Ransomware: 70 Prozent der großen Unternehmen in Deutschland von Erpresser-Malware betroffen

Ransomware-Angriffe kosten große Unternehmen durchschnittlich 750.000 Euro.

Angriffe mit Erpresser-Malware haben sich zu einem kostspieligen Massenphänomen entwickelt, wie eine Studie nun offenbart [1]. 70 Prozent und damit fast drei Viertel der Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern in Deutschland wurden in den vergangenen zwölf Monaten demnach Opfer eines Ransomware-Angriffs. Der Großteil der Unternehmen wurde dabei im Durchschnitt sechsmal von Cyber-Erpressern attackiert. Dabei verursachten die Verschlüsselungsangriffe Kosten von durchschnittlich rund 750.000 Euro pro Unternehmen (mehr als 1000 Mitarbeiter).

 

Die aktuelle, von SentinelOne in Auftrag gegebene Studie ist die Fortsetzung eines Ransomware-Surveys aus dem Jahr 2016. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt dabei eine deutliche Zuspitzung der Bedrohungslage. Gaben 2016 »nur« rund die Hälfte der deutschen Unternehmen (51 %) an, innerhalb eines Jahres Ransomware zum Opfer gefallen zu sein, ist dieser Wert in den letzten 15 Monaten um fast 20 Prozent angestiegen. Nicht verändert hat sich indes der Hauptfokus der Cyberkriminellen: Wie die Befragten mitteilten, haben es die Angreifer noch immer vornehmlich auf Mitarbeiterdaten abgesehen (2018: 49 %; 2016: 57 %).

Mitarbeiter und Einsatz unzureichender Antivirus-Lösungen

Die Hauptschuld für das erfolgreiche Eindringen von Ransomware in die Unternehmenssysteme liegt laut aktueller Studie vor allem bei den Mitarbeitern – rund jeder zweite Befragte (44 %) nennt hier Nachlässigkeit auf Seiten von Beschäftigen. Unterstützt wird dies durch die Tatsache, dass Phishing über E-Mail oder Social Media mit 76 Prozent als häufigstes Einfallstor für Cyber-Erpresser angegeben wurde. Aber auch im Einsatz unzureichender Antivirus-Lösungen, die die Verschlüsselungssoftware nicht stoppen konnten, sehen rund vier von zehn der Security-Verantwortlichen in Deutschland den Grund, warum ihr Unternehmen zum Ransomware-Opfer wurde.

Lösegeld nicht zahlen

Obwohl Sicherheitsexperten und auch die Polizei mittlerweile eindringlich vor der Zahlung des Lösegeldes abraten, gibt eine erhebliche Anzahl an Unternehmen den Forderungen der Cybererpresser noch immer nach. So zeigt der Report, dass fast drei von zehn Unternehmen in Deutschland (29 %) die geforderten Lösegeldsummen immer beziehungsweise einige Male bezahlt haben. Dass dies jedoch keine Garantie für eine unkomplizierte Entschlüsselung der Daten ist, mussten viele Unternehmen schmerzlich erfahren: 61 Prozent der Befragten gaben an, dass die Daten trotz Begleichung des geforderten Betrags verschlüsselt blieben und 32 Prozent erlebten, dass vertrauliche Daten nach der Lösegeldzahlung veröffentlicht wurden. Knapp die Hälfte der Betroffenen (45 %) hat darüber hinaus nach dem ersten Geldtransfer weitere Lösegeldforderungen erhalten.

Sicherheitsexperten blicken positiv in die Zukunft

Aus Sicherheitssicht hatten die Ransomware-Angriffe aber auch positive Folgen: So haben 71 Prozent der Betroffenen ihre Ausgaben für IT-Sicherheit nach einem Angriff erhöht, 44 Prozent gaben an, fortan Maßnahmen zur Risikominderung fokussieren zu wollen. Generell sehen die deutschen Sicherheitsexperten positiv in die Zukunft. So sind 91 Prozent zuversichtlich, dass sie Ransomware-Angriffe fortan besser abwenden können. Ein Hauptgrund für diesen Optimismus dürfte dabei die Tatsache sein, dass sie traditionelle, signaturbasierte Antivirus-Lösungen durch fortschrittliche Endpunkttechnologie ersetzt haben.

»Dass die Zahl der Ransomware-Angriffe weiter gestiegen ist und in den letzten zwölf Monaten fast drei Viertel der deutschen Unternehmen Cyber-Erpressern zum Opfer gefallen sind, ist alarmierend«, kommentiert Alexander Kehl, Regional Sales Manager CEE bei SentinelOne.

»IT-Verantwortliche müssen endlich aufwachen und eine Neuausrichtung ihrer Sicherheitsstrategie in die Wege leiten, wenn sie lästige Ausfälle, Datenverlust und damit verbundene Kosten – der Report spricht immerhin von rund 750.000 Euro pro Unternehmen – vermeiden wollen. Dabei sollten sie vor allem unzureichende AV-Lösungen, schlechte Backup-Prozesse und mangelhaft geschulte Mitarbeiter im Blick haben. Die aktuelle Bedrohungslage verlangt von jedem Unternehmen, in Sachen Endpunktschutz neue Wege zu gehen.«

 

[1] Die Report-Ergebnisse stehen nach Registrierung zum Download bereit: https://go.sentinelone.com/Q118_EMEA_Content_Ransomware-Research_Download.html
Methodik: Im Auftrag von SentinelOne befragte das unabhängigen Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Februar 2018 insgesamt 500 IT-Sicherheitsentscheider aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zum Thema Ransomware. Die Stichprobe ist branchenübergreifend und enthält 200 Unternehmen aus den USA sowie jeweils 100 Unternehmen aus Deutschland, Frankreich und UK. Die Interviews wurden online in einem strengen mehrstufigen Screening-Verfahren durchgeführt, um sicherzustellen, dass nur geeignete Kandidaten die Möglichkeit zur Teilnahme hatten.

 


 

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