabe durch den Nutzer erfolgt dann der Datenaustausch.

Weitergabe personenbezogener Daten im Internet transparent und vor allem manipulationssicher gestalten

Prof. Dr.-Ing. Stefan Jähnichen, Leiter der Smart-Data-Begleitforschung vom FZI Forschungszentrum Informatik, der die Analyse federführend umgesetzt hat: »ISÆN ist ein Konzept, mit dem die Weitergabe personenbezogener Daten im Internet transparent und vor allem manipulationssicher gestaltet werden kann. Denn der Nutzer hat jederzeit die Möglichkeit nachzuvollziehen, wem er welche Berechtigung zur Verwendung seiner persönlichen Daten gegeben hat. Das Besondere an ISÆN ist die doppelte Verschlüsselung. Zum einen werden die Nutzerdaten und zum anderen die Transaktion selbst verschlüsselt.«

Elektronische Identifizierung europaweit standardisiert

Peter Schaar, Leiter der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID) in Berlin und ehemaliger Datenschutzbeauftragter der Bundesregierung: »Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der eIDAS-Verordnung. Die eIDAS-Verordnung schreibt europaweit einheitliche Rahmenbedingungen für die elektronische Identifizierung und das Anbieten von Vertrauensdiensten für elektronische Transaktionen vor. Die ISÆN-Technologie bietet ein Konzept, mit dem die elektronische Identifizierung europaweit standardisiert werden könnte.«

Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn, Geschäftsführer des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost der AOK Nordost und Leiter des Smart-Data-Projekts SAHRA: »Auch für die Verwaltung von Patientendaten bietet ISÆN interessante Aspekte. Denn gerade im Umgang mit den hochsensiblen Daten von Patienten spielt der Datenschutz eine besondere Rolle. Mit ISÆN können solche sensiblen Daten verschlüsselt übermittelt werden und der Patient hat die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wer zu welchen Zwecken auf seine Daten zugreifen kann.«

Heute werden die Ergebnisse der ISÆN-Analyse auf der CeBIT vorgestellt. Im nächsten Schritt soll die Technologie mit europäischen Partnern weiterentwickelt werden.

 

Die Studie steht hier kostenlos zum Download bereit. https://www.digitale-technologien.de/DT/Redaktion/DE/Downloads/Publikation/smartdata_studie_isaen.html

 

Über Smart Data – Innovationen aus Daten

Mit dem Technologieprogramm »Smart Data – Innovationen aus Daten« fördert das BMWi von 2014 bis 2018 insgesamt 16 Leuchtturmprojekte, die den zukünftigen Markt von Big-Data-Technologien für die deutsche Wirtschaft erschließen sollen. Smart Data ist Teil der Hightech-Strategie und der Digitalen Agenda der Bundesregierung. Weitere Informationen zum Smart-Data-Technologieprogramm www.smart-data-programm.de.

 

 


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