Gefangen im Low-Code-Spinnennetz​

Illustration: Absmeier

Low-Code-Plattformen gelten zu Recht als hocheffizientes Tool bei der praxisnahen Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen. Aber sie sind kein Selbstläufer. Welche typischen Fehler sollten vermieden werden, um sich nicht im Low-Code-Spinnennetz zu verfangen. 

Ein Werkzeug allein repariert noch kein Auto und eine Low-Code-Plattform allein ist noch kein Garant für eine gelungene Prozessoptimierung und -automatisierung. Um mit ihr die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, gilt es, einige grundsätzliche Regeln zu beachten. Pegasystems erklärt, welche typischen Fehler bei der Implementierung und Nutzung vermieden werden sollten:

  1. Die falsche Plattform wählen. Low-Code-Plattformen decken eine enorme Fülle von Funktionen und Einsatzszenarien ab. Sie reichen von relativ einfachen Anwendungen, wie etwa Web Application Development, und einfachen Workflows bis zu komplexen Szenarien, wie beispielsweise Business Workflow Automation mit System-Integrationen. Deshalb müssen bei der Auswahl des jeweils geeigneten Tools die eigenen Anforderungen und Erwartungen klar definiert und mit dem Funktionsprofil der potenziellen Kandidaten abgeglichen werden. Mit einem unpassenden Tool sind frustrierende Erfahrungen vorprogrammiert und die Arbeit damit wirkt kontraproduktiv.
  2. Schatten-IT entstehen lassen. Die Low-Code-Plattform verlagert einen Teil der Applikations-Entwicklung und -Weiterentwicklung von der IT in die Fachabteilungen, um fachspezifische Problemstellungen praxisnaher lösen zu können. Sie darf aber kein losgelöster, selbstständiger IT-Bereich sein, sondern muss sich in die existierende IT-Landschaft einfügen und von der IT-Abteilung gepflegt werden. Daher ist es wichtig, die Arbeitsteilung und die Zuständigkeiten zwischen IT und den Fachbereichen klar zu regeln. Die gemeinsam entwickelten Anwendungen sollten zudem ein einheitliches Aussehen und eine konsistente Benutzerführung besitzen, um Einarbeitung und Nutzung zu erleichtern.
  3. Mitarbeiter nur mangelhaft einbinden. Es funktioniert in der Praxis nur dann, wenn alle Beteiligten von vorneherein eingebunden werden, entsprechend geschult sind und in einer gemeinsamen DevOps-Struktur arbeiten. Für die Applikations-Entwicklung werden gut geschulte und motivierte Mitarbeiter aus den Fachbereichen gebraucht, die selbstständig mit Softwarebausteinen und Modellierungstools umgehen können. Für schnelle Erfahrungen und Erfolgserlebnisse erfolgen die ersten Low-Code-Schritte idealerweise mit einfachen Projekten.
  4. Flickenteppich entstehen lassen. Die von den Fachabteilungen entwickelten Anwendungen müssen gemeinsame Qualitäts- und Sicherheitsstandards erfüllen, ein einheitliches Look-and-Feel besitzen und in komplexen Prozessketten einsetzbar sein. Nur dann sind sie geeignet, als Lösungs-Baustein in Repositories vielfach wiederverwendet werden zu können. Dazu ist es notwendig, dass bei der Softwareentwicklung nicht nur punktuelle Probleme gelöst, sondern immer auch die kompletten Prozessketten im Blick behalten werden. Wichtig ist auch die Wiederverwendbarkeit von Apps oder App-Elementen, die in einem Software-Pool (Repository) bereitgestellt werden.
  5. Qualitätssicherung nicht ernst nehmen. Softwaresicherheit und -qualität haben oberste Priorität. Das gilt auch bei der App-Entwicklung mit Low-Code-Plattformen. Sie bieten eine solide Basis für hohe Sicherheitsstandards, diese müssen in der Praxis aber auch durch Konzepte wie »Security by Design« und »Security by Default« umgesetzt werden. Idealerweise entwickelt sich aus der Kooperation von IT und den Fachabteilungen ein Center of Excellence (CoE), das für die Governance und zentrale Verwaltung der Plattform verantwortlich ist und seine Expertise für alle Low-Code-Projekte anbietet.

»Low Code ist keine Lösung an sich, sondern eine besonders effiziente Methode zur praxisnahen Softwareentwicklung«, erklärt Florian Binder, Principal Solution Consultant bei Pegasystems. »Wer ihre Vorzüge konsequent ausschöpfen will, benötigt dafür die richtige Plattform, agile Strukturen sowie gut geschulte und motivierte Mitarbeiter.«