Drei Möglichkeiten für nachhaltige Beschaffungsprozesse

Zunehmend mehr Unternehmen nehmen sich vor, in naher Zukunft klimaneutral und nachhaltig zu sein. Das bestätigt auch eine aktuelle Bitkom-Umfrage: Demnach wollen 45 Prozent der Unternehmen bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein – bis zum Jahr 2040 sind es weitere 37 Prozent.

Unternehmen, die sich die Entkarbonisierung zum Ziel gesetzt haben, setzen zunehmend bei der Beschaffung an. Doch die meisten Procurement-Abteilungen sind nicht dafür gerüstet. In der Zusammenarbeit mit Lieferanten Umweltauswirkungen zu erfassen und zu reduzieren, ist leichter gesagt als getan. Deshalb hier drei Ansätze von Makersite dazu, welchen Weg Unternehmen einschlagen können, um ihre Prozesse nachhaltiger zu gestalten.

Auf den Beschaffungsstandort achten

Ein entscheidender Faktor für das Ausmaß der CO2-Emissionen ist der Standort, von dem Materialien bezogen werden – bei bestimmten Materialien wie Aluminium und daraus hergestellten Produkten können die Schwankungen bis zu 80 Prozent betragen. Die Ursache liegt in den weltweit unterschiedlichen Aufbauweisen der Stromnetze. Während einige ausschließlich auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, basieren andere auf einem vielfältigen Mix aus Brennstoffen. Aufgrund verschiedener nationaler Energiestrategien und Klimaschutzverpflichtungen und -zielen, ändern sich diese Mischungen dementsprechend auch in unterschiedlichem Tempo. Je energieintensiver oder komplexer die Lieferkette ist, desto mehr wirkt sich dies auf die CO2-Bilanz des Produkts aus.

Um die Auswirkungen des aktuellen Beschaffungsstandorts zu ermitteln und die Möglichkeit einer anderen Bezugsquelle zu erkennen, war es bisher erforderlich, die Lieferanten intensiv miteinzubeziehen und Experten Monate, wenn nicht sogar Jahre damit zu beauftragen, entsprechende Szenarien für ein bestimmtes Produkt zu ermitteln. Der Nachteil dieser Zeit- und Ressourcen-intensiven Vorgehensweise ist, dass sie nicht skalierbar und manchmal auch gar nicht durchführbar ist, wenn man mit einer Vielzahl an Unternehmen um wenige Experten dieser Art konkurriert.

Wie einer solcher Wandel aussehen kann, zeigt der Automobil- und Maschinenbauzulieferer Schaeffler, der dies für die Rohstoffversorgung der Batterien umgesetzt hat [1].

 

Recycelte Materialien nutzen

Um nachhaltiger zu sein, versuchen viele Unternehmen recycelte Materialien zu verwenden. Neben den geringeren CO2-Emissionen trägt dies auch dazu bei, die verwandten Herausforderungen der Ressourcengewinnung und des Abfalls zu bewältigen. Das Sammeln, Zerlegen, Trennen und Recyceln muss beim Produktdesign von Beginn an beachtet und von Abfallsammelanlagen unterstützt werden.

Allerdings können die meisten der heute in Produkten verwendeten Materialien nicht in ausreichender Reinheit und Menge zu vertretbaren Kosten zurückgewonnen werden. Dennoch gibt es Beispiele signifikanter Einsparungen aus den Aluminium-, Stahl-, Papier- und Glasindustrien. Bei Produkten auf Aluminiumbasis können bis 90 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Dementsprechend ist es ratsam zu wissen, wo recycelte Materialien anstelle von Primärrohstoffen verwendet werden können und wo man sie beziehen kann.

 

Mit Produktentwicklern zusammenarbeiten

Procurement-Abteilungen beschäftigen sich oftmals nicht damit, warum sie kaufen, was sie kaufen. In der Regel erhalten sie Spezifikationen und versuchen auf dem Markt, den besten Preis und die beste Qualität bei kürzester Lieferzeit zu erzielen. Ohne Hintergrundinformationen zu den Spezifikationen verfügen sie über einen kleinen bis keinen Spielraum, um Alternativen zu finden, die ebenfalls für den Zweck geeignet sein könnten.

Aktuelle Systeme beachten nicht die Abwägungen, die zwischen Produktentwicklung und Beschaffung erfolgen müssen. Bei diesen gilt es zu verstehen, wie sich technische Spezifikationen unter anderem auf die Kosten, die Umweltfreundlichkeit und die Einhaltung von Compliance-Richtlinien auswirken. Dafür benötigt es eine MCDA-Anwendung (Multi-Criterial Decision Analysis), mit der der von Experten unterstützte Austausch zwischen Produktentwicklern und Procurement-Mitarbeitern gefördert wird.

Fabian Hassel, Vice President of Services bei Makersite, zur Bedeutung schneller Analysen für optimierte Prozesse und mehr Nachhaltigkeit:

»Mitarbeiter in der Produktentwicklung und der Procurement-Abteilung benötigen zeitnah Daten zu Umweltauswirkungen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können, woraus ihre Produkte hergestellt und woher sie die Materialien beziehen sollen. Jedoch kann eine Lebenszyklusanalyse für ein bestimmtes Produkt mehrere Monate dauern. Bis diese abgeschlossen ist, ist es zu spät, um tatsächlichen Einfluss auf das Produktdesign nehmen zu können. Daher braucht es eine KI-gestützte Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, komplexe Datenherausforderungen, die sonst mehrere Monate in Anspruch genommen haben, in wenigen Minuten zu lösen und den Teams Umweltkennziffern als Entscheidungsgrundlage bereitzustellen.«

 

[1] https://makersite.io/customer-story/schaeffler-climate-neutral-supply-chain/