Smart Connected Products für das Internet der Dinge – Ein reifer SCP-Markt wächst erst langsam heran

Smart Connected Products

Die Vision einer »Smart Connected World« ist schnell formuliert, der Weg dahin allerdings eher ein evolutionär-arbeitsamer als ein disruptiver. Das ist ein Ergebnis einer international angelegten Studie der Marktforscher von Oxford Economics, die in Zusammenarbeit mit PTC den Stand der Entwicklung und die Marktpräsenz der intelligenten, vernetzten Produkte (SCP – Smart Connected Products), die die Basis all der Visionen wie Internet der Dinge (IoT) oder Industrie 4.0 sind, in der Fertigungsindustrie untersucht hat. Als größte Herausforderungen auf dem Weg in eine IoT-Welt wurden die Integration und der Datenschutz genannt.

In der Oxford-Studie »Intelligente, vernetzte Produkte – Die nächste Transformation in der Fertigungsindustrie« wird das McKinsey Global Institute zitiert, das in den nächsten 10 Jahren ein durch den Einsatz von IoT-Technologie verursachtes Produktivitätswachstum in der Fertigungsindustrie von 2,5 bis 5 Prozent sieht, was ein Umsatzwachstum und Kosteneinsparungen von 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr bedeute. Das zweifelsfrei große Potenzial von SCPs veranlasste PTC, in Zusammenarbeit mit Oxford Economics einen detaillierteren Blick auf die aktuelle Situation zu werfen. Wie gehen Unternehmen in der Fertigungsindustrie bereits heute mit den Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit den Smart Connected Products um, die ja die ›Dinge‹ im Internet der Dinge sind? Befragt wurden 300 Vorstände von internationalen Fertigungsunternehmen mit einem Umsatz ab 250 Millionen USD, die sich auch in praxi mit Strategien für die Entwicklung solcher SCPs befassen.

Erste intelligente, vernetzte Produkte gibt es zum Beispiel bei dem sogenannten Wearable-IoT mit Lösungen im Fitness- und Medizinbereich. Beim Auto/Verkehr werden Lösungen schon kräftig vorangetrieben wie Nutzeroptimierungen (beispielsweise von Versicherungen) oder autonomes Fahren, bei Anwendungen in der Haustechnik/Smart Home und nicht zu vergessen der große Bereich der ›Integrated Industry‹ beziehungsweise Industrie 4.0, der ein überragendes Spielfeld für SCPs werden wird. Mit ThingWorx (in das Axeda integriert wurde) bietet PTC heute eine umfangreiche Plattform zur Unterstützung der Entwicklung von solchen SCP-Lösungen.

Welche Schritte haben Sie unternommen, um Ihre Produkte und Services im Sinne des Internet der Dinge weiter zu entwickeln?

Abbildung 1: Welche Schritte haben Sie unternommen, um Ihre Produkte und Services im Sinne des Internet der Dinge weiter zu entwickeln?

Die SCP-Entwicklung – Potenzial erkannt, ein reifer Markt entsteht aber erst langsam. Die Befragung und eine Reihe von Interviews mit Branchenführern der Fertigungsindustrie, die im April 2014 durchgeführt wurden, zeigen, dass die Entwicklung von SCPs Fahrt aufgenommen hat, aber generell noch am Anfang steht. Viele Unternehmen überlegten noch, wie sie ihre Produkte, Serviceangebote und Prozesse für die neue Ära umgestalten könnten. Die SCPs befänden sich heute an einem ähnlichen Entwicklungsstand wie das Internet Ende der neunziger Jahre: ihr enormes Potenzial werde nicht infrage gestellt, aber der Weg zu einem entwickelten Markt nehme nur langsam Gestalt an.

43 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, vor 2 bis 3 Jahren mit der Ausarbeitung einer SCP- und IoT-Strategie begonnen zu haben, während bei 32 % der Beginn schon 3 bis 5 Jahre zurückliegt. Strategien betreffen beispielsweise Machbarkeitsstudien und die Priorisierung von Nutzungsszenarien. Die Erfahrung habe dabei gezeigt, dass die Ausarbeitung einer soliden SCP-/IoT-Strategie und eines kommerziellen Angebotes und damit der SCP-Reifeprozess im Unternehmen einige Zeit brauche.

Die Themen, auf die die ersten Unternehmen, die sogenannten Early Adopter, ihr Augenmerk legen, sind laut Studie die Erfassung/Auswertung von Nutzungsdaten, die Vernetzung der Produkte und die Verlagerung von mehr Produktfunktionen und Leistungsmerkmalen in die Cloud, wo Echtzeitanalysen durchgeführt werden können. Dadurch seien neue Serviceangebote wie Remote-Überwachung oder die Optimierung vorhandener Serviceangebote möglich (siehe Abbildung 1). Intern integrieren diese Pioniere die erfassten Daten in Enterprise-Systeme, wie beispielsweise ins Product Lifecycle Management (PLM) und Customer Relationship Management (CRM).

In welchem Umfang stellen die folgenden Probleme Herausforderungen für den Erfolg Ihres Unternehmens mit intelligenten, vernetzten Produkten dar?

Abbildung 2: In welchem Umfang stellen die folgenden Probleme Herausforderungen für den Erfolg Ihres Unternehmens mit intelligenten, vernetzten Produkten dar?

Herausforderungen bei der Umsetzung einer SCP-Strategie. Die Wertschöpfung durch SCPs werde in den kommenden drei Jahren nur moderat steigen: von 42 % auf nur 47 %. Dafür sind laut Studie eine Reihe von Herausforderungen verantwortlich. Das sind kurzfristig vor allem der Schutz von proprietären Daten und geistigen Eigentums, eine zuverlässige Konnektivität sowie die Fähigkeit, umsetzbare Erkenntnisse aus den Datenanalysen zu gewinnen (siehe Abbildung 2). Auf die Frage nach größeren Herausforderungen in der Zukunft (in 3 Jahren) waren Integrationsprobleme mit anderen SCPs und Systemen (beispielsweise die Schnittstellen zu vernetzten Autos oder Gebäuden) mit 55 % sowie zu internen Enterprise-Systemen wie PLM und CRM mit 53 % die häufigsten Antworten.

Immerhin über die Hälfte gibt an, dass sie bereits erfolgreich in größerem Umfang SCP-Businessfunktionen einsetzen, wie differenzierte Analysesysteme oder die Integration in Enterprise-Systeme. Wie bereits erwähnt, gefragt wurden nur Unternehmen, die sich konkret mit dem SCP-Thema befassen. Und über ein Viertel befindet sich noch in den ersten beiden Reifungsphasen eines SCP-Geschäftsfeldes, also der Entwicklung einer Strategie beziehungsweise der Pilotierung.

Nicht nur das Gesamtprogramm, auch die heute in den Produkten installierten SCP-Fähigkeiten entsprechen einem gewissen (3-stufigen) Reifegrad bei der SCP-Umsetzung. 70 % bauen Produkte, die einen aktuellen Status überwachen und melden können, weniger als die Hälfte kann Warnmeldungen/Benachrichtigungen und Steuerungsdaten an die vernetzten Produkte senden und weniger als ein Drittel der Unternehmen hat Produkte im Programm, die sich eigenständig mit anderen Produkten und Systemen austauschen und koordinieren können.

Abschließend weist die Oxford-Studie auf die Notwendigkeit von Veränderungen und Anpassungsprozessen hin, wenn sich ein Unternehmen für SCPs entschieden hat. Festzuhalten bleibt, ohne die ›Dinge‹ kann es kein Internet der Dinge geben. Also sollten die deutschen Fertigungsunternehmen mit ihren hervorragenden ›Dingen‹ eine gute Ausgangsposition haben. Interessant ist, dass zwar die Problematik der Integration und der Schnittstellen von den befragten Vorständen gesehen wird, aber die Notwendigkeit einer Standardisierung wurde nicht diskutiert. Das lässt den Schluss zu, dass die Early Adopter nicht unnötig auf Standards warten wollen, sondern einfach das umsetzen, was heute bereits möglich ist und so schon erste wertvolle Erfahrungen mit Smart Connected Products sammeln.


autor_eduard_ruesing

Eduard Rüsing,
Fachjournalist
in Karlsruhe
Die ausführliche Studie herunterladen unter:
https://de.ptc.com/smart-connected-products/oxford-economics
Titelbild: © Milissa4like/shutterstock.com