Probleme für Firmen durch EC-Karten-Aus

Illustration: Absmeier planet_fox

Die EC- oder Girokarte ist bislang noch in Nutzung der meisten Unternehmen in Deutschland. Der Sommer 2023 macht der kleinen Karte aus Plastik nun den Garaus. Ersatz soll die sogenannte Debitkarte sein. Die neue Zahlungsart birgt aber gewisse Hindernisse und scheint im alltäglichen Gebrauch zu scheitern. Wo traditionelle Banken Lücken hinterlassen, nutzen Neobanken und FinTechs die Chance um sie zu füllen. Steigt demzufolge die Nachfrage von FinTechs? Und wer macht das Rennen im Kampf konventionell gegen individuell?

 

97 Prozent aller Deutschen besaßen im vergangenen Jahr eine Girokarte – und nutzten diese auch. Sie gehörte in die Geldbörse wie Führerschein und Personalausweis. Auch Unternehmen haben auf diese Art der Bezahlung oft und gerne zurückgegriffen. Damit wird bald Schluss sein, denn im kommenden Sommer, wird das beliebte Zahlungsmittel abgeschafft. Die EC-Karte ist ab Juli 2023 nicht mehr mit der »Maestro«-Funktion verfügbar. Die von der Mastercard-Kreditkartengesellschaft angebotene Zahlungsmöglichkeit, erlaubte bisher das Abheben von Bargeld und das kontaktlose Bezahlen an passenden Automaten und Kassenterminals. Angesichts der geplanten Abschaffung wird allerdings der Geduldsfaden von Verbrauchern auf die Zerreißprobe gestellt. Denn die neue Alternative kommt mit einigen unerwünschten Nebenwirkungen. Hier treten die Neobanken auf den Plan und versuchen vor allem für Unternehmen die Lücke zu füllen, die die EC-Karte hinterlassen wird. Ein Kampf zwischen Alt und Jung steht dem deutschen Finanzmarkt bevor und wer im Gefecht David gegen Goliath gewinnt, ist bislang noch unklar.

 

Unerwünschte Nebenwirkung für Unternehmen

Nach der Einstellung der Maestro-Funktion wird das Abheben von Bargeld und das kontaktlose Bezahlen an Automaten und Kassenterminals im Ausland nicht mehr möglich sein. Im Inland hingegen kann man noch über die eigenen Mittel verfügen, jedoch gegen eine Gebühr. Die neuen Zahlungsmittel werden den Nutzern zunächst kostenlos angeboten. Dass jedoch durch die Hintertür für die Kunden nichts günstiger wird, zeichnet sich bereits ab. Denn bei Geschäften via Debitkarten müssen Verkäufer künftig höhere Margen entrichten als bislang bei Girocard-Bezahlung. »Es wird steigende Kosten geben, die möglicherweise an die Kunden weitergereicht werden«, erklärt Malte Rau, CEO von Pliant. Von Institutionen angebotene Produkte wie Giropay, die Online-Zahlungen ermöglichen sollten, sind gescheitert. Rau weiter: »Ein eigenständiges Kartensystem aufzubauen, wäre viel zu kostenintensiv, deshalb ist man jetzt gezwungen mit Visa und Mastercard zusammenzuarbeiten.« Manche Institute erweitern ihre Girocards lieber um Debitfunktionen. »Co-Badge« nennt sich das Verfahren: Sparkassen bieten beispielsweise eine Kombination mit Debit Mastercard (DMC) an. Also eine Girocard mit Funktionen einer Master- oder Visacard. »Die Funktionen werden nach und nach ausgetauscht und die Kunden werden es nicht merken«, so der Experte weiter. Mit neuen Karten könne man dann nicht nur weltweit zahlen, sondern auch online. Kredit- und Debitkarten sind ab Juli 2023 folglich der neue Standard. Allerdings wird dieser bei traditionellen Banken sehr oft kostenpflichtig sein. Aufgrund der Hindernisse, wird ein europäisches System als Konkurrenz der US-Anbieter von Verbraucherschützern gefordert. Dies wird jedoch als unwahrscheinlich angesehen. Schon jetzt ist klar, dass die »European Payment Initiative« mit eben jenem Ziel als nicht umsetzbar gilt. Ferner soll es gesetzliche Deckelungen von Transaktionen für Unternehmen geben. Dass die EC-Karte jedoch ganz verschwindet, ist unwahrscheinlich. Zu groß ist die Akzeptanz in Deutschland und zu verbreitet sind die Zahlungsstellen. Allerdings müssen sich alle Parteien auf doppelte Gebühren einstellen.

 

Herausforderung Geschäftsreisen

Die EC-Karte findet ihr jähes Aus unter anderem auch deshalb, weil rund die Hälfte der weltweit getätigten Zahlungen von Deutschland ausgehen. Ein mittlerweile zu kleiner Markt für das interne Bezahlsystem, wie die Banken finden. Deshalb setzen sie ab Sommer nächsten Jahres auf Debitkarten. Die gewaltigen Umsätze von mehr als 200 Milliarden Euro im Handel, die bislang über die Girokarte laufen, locken die Konzerne Visa und Mastercard aus ihren Ecken. Die Nutzung von Kartenzahlung ist aktuell so hoch, wie noch nie zuvor, wie eine Studie belegt.  »Mit der Abschaffung bestehender Kartenlösungen versuchen sie über die Banken stärker in den Markt zu kommen«, so Rau. »Eine Zahlung mit der herkömmlichen EC-Karte wird im In- und Ausland noch möglich sein, aber wenn es zu Online-Einkäufen kommt, ist das nicht mehr möglich«. So zum Beispiel beim Kauf von Tickets für Bahn oder Flugzeug – das Aus der Maestro-Karte erschwert also auch Geschäftsreisen. Eine Alternative könnte hier sein, dass Banken ein Zwei-Karten-System anbieten. Hier würde dann eine Girocard für den Inlandeinsatz genutzt und eine Debit- oder Kreditkarte für den Einsatz im Ausland. Unternehmen die sich neue Girokarten anschaffen wollten, können dies zwar tun, müssen allerdings eine monatliche Gebühr leisten. Eine immer mehr genutzte Lösung bieten hier die NeoBanken an, da sie mit ihren neuen Möglichkeiten Alternativen zum Zwei-Karten-System und der Gebührenerhöhung liefern.

 

Reptilien gegen Einhörner – Traditionelle und NeoBanken im Vergleich

Bereits seit 2015 hält die Digitalisierung in die Bankbranche Einzug. Durch einfache Kontoeröffnung mittels Video-Identifikationsverfahren sowie die globale Versorgung mit Bargeld auch ohne eigenes Filialnetz, sorgt bei FinTechs für immer mehr Zulauf von neuen Kunden. Der Experte erklärt: »FinTechs und NeoBanken bieten Privat- und Geschäftskunden mittlerweile vollständig digitalisierte Online-Banking-Lösungen an, die bei traditionellen Finanzinstituten zum Teil immer noch undenkbar sind.« Hervorzuheben sind hier besonders die Vorteile im Geschäftskundensegment. Hier haben sich FinTechs zum Ziel gemacht, sämtliche Finanzaufgaben von Unternehmen sinnig miteinander zu verknüpfen, um Kunden einen echten Mehrwert zu bieten. Der Schlüssel hierzu ist die Zahlungsrichtlinie PSD2 (Payment Services Directive2). Diese verpflichtet alle Banken dazu, eine Schnittstelle für Dritte zur Verfügung zu stellen, um digitale Innovation in der Finanzwelt zu ermöglichen.

 

Das FinTech Pliant wurde 2020 von Malte Rau und Fabian Terner gegründet und bietet Unternehmen eine digitale Kreditkartenlösung für maximale Flexibilität und Ersparnis. Neben physischen Karten stellt Pliant virtuelle Firmenkreditkarten zur Verfügung, deren Limits individuell und unkompliziert angepasst werden können. Dabei profitieren Unternehmen von attraktiven Cashbacks ab der ersten Zahlung. Auch die Belegerfassung erfolgt vollständig digital über die App – sämtliche Transaktionen und Belege werden Mitarbeitern unmittelbar zugeordnet, womit die leidige Belegsuche am Monatsende der Vergangenheit angehört. Die Services von Pliant können nahtlos in bestehende Finanz- und Buchhaltungssoftware integriert werden.