it-sa 2022: Klassentreffen und Leistungsschau

Illustration: Absmeier

Messen funktionieren wieder, zumindest lässt sich dies über die vom 25. bis 27. Oktober stattgefundene it-sa in Nürnberg schreiben. Mehr als 15.000 Besucher kamen an den drei Tagen zu den 693 Ausstellern und hörten den Referenten auf den fünf Fachforen zu. »Volle Hallen und eine nach dem ›Restart‹ im letzten Jahr überragende Ausstellerbeteiligung zeigen, dass die it-sa Expo&Congress gefragter ist denn je. Die ersten Rückmeldungen langjähriger Aussteller zeigen: Die it-sa knüpft direkt an ihre bisher kontinuierliche Erfolgsgeschichte an und kehrt zurück zu bekanntem Format. Mein besonderer Dank gilt dabei allen Ausstellern, die das ›Home of IT Security‹ zur führenden Dialogplattform für Cybersicherheit machen«, so Frank Venjakob, Executive Director it-sa, Nürnberg Messe.

Dem Motto der Messe folgend »Hit Hackers hard« zeigten unzählige Aussteller ihre neuesten Lösungen zum Schutz vor Cyberkriminellen, aber auch vor sogenannten nationalstaatlichen Akteuren, also Gruppierungen, die im Auftrag ihrer jeweiligen Regierung arbeiten. Dementsprechend hat sich der Auftrag vieler Anbieter von Sicherheitslösungen verändert, sie müssen nun nicht mehr nur antizipieren, was für cyberkriminelle Gruppen lukrativ sein könnte, sondern welche Ziele nationalstaatliche Akteure verfolgen. Eine Aufgabe ungleich schwerer umzusetzen. Zac Warren ist Senior Director of Cybersecurity Advisory in EMEA bei Tanium und kennt sich mit Projekten zur Umsetzung von Cybersicherheit aus. Auf der Messe stellte er in seinem Vortrag »Anatomie einer Cyberattacke« den Ablauf und die Folgen eines Cyberangriffs dar.

 

Aussteller zufrieden, Security-Themen nehmen Fahrt auf

Insgesamt waren die Aussteller überwiegend zufrieden mit der Messe. Gernot Bekk-Huber von Airlock, einer Security-Innovation der Ergon Informatik AG, bestätigt: »Die diesjährige it-sa haben wir als sehr positiv empfunden. Wir konnten viele erleichterte Gesichter von Sicherheitsexperten und -expertinnen sehen, die froh waren, sich endlich wieder Face-to-Face mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Die vielen Besuchenden zeigten großes Interesse und wir konnten sehr konkrete Gespräche mit unseren Gästen führen, die über den reinen Informationsaustausch hinausgingen.«

 

Erfreut über die Resonanz zeigte sich ebenfalls Yuval Baron, Mitgründer und CEO von Algosec für den es die erste it-sa war: »Deutschland ist für uns ein sehr guter Markt und wir durften zahlreiche Besucher begrüßen.«

 

 

 

Roland Stritt, Area Vice President Central EMEA bei SentinelOne zeigte sich vor allem vom Andrang positiv überrascht: »Es herrschte eine großartige Dynamik und Stimmung auf unserem Stand und generell auf der Messe.«

 

 

Die Themenvielfalt, die in der IT-Sicherheit seit jeher eine wichtige Rolle spielt und sich durch die verschiedenen Ebenen der IT erklärt, zeigte sich auch auf der Messe. So konstatierte Klaus Hild, Principal Identity Strategist bei SailPoint für den Bereich Identity & Access Management: »Für mich hat sich während der Gespräche nochmal der Eindruck verstärkt, dass trotz aller ›Branchen-Trends‹ für Unternehmen die bereits bekannten Herausforderungen der vergangenen Jahre im Bereich Identitäten im Wesentlichen fortbestehen: Die Feststellung und Optimierung der einzelnen Autorisationen für jeden Anwender, jede Anwendung und jedes System.«

Ähnlich sieht es auch Alexander Koch, VP Sales EMEA bei Yubico und betont das Potenzial von Multifaktor-Authentifizierungen, weil »immer noch viele Unternehmen für die Authentifizierung lediglich den Benutzernamen und ein Passwort einsetzen.«

 

 

Thomas Schneider, Regional Sales Director DACH & EMEA South bei Ping Identity unterstützt diese Einschätzung sowie das wachsende Interesse, denn der Anbieter verwaltet bereits weltweit über 3 Milliarden digitale Identitäten und stellte auf der Messe eine Lösung PingOne DaVinci vor, die darüber hinaus mit dem IT-Security Award ausgezeichnet wurde.

Bewegung kam in letzter Zeit in die Netzwerksicherheit durch die Möglichkeiten von ML und KI, die in den Fachbegriff Network Detection & Response (NDR) münden. Gerald Hahn, Country Manager DACH bei Gatewatcher bestätigt den Trend, der das alte Problem der Analyse von verschlüsseltem Netzwerkverkehr in die Moderne überführt, um hier Anomalien zu erkennen.

Mirko Bülles, Director Technical Account Management EMEA/APAC bei Armis für den Bereich OT-Security, sieht eine ähnliche Bewegung in der OT-Sicherheit: »Unternehmen beginnen zu begreifen, dass die Konvergenz von IT und OT stattfinden wird und notwendig ist, um mit weniger mehr zu erreichen, insbesondere aus der Sicht des Wettbewerbs. Die Gefahr der Cyberkriegsführung und des Unbekannten beschäftigt viele Unternehmen mit kritischen Infrastrukturen ebenfalls. Hinzu kommen neue EU-Vorschriften und Cybergesetze wie NIS2.«

 

Eines der in den letzten Jahren wohl am meisten diskutierten Themen ist die Cloud Security mit ihren unterschiedlichsten Facetten und Ausprägungen. Besonders im Bereich der Regulierung – so erwarten es die Experten – gibt es hier noch viel Raum für Anpassungen und Verbesserungen. So sieht es auch Dr. Mohammed Ihsan Sukmana von Mitigant: »Die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften ist ein wichtiges Anliegen, da Unternehmen sicherstellen wollen, dass sie die besten Cloud-Sicherheitspraktiken und -Standards auf dem Markt, wie ISO 27001 und GDPR, einhalten.«

 

Den menschlichen Faktor betonte Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4. Er sieht hier einen kulturellen Wandel mit dem Mittel des Security Awareness Trainings, der zur Etablierung einer Security Culture führt, die kontinuierlich auf allen Ebenen gelebt werden muss.

Angesichts der Gefährdungslage besonders im deutschen Mittelstand sieht Sven Sigel von Dyrisk ein steigendes Interesse daran, Cyberrisiken bewerten und beziffern zu können. Für das Münchner Unternehmen war es eine Premiere auf der Messe. Ebenfalls eine Premiere legte der auf Zero Trust für den sicheren Zugriff auf Anwendungen, Server, Desktops und Daten spezialisierte Hersteller Cyolo hin. Andreas Kümmerling, Regional Sales Director freut sich deshalb schon auf die nächste Ausgabe.

 

Fazit

Wenn auch noch einige Aussteller und einige Besucher – vor allem die internationalen – fehlten, so war es doch eine erfolgreiche Messe in einer Zeit, in der über die Zukunft von Massenveranstaltungen auf unterschiedlichster Ebene diskutiert wird. Veranstalter, Aussteller und Besucher sind sich jedoch sicher, dass das Konzept durch stetige Anpassungen wie der Online-Plattform für den laufenden Austausch, auch zukünftig trägt und gleichermaßen die Zielgruppen begeistern wird.

Fotos: Quelle Kafka Kommunikation