Drei von zehn Menschen im Osten fühlen sich eher als Ostdeutsche denn als Deutsche. Im Westen fühlen sich hingegen nur 18 Prozent als »Wessis«.
25 Jahre ist es her, dass aus zwei Ländern eines wurde. Zwar waren aus westdeutscher Sicht alle Staatsbürger der DDR automatisch auch Staatsbürger der BRD, doch die Führung im Osten des geteilten Landes sah dies noch in den 80er-Jahren anders.
Und auch heute gibt es noch Unterschiede zwischen Ost und West. Nicht nur in der Frage danach, ob es in der DDR Dinge gab, die besser waren als im Westen, oder ob der Solidaritätszuschlag abgeschafft werden sollte. Auch in der Frage, ob sie sich eher als Deutsche oder als West- beziehungsweise Ostdeutsche fühlen, gibt es Unterschiede.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage [1]. So fühlt sich in Westdeutschland etwa jeder sechste Befragte eher als Westdeutscher denn als Deutscher (64 Prozent). Im Osten dagegen sagen drei von zehn Befragten (29 Prozent), dass sie sich eher als Ostdeutsche sehen.
Allerdings gibt es auch innerhalb der alten Bundesrepublik Unterschiede. Denn während zum Beispiel 14 Prozent der Baden-Württemberger sich eher als Westdeutsche denn als Deutsche allgemein ansehen, tun dies in Bayern immerhin 22 Prozent. Nordrhein-Westfalen liegt dabei ziemlich genau im West-Schnitt.
Groß ist auch der Unterschied zwischen Städtern und Menschen vom Land. Während von ersteren lediglich 15 Prozent sagen, sie seien eher Ost- beziehungsweise Westdeutsche, tun das von letzteren doppelt so viele (29 Prozent). Und noch etwas fällt auf: Junge Menschen fühlen sich seltener als Ost- beziehungsweise Westdeutsche – aber auch als Deutsche überhaupt. Von ihnen sagt jeder Vierte (24 Prozent), er fühle sich weder als das eine noch als das andere. Bei den Über-55-Jährigen tun das nur etwas mehr als halb so viele (13 Prozent).
Mehr als drei Viertel der Deutschen in Ost (76 Prozent) und 45 Prozent der Deutschen in West sind davon überzeugt, dass es in der DDR Dinge gab, die besser waren als im Westen. Hierzu zählt für fast zwei Drittel (64 Prozent) der ostdeutschen Bundesbürger und 38 Prozent der Westdeutschen die Gleichberechtigung der Frau.
Fast die Hälfte der Ostdeutschen (47 Prozent) aber nur ein Drittel (36 Prozent) der Westdeutschen geben an, die von Helmut Kohl versprochenen »blühenden Landschaften« seien weitgehend Realität geworden. Dennoch können sich 41 Prozent der Bundesbürger im Westen vorstellen im Osten zu leben. Umgekehrt kann sich mehr als die Hälfte der Ostdeutschen (58 Prozent) ein Leben im Westen vorstellen. Auch bei der Frage nach der Abschaffung des Solidaritätszuschlags ist man sich nicht einig: 86 Prozent im Westen, aber nur 58 Prozent im Osten meinen dieser solle abgeschafft werden.
Beim Thema Mentalität ist man sich wiederum einig darüber, dass es Unterschiede zwischen West und Ost gibt: Dies sagen 79 Prozent im Westen und 86 Prozent im Osten. Dass diese allerdings immer weniger werden, sieht man daran, dass zwar mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Deutschen über 55 Jahren aber nur noch 37 Prozent der 18 bis 24-jährigen sagen, dass sie, wenn sie jemanden in ihrem Alter kennen lernen, schnell merken, ob er aus Ost- oder aus Westdeutschland kommt.
Sowohl 70 Prozent der Westdeutschen als auch 71 Prozent der Ostdeutschen meinen, man solle mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit langsam Schluss machen und in die Zukunft schauen. Und bei der Frage, welche fünf Eigenschaften typisch Deutsch sind, ist man sich auch einig: So ist der typische Deutsche in Ost und West pünktlich, pflichtbewusst, fleißig, ordnungsliebend und Bierliebhaber.