Rente mit 63 betrifft Mehrzahl der Unternehmen

Die Rente mit 63 betrifft bereits die Mehrzahl der Unternehmen. Das geht aus der neuesten ifo-Randstad-Personalleiter-Befragung hervor. Demnach antworteten 52 Prozent der Firmen, dass bei ihnen bereits Mitarbeiter über die Rente ab 63 gegangen sind. Im Verarbeitenden Gewerbe (62 Prozent) sind mehr Unternehmen betroffen als im Handel (53 Prozent) und bei den Dienstleistern (44). Weitere 12 Prozent aller Unternehmen gaben an, dass in den nächsten zwei Jahren Mitarbeiter mit 63 gehen wollen.

Bei jenen Firmen, aus denen Beschäftigte mit 63 in Rente gegangen sind, sind bislang in 64 Prozent der Unternehmen Facharbeiter ausgeschieden und in 59 Prozent der Unternehmen Angestellte. Hilfsarbeiter (15 Prozent) und Führungskräfte (14 Prozent) sind in viel weniger Firmen gegangen.

Die Besetzung der freien Stellen ist häufig mit Problemen verbunden: 65 Prozent der Unternehmen berichten von Schwierigkeiten. Bei den Dienstleistern liegt der Anteil mit 73 Prozent über dem Durchschnitt, im Verarbeitenden Gewerbe etwas darunter (58). Kleinere Unternehmen bis zu 250 Beschäftigte haben eher Schwierigkeiten (67 Prozent) als große Unternehmen (60 Prozent).

In fast jedem Unternehmen werden Mitarbeiter beschäftigt, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen könnten. So geben 94 Prozent der Personalleiter an, aktuell Mitarbeiter zu beschäftigen, die mindestens 55 Jahre alt sind. Allerdings tun nur 43 Prozent der Unternehmen etwas, um ältere Mitarbeiter länger zu binden. Unter diesen Unternehmen werden flexible Arbeitszeitmodelle (70 Prozent) als häufigste Maßnahme genannt, gefolgt von Gesundheitsförderung (44), altersgerechten Arbeitsplätzen (42), Altersteilzeit (36) sowie gezielter Weiterbildung für ältere Mitarbeiter (18 Prozent).

 

 


Arbeitskräftemangel in 2030 birgt große Gefahr für Wohlstand und Wachstum

Deutschland könnten in 13 Jahren zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Alle Bundesländer sind davon betroffen, die neuen Bundesländer aber besonders stark. Verlust an Wirtschaftsleistung in 2030 bis zu 550 Milliarden Euro möglich.

Vom Babyboom zur Mangelware – der demografische Wandel wird zu einem großen Problem für den deutschen Arbeitsmarkt, denn Fachkräftemangel bremst das Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 noch verschärfen. In Deutschland könnten so in den kommenden 15 Jahren 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Dies geht aus der neuen Studie Die halbierte Generation von The Boston Consulting Group hervor. »Von dieser Arbeitskräftelücke sind alle Bundesländer betroffen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, steht das deutsche Wirtschaftswachstum auf dem Spiel und letztlich auch unser Wohlstand«, sagt Rainer Strack, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. Den Berechnungen zufolge könnten Deutschland aufgrund dieser Lücke in 2030 rund 410 bis 550 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung entgehen.

Arbeitskräfteangebot deckt nicht den Bedarf

In der Studie werden vier verschiedene Szenarien simuliert, wie sich Arbeitskräfteangebot und -bedarf bis 2030 entwickeln könnten, um aus dieser Differenz die Arbeitskräftelücke zu berechnen. Eines der vier Szenarien ist das sogenannte Basisszenario, dem beispielsweise eine optimistische Bevölkerungsentwicklung zugrunde liegt, die bereits eine hohe Nettomigration und eine steigende Erwerbsquote voraussetzt.

In diesem Basisszenario ergibt sich in Deutschland eine Arbeitskräftelücke von 6,1 Millionen im Jahr 2030. In den Bundesländern werden die Lücken unterschiedlich groß sein: Während Bayern das nach absoluten Zahlen höchste Arbeitskräftedefizit von rund 1,2 Millionen verzeichnen könnte, sieht sich Thüringen mit der größten relativen Lücke von minus 28 Prozent konfrontiert. »Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Mangel zum großen Problem werden«, sagt Rainer Strack voraus. »Den Verlust von bis zu einem Fünftel der Arbeitskräfte werden diese Regionen kaum verkraften, ohne in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblichen Schaden zu nehmen. Bleiben Gegenmaßnahmen aus, sind eine weitere Verödung ländlicher Gebiete, die Abwanderung von Betrieben und das Schrumpfen lokaler Märkte absehbar.«

Hoher Handlungsdruck: Deutschland braucht langfristige Personalstrategie

Das Wachstum der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – würde im Verhältnis zu Vergangenheitswerten folglich drastisch zurückgehen: von durchschnittlich 1,3 auf 0,5 Prozent pro Jahr. Der Handlungsdruck für die Beteiligten in Politik und Wirtschaft, diese Auswirkungen abzumildern, ist hoch.

»Wir brauchen eine langfristige Personalplanung – das gilt für Unternehmen wie auch für Deutschland. Im Vergleich zur Kapitalseite, bei der kontinuierlich gemessen wird, wie produktiv Eigen- und Fremdkapital eingesetzt werden, sind viele Unternehmen und eben auch die deutsche Politik von einer vergleichbar intensiven Betrachtung des Vermögenswertes ›Mitarbeiter‹ noch weit entfernt«, resümiert Strack. »Wir müssen uns viel stärker damit auseinandersetzen, welche Mitarbeiter wir jetzt und in Zukunft brauchen, woher sie kommen und wie wir sie bestmöglich ausbilden können.«

[1] Die aktuelle Untersuchung »Die halbierte Generation« ist eine Vertiefung und Weiterentwicklung der BCG-Studie The Global Workforce Crisis. $10 Trillion at Risk aus dem Jahr 2014 über demografische Entwicklungen und ihre Folgen auf weltweiter Ebene. Das Onlineportal findet sich unter www.bcgperspectives.com.

grafik bcg arbeitskräftemangel deutschland 2030

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