Smart Data: Gesellschaftlicher Fluch oder Segen?

logo smart dataIm Rahmen des Forums auf dem Stand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) diskutierten Experten über die Möglichkeiten und Herausforderungen von Smart Data. Beim Smart-Data-Dialog erörterten Prof. Dr. Peter Liggesmeyer, Präsident Gesellschaft für Informatik e. V. (GI), Peter Schaar, Vorsitzender der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID), Philipp Otto, Gründer Think Tank iRights.Lab, Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin Initiative D21 und Susanne Dehmel, Geschäftsleitung Bitkom, ob Smart Data Technologien als Fluch oder Segen bezeichnet werden können.

Peter Schaar, Vorsitzender der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID): »Digitale Technik wird weiter in unseren Alltag einziehen – diese Entwicklung ist nicht umkehrbar. Deshalb werden die Gestaltung von Informationstechnologien und ihres Einsatzes entsprechend ethischer Grundsätze und verfassungsmäßig garantierter Rechte immer bedeutsamer. Dabei müssen wir in zwei Richtungen arbeiten: Sowohl die rechtliche Vorgaben – etwa Datenschutzgesetze – im Blick behalten und gleichzeitig technologische Lösungen entwickeln – wie beispielsweise Privacy by Design.«

Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung Bitkom: »Smart-Data-Technologien werden bereits in sehr vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt und können zu einem hohen Nutzen führen – für Unternehmen, für Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. Da Smart Data nicht frei von Risiken ist, wenn es um personenbezogene Daten geht oder wenn Kausalzusammenhänge falsch interpretiert werden, muss in einem gesellschaftlichen Prozess ausgehandelt werden, wie mit den Ergebnissen bestimmter Smart-Data-Analysen umgegangen wird; Chancen und Risiken müssen bei jeder Anwendung konkret abgewogen werden – Pauschalurteile genügen nicht.«

Prof. Dr. Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik: »Smart Data wird künftig an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die sich diesen neuen Technologien versperren, werden ins Hintertreffen geraten. Allerdings kommt es auf den richtigen Umgang mit den Daten an. Es muss die richtige Balance zwischen dem Datenschutz und der Möglichkeit der Herausgabe von Daten gefunden werden. Dazu ist es zwingend erforderlich den Datenzugriffsschutz durch Datennutzungskontrolle zu ergänzen und für letzteres eine gut funktionierende technische Lösung zu entwickeln.«

Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21 e.V.: »Die Datenökonomie ordnet die Machtverhältnisse neu. Aktuell geschieht das relativ ungesteuert – eine digitale Selbstbestimmtheit der Bevölkerung scheint schwierig. Ob Smart Data Fluch oder Segen sein wird, hängt deshalb maßgeblich davon ab, ob es gelingt, dass wir alle so etwas wie ein digitales Bauchgefühl mit den notwendigen digitalen Kompetenzen entwickeln. Dafür braucht es auch einen ordnungspolitischen Rahmen, der eine zukunftsorientierte Datenpolitik erlaubt. Und: Deutschland braucht eine Debatte über digitale Ethik.«

Philipp Otto, Gründer und geschäftsführender Partner des Think Tank iRights.Lab: »Deutschland muss zum Datenland werden. Und Smart Data ist der wesentliche Treibstoff für digitale gesellschaftliche Innovationen. Das betrifft sowohl die Frage der Beteiligung an politischen Prozessen als auch neue Geschäftsmodelle. Wenn wir diese Innovationen wollen, müssen aber auch die Rahmenbedingungen, unter denen Smart Data-Anwendungen eingesetzt werden können, gesellschaftlich geregelt werden. Dies betrifft einerseits die roten Linien bei der Verwertung von Daten die es zu ziehen gilt. Das betrifft aber andererseits auch die Bereitschaft, Dinge erst dann zu regulieren, wenn man weiß wie diese funktionieren und die Erprobung stattgefunden hat. Ein wesentlicher Punkt wird dabei auch die Gewährleistung anonymisierter Nutzung und deren Auswertung sein.«

Über Smart Data – Innovationen aus Daten
Mit dem Technologieprogramm »Smart Data – Innovationen aus Daten« fördert das BMWi von 2014 bis 2018 insgesamt 13 Leuchtturmprojekte, die den zukünftigen Markt von Big-Data-Technologien für die deutsche Wirtschaft erschließen sollen, mit rund 30 Millionen Euro. Die beteiligten Unternehmen und Organisationen bringen weitere 25 Millionen Euro auf, so dass das Programm über ein Gesamtvolumen von etwa 55 Millionen Euro verfügt. Smart Data ist Teil der neuen Hightech-Strategie und der Digitalen Agenda der Bundesregierung. Auf der CeBIT 2016 ist das Technologieprogramm und seine 13 Projekte auf dem BMWi-Stand (Halle 6, Stand C38) präsent.
Weitere Informationen zum Smart-Data-Technologieprogramm finden Sie unter www.smart-data-programm.de.