Plötzlich gibt es das eigene Profil im sozialen Netzwerk doppelt – nur das neue verschickt Spam. Der Computer blockiert und teilt mit, nur gegen Bezahlung wieder frei geschaltet zu werden. Beim letzten Onlineeinkauf hat man vorab überwiesen und hat die Ware dann nie gesehen. Cybercrime hat viele Gesichter, jeder zweite Internetnutzer ist im vergangenen Jahr auf eine Art Opfer geworden.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Am häufigsten ist dabei der Befall des eigenen Rechners mit Schadsoftware, wie die Grafik von Statista zeigt. 19 Prozent geben an, dass ihnen die Zugangsdaten für soziale Netzwerke oder Online-Shops gestohlen wurden. Von massiver Beleidigung waren acht Prozent betroffen, sexuell belästigt wurden im Netz fünf Prozent.
Trotzdem unternehmen zweidrittel der Betroffenen nichts. Als Gründe nennen 45 Prozent der Befragten, dass sie glauben, der Täter werde ohnehin nicht gefunden, 34 Prozent ist schlicht der Aufwand zu hoch und 13 Prozent glauben, dass Polizei und Staatsanwaltschaft Cybercrime nicht ernst nehmen. Hedda Nier
https://de.statista.com/infografik/11477/jeder-zweite-internetnutzer-opfer-von-cybercrime/
Zwei Drittel der Internetnutzer verzichten auf bestimmte Online-Aktivitäten
■ Aus Sicherheitsgründen versendet jeder Zweite keine vertraulichen Informationen per Mail.
■ Jeder Vierte nutzt keine sozialen Netzwerke, Cloud-Angebote oder Online-Banking.
■ Größte Sorgen sind Infektion mit Schadprogrammen und illegale Nutzung privater Daten.
Angst vor Hackern im E-Mail-Konto, Datendiebstahl in der Cloud oder Betrug beim Online-Banking: Zwei von drei Internetnutzern (67 Prozent) geben an, dass sie aus Sicherheitsgründen bewusst auf bestimmte Online-Aktivitäten verzichten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.017 Internetnutzern ab 14 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].
Verglichen mit dem Vorjahr ist der Anteil allerdings zurückgegangen, damals hatten die Frage noch rund drei Viertel (74 Prozent) bejaht. Aktuell gibt von den Internetnutzern, die auf Online-Aktivitäten verzichten, rund jeder zweite (56 Prozent) an, keine vertraulichen Informationen oder wichtigen Dokumente per E-Mail zu verschicken, 29 Prozent haben sich aus Sicherheitsgründen nicht bei sozialen Netzwerken angemeldet und jeweils rund jeder Vierte verzichtet auf die Nutzung von Cloud-Diensten (26 Prozent) oder Online-Banking (25 Prozent). Rund jeder Siebte gibt an, online keine Reisen, Eintrittskarten oder Mietautos zu buchen (15 Prozent) beziehungsweise nicht bei Online-Händlern oder auf Auktionsplattformen im Netz einzukaufen (14 Prozent).
»Digitale Angebote aus Angst nicht zu nutzen, ist in aller Regel die falsche Entscheidung. Die meisten Risiken der Online-Welt lassen sich durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wie den Einsatz von Sicherheitssoftware oder sicheren Passwörtern, Zwei-Faktor-Authentifizierung und ein entsprechendes Verhalten vermeiden«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. »Unser Ziel muss ›digital für alle‹ sein und nicht nur ›digital für viele‹.«
Die Sorgen und Ängste
Die größte Sorge der Internetnutzer ist, dass ihr Computer mit einem Schadprogramm wie einem Virus infiziert wird. 7 von 10 Onlinern (72 Prozent) geben an, dass sie sich dadurch bedroht fühlen. 6 von 10 (60 Prozent) sorgen sich davor, dass persönliche Daten ohne ihr Wissen genutzt und weitergeben werden, 54 Prozent befürchten die illegale Nutzung von Passwörtern und Online-Zugängen durch Kriminelle, 46 Prozent haben diese Sorge mit Blick auf staatliche Stellen wie Geheimdienste. Jeweils 3 von 10 Internetnutzern (29 Prozent) befürchten Betrug beim Online-Einkauf beziehungsweise beim Online-Banking, 16 Prozent haben Angst vor Beleidigungen oder Mobbing im Netz, 14 Prozent vor sexueller Belästigung.
Nur 9 Prozent der Internetnutzer geben an, dass sie sich im Internet überhaupt nicht bedroht fühlen. »Wer online ist, soll sich sicher fühlen. Internetnutzer können sich selbst mit technischen Hilfsmitteln wie aktuellen Virenscannern schützen, zugleich muss aber auch das Wissen der Nutzer über mögliche Angriffe im Netz und die vorhandenen Schutzmöglichkeiten verbessert werden«, so Berg. »Und wir müssen dafür sorgen, dass staatliche Behörden wie etwa die Polizei im Netz genauso präsent sind wie auf den Straßen und kriminelle Aktivitäten offline wie online verhindern und konsequent verfolgen.«