Was tun, wenn das Auto alleine fährt

Selbstfahrende Autos sind eines der großen Themen auf der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Noch aber sind fahrerlose Fahrzeuge ein gutes Stück von der Marktreife entfernt. Aber wenn – in vermutlich naher Zukunft – die neue Technologie reibungslos funktioniert, wissen die Deutschen laut einer aktuellen Deloitte-Studie auf jeden Fall, was sie mit der neuen Freiheit anfangen wollen. Demnach würden Autofahrer die Extrazeit für alles Mögliche von Social Media über Schlafen bis hin zur Schönheitspflege nutzen. Mathias Brandt

Die Grafik zeigt, was Autofahrer mit der durch autonomes Fahren gewonnenen Zeit anfangen würden.

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https://de.statista.com/infografik/7401/nutzung-der-durch-autonomes-fahren-gewonnenen-zeit/

 


Selbstfahrende Autos: Über 50 Prozent sind interessiert

Studie: Knappe Mehrheit zeigt sich aufgeschlossen, legt aber großen Wert auf Sicherheitsgarantien.

Selbst­fah­rende Autos sind auf Deutsch­lands Straßen derzeit noch nicht zu sehen. Laut der aktuel­len Deloitte-Studie »Autono­mes Fahren in Deutsch­land – wie Kunden überzeugt werden« könnte sich das jedoch bald ändern.

Über die Hälfte der Befrag­ten (53 %) kann sich vorstel­len, das Steuer aus der Hand zu geben – wenn einige zentrale Bedin­gun­gen erfüllt sind. Garan­tiert sicher sollen die Selbst­fah­rer sein, von hoher (Marken-) Quali­tät und komfor­ta­bel. Am attrak­tivs­ten erschei­nen autonom fahrende Autos bei ermüden­den und anstren­gen­den Routine-Situationen wie Stop-and-go oder der Parkplatz­su­che.

Die effizi­en­teste Überzeu­gungs­ar­beit können Herstel­ler leisten, indem sie den künfti­gen Kunden eigene Erfah­run­gen ermög­li­chen, etwa im Rahmen ausgie­bi­ger Probe­fahr­ten. Die Zahlungs­be­reit­schaft der Kunden ist prinzi­pi­ell vorhan­den – wenn auch mit Einschrän­kun­gen.

»Um die Verbrau­cher zu überzeu­gen, sollten Herstel­ler neben Probe­fahr­ten und Sicher­heits­ga­ran­tien die Innen­raum­ge­stal­tung so anpas­sen, dass die Passa­giere die neu gewon­nene Zeit sinnvoll nutzen können. Selbst­fah­rende Autos eröff­nen zusätz­lich auch anderen Markt­teil­neh­mern ganz neue Perspek­ti­ven – zum Beispiel Verkehrs­ver­bün­den oder priva­ten Mobili­täts­un­ter­neh­men. Bei den Autoher­stel­lern wird sich das Geschäft mit Privat­per­so­nen auf das Flotten­ge­schäft verla­gern«, erklärt Dr. Thomas Schil­ler, Partner Automo­tive bei Deloitte.

Jüngere und Vielfah­rer beson­ders inter­es­siert

Der techni­sche Fortschritt macht‘s möglich: Autono­mes Fahren kann schon sehr bald Reali­tät werden. Zwar sind noch zahlrei­che techni­sche, recht­li­che und politi­sche Hürden zu überwin­den, am Ende entschei­det jedoch die Kunden­ak­zep­tanz über den Erfolg des Konzepts. Laut Studie zeigen sich 53 Prozent generell aufge­schlos­sen, 63 Prozent würden einen Selbst­ver­such wagen. Der Anteil der jünge­ren Fahrer liegt dabei etwas höher. Erwar­tungs­ge­mäß sind Vielfah­rer und Pendler ebenfalls stärker an entspre­chen­den Lösun­gen inter­es­siert.

Der Praxis­test entschei­det

Mit 68 Prozent würden sich über zwei Drittel der Studi­en­teil­neh­mer am ehesten durch eine Probe­fahrt von den Vortei­len autono­men Fahrens überzeu­gen lassen. Entspre­chende Garan­tien der Herstel­ler inklu­sive einer Schaden­re­gu­lie­rung im Bedarfs­fall wären der Akzep­tanz ebenfalls förder­lich. Abseits dessen trägt auch und vor allem die Mundpro­pa­ganda zur Überwin­dung von Berüh­rungs­ängs­ten bei – jeden­falls bei den jünge­ren Verbrau­chern.

Kontrolle nicht aus der Hand geben

Bei der Sicher­heit stehen sich zwei Fakten diame­tral gegen­über: Einer­seits soll autono­mes Fahren diese prinzi­pi­ell erhöhen. Das wird aber nur unzurei­chend wahrge­nom­men bezie­hungs­weise für glaub­wür­dig gehal­ten, denn anderer­seits erscheint den meisten Fahrern gerade die eigene, »händi­sche« Kontrolle als maßgeb­lich sicher­heits­re­le­vant. Neben unzuver­läs­si­ger Technik, befürch­tet von 65 Prozent, werden Hacker­an­griffe und Daten­dieb­stahl von 50 immer­hin Prozent als immanente Risiken empfun­den. Rund die Hälfte hätte grund­sätz­li­che Beden­ken, das Fahrzeug völlig sich selbst zu überlas­sen. Auch hier gilt: Die Jungen haben größe­res Vertrauen als die Älteren, Städter sind etwas zuver­sicht­li­cher als die Landbe­völ­ke­rung.

Deutsche Premium-Hersteller bevor­zugt

Beim Thema autono­mes Fahren heißt Vertrauen vor allem auch »Marken­ver­trauen«. Stärker als Volumen­her­stel­lern oder gar Nischen­an­bie­tern trauen die Befrag­ten den etablier­ten (deutschen) Premi­um­her­stel­lern zu, adäquate Lösun­gen zu entwi­ckeln. Das erstreckt sich auch auf renom­mierte Prüfor­ga­ni­sa­tio­nen: Geben sie ihr »ok«, ist der Fahrer eher bereit, von Lenkrad, Gas und Bremse abzulas­sen.

Mehr Komfort, mehr Zeit

Mehr Freude am Fahren verspre­chen sich die Studi­en­teil­neh­mer überwie­gend nicht – aber ein deutli­ches Plus bei Komfort und Zeitge­winn im Fern- und Stadt­ver­kehr. Immer­hin 67 Prozent wollen dagegen nicht nur auf Autobah­nen und in Metro­po­len davon profi­tie­ren, sondern auch auf Landstra­ßen und in allen Ortschaf­ten. Beschrän­kun­gen jegli­cher Art finden knapp 60 Prozent inakzep­ta­bel.

Mehr zahlen, weniger suchen

Wenn es ein anderer erledigt, kostet das in der Regel mehr. Das gilt auch für das autonome Autofah­ren: 61 Prozent würden mehr zahlen, wenn sie dafür vom enervie­ren­den Stop-and-go bei Autobahnstaus befreit würden – bei den älteren Fahrern sind es 68 Prozent. Rund 50 Prozent würden dasselbe tun, wenn sie keinen Parkplatz mehr suchen müssten. Für ein Drittel gilt das hinsicht­lich des Ein- und Auspar­kens. Vor allem Langzeit­pend­ler sowie Inten­siv­fah­rer zeigen eine erhöhte Zahlungs­be­reit­schaft.

Einmal­zah­lung statt Abo

Nach Alter betrach­tet sinkt die Zahlungs­wil­lig­keit mit den Jahren. Sie hängt aber auch von den mögli­chen Bezahl­mo­del­len ab: So bevor­zu­gen 59 Prozent eine Einmal­zah­lung für die unbegrenzte Nutzung autono­mer Fahrfunk­tio­nen. Für ein »Pay-per-Use«-Modell würden sich hinge­gen nur 39 Prozent entschei­den, eine Abo-Option stößt ebenso überwie­gend auf Ableh­nung wie ein werbe­fi­nan­zier­ter Ansatz.

»Die grund­sätz­li­che Offen­heit der Verbrau­cher dem autono­men Fahren gegen­über muss jetzt noch mit adäqua­ten Bezahl­mo­del­len verbun­den werden, damit sich die neue Techno­lo­gie etablie­ren kann. Zukünf­tig werden dadurch mehr Share-Economy-Modelle entste­hen », resümiert Schil­ler.

[1] Die komplette Studie finden Sie unter www.deloitte.com/de/autonomesfahren. Weitere Informationen sind unter https://www.handelsblatt.com/adv/deloitte/ erhältlich.

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