Statement zum Cyber-Angriff auf den Bundestag

von Heiko Gloge, Geschäftsführer des deutschen Thin-Client-Anbieters IGEL Technology

autor heiko gloge igel technologyNach dem Hacker-Angriff auf das Netzwerk des Bundestages muss laut Presseberichten das gesamte IT-Netz ausgetauscht werden. Ursache war ein Schadprogramm, das sich nach dem Öffnen eines Internet-Links aus einer E-Mail unbemerkt installiert haben soll. Wie lässt sich künftig besser verhindern, dass sich Schadsoftware dauerhaft auf Rechnern festsetzt und verbreitet? – Indem man die Rechner wieder »dümmer« macht.

»Im Zeitalter von Cloud Computing können die meisten Arbeitsplatzrechner weit mehr, als die Anwender tatsächlich für ihre Arbeit brauchen. Das macht sie angreifbar. Unternehmen und Behörden setzten deshalb anstelle von PCs auf Thin Clients. Knapp drei Millionen davon gibt es in Deutschland bereits. Betriebssystemseitig stark limitiert, erlauben sie keine lokale Datenspeicherung oder Programminstallation die sich Hacker zu Nutze machen könnten. Der einzige Zweck des Thin Clients ist es, den Nutzer mit seinem virtuellen Desktop im Rechenzentrum zu verbinden.

Ein wahrer Segen für den Bundestag läge jetzt auch in der Thin-Client-typischen Fernadministration, mit deren Hilfe sich binnen weniger Minuten tausende Geräte zentral herunterfahren, aktualisieren und neustarten ließen. Einziger Haken: Die Arbeitssoftware muss erst ins Rechenzentrum verlagert werden. Ist dieser, mit einer lohnenswerten Konsolidierungschance verbundene Schritt jedoch erfolgt, können übergangsweise sogar unsichere Windows-XP-PCs in sichere Linux-Thin Clients verwandelt werden, um sie künftig wirtschaftlich und sicher weiter zu nutzen. Dem Steuerzahler bliebe so einiges erspart.«

 

Hintergrundinformationen

[1] Borderstep Studie: 2,9 Millionen Thin Clients in Deutschland

Thin und Zero Clients werden in Deutschland immer häufiger zum Mittel der Wahl für die IT-Nutzung. So hat das Borderstep Institut in einer Studie herausgefunden, dass im Jahr 2014 die Zahl betrieblich genutzter Thin Clients um über 25 % auf insgesamt 2,9 Millionen Geräte zunahm. Mit eingeschlossen sind dabei auch Zero Clients, das sind für bestimmte IT-Umgebungen (Virtuelle Desktop Infrastrukturen) optimierte Thin Clients. Zusätzlich waren 2014 in deutschen Unternehmen etwa 300.000 Software-Thin-Clients im Einsatz – das sind entweder Industrie-PCs mit Thin-Client-Betriebssystem oder bestehende PCs, die entsprechend in einen Thin Client umfunktioniert wurden. Das können auch ältere Geräte sein, deren Hardware-Ausstattung in der Regel noch spielend für einen Thin Client ausreicht. Bei den PCs war die Entwicklung leicht rückläufig.

Quelle: Entwicklung der Computernutzung in Haushalten, Unternehmen und Behörden im Jahr 2014, Dr. Ralph Hintemann, 2015

 

[2] Fraunhofer UMSICHT: Thin Clients wirtschaftlich sinnvoll

Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT stellte im Rahmen einer detaillierten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung fest: Bei 100 IT-Anwendern fällt ein Thin Client bereits über eine untypisch kurze Einsatzdauer von drei Jahren um 35 Prozent kostengünstiger aus, als ein neuer Windows-PC. Für einen auf bestehender PC-Hardware installierten Software-Thin-Client beträgt die Ersparnis 47 Prozent. Ein mobiler Thin Client (Software-Thin-Client auf bestehender Notebook-Hardware verursacht verglichen mit einem neuen Windows-Gerät 55 Prozent weniger Gesamtkosten. Der Fortbetrieb bestehender PC-Hardware als Software-Thin-Client stellt folglich eine attraktive Übergangslösung dar. Das Überspringen des Hardware-Erneuerungszyklus entlastet das IT-Team kurzfristig, die anschließende Fernadministration dauerhaft. So bleibt mehr Zeit für strategische Industrie 4.0-Projekte.

Quelle: Ökologische und ökonomische Aspekte von Software Thin-Clients, Kurztitel: Thin- Clients 2015; Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, 2015