Studie: Autofahrer wünschen sich vernetzte Dienste

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Autofahrer in Deutschland, China und den USA sind bereit, für die Nutzung von vernetzten Services im Auto zu bezahlen. Das zeigt eine neue Studie von Accenture zum Interesse der Verbraucher an vernetzen Diensten im Fahrzeug, wie etwa Unterhaltungs- und Informationsangeboten, Fahrerassistenzsystemen oder Remote Services wie die automatische Verständigung von Notruf oder Pannendienst. Weiterhin untersucht die Studie die Zahlungsbereitschaft der Autofahrer für solche Services. Die Studie geht davon aus, dass bis 2025 alle Neuwagen vernetzt sein werden und der Bedarf an digitalen Diensten daher weiter wachsen wird.

Besonders hoch sind Interesse und Zahlungsbereitschaft vor allem für sogenannte Remote Services. Dazu gehören etwa der eCall, bei dem das Auto nach einem Unfall automatisch einen Notruf an die Rettungsdienste absetzt, oder der bCall, ein System für die automatische Benachrichtigung des Pannendienstes, wenn das Auto liegen bleibt. In China sind 65 Prozent, in den USA 66 Prozent der Autofahrer an der Nutzung des eCalls interessiert, von denen 43 Prozent (USA), beziehungsweise 42 Prozent (China) für die Nutzung dieses Dienstes auch bezahlen würden. In Deutschland ist der eCall ab 2018 durch eine EU-Verordnung Pflicht bei Neuwagen.

Die befragten Autofahrer zeigen zudem ein großes Interesse an Angeboten für die Fernwartung ihres Fahrzeugs und ortsbasierten Diensten. Drei von vier Studienteilnehmern (75 Prozent) würden gerne regelmäßige Informationen über den Fahrzeugzustand – den sogenannten Vehicle Health Report – erhalten. Fast die Hälfte (43 Prozent) würde für dieses Feature einen Aufschlag zahlen. Angebote zur Standortbestimmung des Fahrzeugs – etwa eine Tracking-Funktion für das Aufspüren gestohlener Autos, die Navigation des Fahrers oder das Wiederauffinden des Parkplatzes – wünscht sich etwas mehr als die Hälfte aller Befragten (55 Prozent). Davon wäre etwa jeder Dritte (29 Prozent) bereit, diese Services gegen einen Aufpreis zu nutzen.

Immerhin etwa jeder dritte Verbraucher (35 Prozent) würde laut Studie gerne sogenannte Concierge-Services im Auto nutzen, wie etwa einen elektronischen Sprachassistenten, der Fragen zur örtlichen Umgebung des Fahrzeugs beantwortet. Davon wären 19 Prozent auch bereit, für diesen Service eine zusätzliche Gebühr zu entrichten. Etwa jeder dritte Autofahrer (32 Prozent) zeigt sich an Angeboten für die Steuerung des Smart Homes aus dem Fahrzeug heraus interessiert, und 20 Prozent von ihnen würden dafür zusätzlich zahlen. Die Buchung von Online-Angeboten aus dem Auto heraus können sich 28 Prozent der Befragten vorstellen, 13 Prozent von ihnen würden für einen solchen Service eine Zusatzgebühr bezahlen.

»Die Kunden verlangen vernetze Dienste mit einem hohen Nutzwert. Vor allem im Premiumsegment sind sie bereit, dafür zusätzlich zu zahlen. Für die Autohersteller schlägt sich das nicht nur in höheren Umsätzen nieder, vielmehr profitieren sie auch von den neuen Kundenbeziehungen, die sich dadurch im After Sales ergeben. Entscheidend ist jedoch, dass sie die richtigen Funktionen und Dienste anbieten und damit die konkreten Bedürfnisse der Kunden abdecken”, sagt Axel Schmidt, Geschäftsführer im Bereich Automotive bei Accenture. »Wir sind davon überzeugt, dass die Nachfrage nach vernetzten Angeboten wie Sicherheitssystemen, Remote Services oder Einparkhilfen in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Allein in China wird der Markt für vernetzte Fahrzeuge nach unseren Prognosen bis 2025 etwa 216,2 Milliarden US-Dollar wert sein – mit 26 Prozent mehr als ein Viertel des weltweiten Marktes.

grafik accenture connected vehicle china

Die Studie gibt auch interessante Einblicke in die unterschiedlichen Bedürfnisse der Verbraucher in den untersuchten Ländern:

  • Fahrzeugdiagnose: Autofahrer in den USA haben das größte Interesse an der Nutzung solcher Dienste – dort sind 63 Prozent aller Befragten sehr an der Nutzung eines solchen Angebots interessiert oder könnten sich dies in Zukunft vorstellen. In China ist das Interesse an der Ferndiagnostik insgesamt ebenfalls groß (65 Prozent), einen Zustandsbericht für das Fahrzeug per Smartphone oder Tablet wünschen sich dort sogar 72 Prozent. In Deutschland sind hingegen nur 47 Prozent der befragten Verbraucher an solchen Diagnostik-Services interessiert.
  • Datennutzung: Mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland ist der Meinung, dass die Daten aus dem vernetzten Fahrzeug dem Anbieter der jeweiligen Services gehören. In den USA und China hingegen ist eine Mehrheit der Verbraucher überzeugt, dass die Daten ihnen gehören
  • Nutzung der Daten durch Dritte: Drei Viertel der befragten Verbraucher in Deutschland würden nur dann der Weitergabe ihrer Daten an andere Unternehmen zustimmen, wenn diese anonymisiert sind. In China ist dies für 72 Prozent der Verbraucher eine Voraussetzung, in den USA sind es 71 Prozent. Im Gegensatz zu Deutschland herrscht in diesen beiden Ländern jedoch eine große Bereitschaft, die Nutzung der Daten durch Dritte zu erlauben, wenn die vernetzten Dienste dadurch für den Kunden relevanter würden. Unter dieser Bedingung wären 68 Prozent der Fahrer in den USA und China zur Datenweitergabe bereit, während es in Deutschland selbst dann nur 53 Prozent sind.
  • Paketlieferung ins Auto: Die deutschen Autofahrer sind besonders skeptisch bei der Lieferung von Paketen in den Kofferraum; dieses Angebot würde nur etwa jeder Dritte (34 Prozent) in Anspruch nehmen. Die Verbraucher in den USA und China sind der Paketlieferung in den Kofferraum gegenüber aufgeschlossener; jeweils 43 Prozent der Autofahrer würden diesen Dienst nutzen.
[1] Für die Studie wurden 5.111 Verbraucher in China, Deutschland und den USA befragt – davon 1.024 allein in Deutschland. Alle Befragten waren über 18 Jahre alt, fahren regelmäßig ein Auto und besitzen ein Smartphone beziehungsweise planen dessen Anschaffung innerhalb der kommenden sechs bis zwölf Monate. Der Umfragezeitraum war von September bis Oktober 2015.

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