Weiterbildung 4.0: Digitalisierung erleichtert die Weiterbildung

Immer mehr Unternehmen setzen in der Weiterbildung auf digitales Lernen. Zugleich erhöht die Digitalisierung aber auch den Bedarf an Weiterbildung, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Illustration: Absmeier, Geralt

 

Wie die Befragung von rund 1.700 Unternehmen belegt, greifen Firmen, die weitgehend digitalisiert sind, besonders häufig auf neue Lernmethoden zurück. Das können beispielsweise Lernvideos, Web-Seminare – sogenannte Webinare – oder speziell für die Bedürfnisse der Unternehmen programmierte Online-Plattformen sein. Im Jahr 2016 nutzten rund 43 Prozent der digitalisierten Unternehmen solche Lernformen mehrfach. Unter den nicht-digitalisierten Unternehmen waren es nur 18 Prozent.

Die Vorteile der digitalen Weiterbildung liegen auf der Hand: Unternehmen und Mitarbeiter können Lerninhalte individuell zusammenstellen und schnell und kostengünstig an ihren Bedarf anpassen. Vor allem aber können Mitarbeiter die Inhalte zeitlich und räumlich flexibel abrufen. »Der größte Vorteil des digitalen Lernens ist, dass es sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren lässt – zum Beispiel dann, wenn gerade weniger zu tun ist«, sagt IW-Wissenschaftlerin Susanne Seyda. Selbst Unternehmen, die in ihrem Kerngeschäft kaum digitale Technologien einsetzen, können mit dem mediengestützten Lernen individuell auf den Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter reagieren.

Doch die Digitalisierung erleichtert das Lernen nicht nur – sie steigert auch den Wissensbedarf. Denn durch die Umstellung von Arbeitsabläufen und Herstellungsverfahren in den Firmen entstehen neue Tätigkeiten, für die die Beschäftigten qualifiziert werden müssen. Vor allem IT-Kenntnisse sowie Kompetenzen im Bereich Selbstständigkeit, Planungs- und Organisationsfähigkeit sind gefragte Lerninhalte. Digitalisierte Unternehmen investieren deshalb mehr Zeit und Geld in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter als andere Betriebe. »Kleine Unternehmen haben beim digitalen Lernen noch Nachholbedarf«, sagt Seyda. »Sie könnten mehr mit anderen Firmen zusammenarbeiten, die gleiche Weiterbildungsinhalte benötigen, und somit die Entwicklungskosten senken.«

 


 

Weiterbildung ist der Schlüssel für das Arbeiten im digitalen Umfeld

Flexibel, vernetzt und individuell – der Aufbruch ins Zeitalter der Weiterbildung.

 

Die Arbeitswelt in einem digitalen Umfeld eröffnet sowohl Arbeitgebern als auch Mitarbeitern neuartige Chancen der zeitlichen, räumlichen und organisatorischen Flexibilität. Gleichzeitig stellt sie die Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen wie kürzer werdende Innovationszyklen, schnellere Entscheidungsprozesse oder die Auflösung etablierter Geschäftsprozesse. Doch wie können Unternehmen den wachsenden Anforderungen durch Digitalisierung und New Work begegnen? Eines der zentralen Instrumente ist die Weiterbildung. Das ergab die aktuelle Studie »Weiterbildungstrends in Deutschland 2018«. Die jährliche Umfrage unter 300 Personalverantwortlichen führte Kantar TNS im Auftrag der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) bereits zum zehnten Mal in Folge durch.

 

Die Veränderungen in der Arbeitswelt lassen den Bedarf an Weiterbildung steigen: Dies ist die Überzeugung von 82 Prozent der befragten Personalverantwortlichen. Die Zustimmung zu dieser These wächst stetig bei den Personalern – insbesondere bei den mittleren und großen Unternehmen [1], die offenbar besonders stark mit den Auswirkungen der Industrie 4.0 konfrontiert werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr sahen »lediglich« 74 Prozent der Befragten erhöhten Weiterbildungsbedarf. »Wir erleben aktuell eine immer kürzere Halbwertzeit von Wissen. Nie zuvor verloren erworbene Qualifikationen und Erfahrungswissen so schnell an Bedeutung«, erläutert Maziar Arsalan, Geschäftsführer der SGD. »Wer heute nicht in Weiterbildung investiert, wird die Lücke zwischen steigendem Bedarf nach und dem sinkenden Angebot von Fachkräften nicht mehr schließen können: Smarte Unternehmen erkennen das und setzen konsequent auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, insbesondere auch um bestehende Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.«

 

 

Know-how und Kompetenzen für die neue Arbeitswelt
Bei der Frage, welche Kompetenzen geschult werden müssen, steht für 95 Prozent der Befragten das kontinuierliche Auffrischen von berufsrelevantem Wissen sowie die Förderung der Bereitschaft zur Veränderung an oberster Stelle. Für 92 Prozent sind der Ausbau von systematischem und kreativem Denken sowie die Fähigkeit zur schnellen Informationsverarbeitung und Datenselektion wichtig. Ähnlich dringlich auf der Schulungsagenda: Abstraktionsfähigkeit (85 Prozent), Beratungskompetenz (82 Prozent), Knowhow im Projekt- und Prozessmanagement (81 Prozent) sowie soziale, kommunikative und interkulturelle Fähigkeiten (79 Prozent). »Wer Digitalisierung als Bedrohung begreift, liegt falsch. Sie wird nur dann gefährlich, wenn man die Vorzeichen im eigenen Marktumfeld ignoriert und sich nicht mit ihr weiterentwickelt«, so Arsalan.

 

Weiterbildung für New Work: flexibel, vernetzt und individuell
Mit dem neuen Arbeiten wandeln sich auch die Anforderungen an die berufliche Weiterbildung. Die Personalverantwortlichen setzen dabei vor allem auf individuellen Gestaltungsraum beim Lernen: Für 87 Prozent der Befragten stehen ein flexibel gestaltbares Lerntempo an oberster Stelle, für 86 Prozent mobiles und ortsunabhängiges Lernen sowie frei wählbare Lernmethoden und -medien. 83 Prozent setzen auf flexibel zusammenstellbare Inhalte. Auch das vernetzte Lernen mit anderen und die Möglichkeit, eine Weiterbildung für kürzere oder längere Zeit zu unterbrechen, machen laut 82 Prozent der Befragten Weiterbildungsangebote attraktiv, ebenso die Durchlässigkeit bei der Anerkennung von Abschlüssen.

Was die Lernmedien und Formate anbetrifft, halten die befragten HR-Manager einen breiten Mix für sinnvoll: Die wichtigsten Formate sind Web Based Trainings (86 Prozent) und Videos (81 Prozent), gefolgt von E-Books (75 Prozent), Audiodateien (73 Prozent), Online-Campus (73 Prozent), Live-Webinaren (72 Prozent), Printunterlagen (70 Prozent) und Apps (69 Prozent).

Arsalan resümiert: »Digitalisierung und New Work sind keine Zukunftsvision, sondern Realität. Jetzt gilt es, gemeinsam mit den Mitarbeitern individuelle Weiterbildungsbedarfe zu identifizieren und die entsprechenden Schulungsangebote bereit zu stellen. Was die Lernorganisation anbetrifft, sollte diese größtmögliche Flexibilität zulassen und die mobilen Möglichkeiten ausschöpfen: So kann jeder Mitarbeiter selbst entscheiden, wann, wo und wie er lernt. Damit steht das Lernen und insbesondere der Fernunterricht vor einer Renaissance: Weiterbildung verknüpft mit dem Wunsch nach Flexibilität, Eigenverantwortung und Individualität.«

 

Zur Kantar TNS-Studie »Weiterbildungstrends in Deutschland 2018«
Bereits zum zehnten Mal in Folge führte Kantar TNS im Auftrag der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) die Umfrage »Weiterbildungstrends in Deutschland« durch. Dafür wurden aktuell 300 Personalverantwortliche online zu unterschiedlichen Aspekten der beruflichen Weiterbildung befragt. Eine zusammenfassende Broschüre zu den Ergebnissen wird in Kürze auf www.sgd.de veröffentlicht.
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[1] Mittlere Unternehmen: 10-499 Mitarbeiter; große Unternehmen: 500 und mehr Mitarbeiter

 

Über die Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD)
Die Studiengemeinschaft Darmstadt ist Teil der Klett Gruppe, eines der führenden Bildungsunternehmen in Europa. Als Deutschlands führende Fernschule bietet die SGD seit 70 Jahren vielfach ausgezeichnete Qualität im Bereich Weiterbildung. Jährlich bilden sich ca. 60 000 Fernschüler in mehr als 200 staatlich geprüften und anerkannten Fernlehrgängen in den Bereichen Schulabschlüsse, Sprachen, Wirtschaft, Technik, Informatik und Digitale Medien, Allgemeinbildung sowie Kreativität, Persönlichkeit und Gesundheit weiter.
Bereits seit 2001 bietet die SGD den Teilnehmern die Möglichkeit, ergänzend zum Studienmaterial auf dem Online-Campus waveLearn die Vorteile des E-Learning zu nutzen. Außerdem gibt der individuelle Rundum-Service der SGD Sicherheit und Flexibilität für das Fernlernen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Das Unternehmen wurde für seine innovativen Ideen und seine Serviceorientierung bereits mehrmals ausgezeichnet, so beispielsweise in 2018 mit dem »Studienangebot des Jahres« vom Branchenverband Forum DistancE-Learning oder von der Initiative Mittelstand. Zertifizierungen nach ISO 9001, ISO 29990, TÜV Süd Servicequalität und AZAV belegen die hohen Qualitäts- und Servicestandards der SGD.
Seit der Gründung im Jahr 1948 durch Werner Kamprath zählt die SGD über 900 000 Kursteilnehmer. Die Bestehensquote der Teilnehmer bei staatlichen, öffentlich-rechtlichen und instituts-internen Prüfungen liegt bei über 90 Prozent. Dies ist auf die persönliche und individuelle Studienbetreuung durch die Fernlehrer und Tutoren zurückzuführen.
Weitere Informationen unter: www.sgd.de

 

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