Jobmarkt: Unternehmen schreiben rund 50 Prozent mehr KI-Jobs aus als vor fünf Jahren

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  • Suche nach Soft Skills in Stellenanzeigen seit 2019 gleichzeitig fast verdreifacht (+ 190 Prozent).
  • KI-Hype bereits vor ChatGPT sichtbar: Schon 2021 wurden 85 Prozent mehr Jobs mit KI-Bezug ausgeschrieben als 2019.
  • KI wird Recruiting weiter verändern.

 

Künstliche Intelligenz ist in Deutschlands Unternehmen angekommen: Die Suche nach Mitarbeitenden, die sich mit Prompting, Machine Learning und Co. auskennen, lag 2023 46 Prozent über dem Wert von 2019. Gleichzeitig wird der Faktor Mensch immer wichtiger: Denn noch deutlicher ist im selben Zeitraum der Anteil der Stellenanzeigen gewachsen, die Soft Skills wie Kreativität und Kommunikationsfähigkeit explizit hervorheben (+190 Prozent). Das ergab eine Analyse von allen Stepstone-Stellenanzeigen in Deutschland seit Januar 2019 [1]. »Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. KI wird in Zukunft immer mehr in unseren Arbeitsalltag Einzug halten. Doch der Mensch wird niemals ersetzt werden – er wird nur andere Aufgaben übernehmen«, sagt Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann von The Stepstone Group.

 

KI-Hype bei Unternehmen bereits vor ChatGPT angekommen

Dass Unternehmen zunehmend nach Mitarbeitenden suchen, die sich mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz auskennen, ist bereits seit einiger Zeit zu beobachten: Schon 2021 – also ein Jahr vor dem Durchbruch von ChatGPT – wurden 85 Prozent mehr Menschen mit KI-Skills gesucht als noch 2019. Im Jahr 2022 wurde der bislang höchste Stand an KI-Jobs erreicht (+117 Prozent im Vergleich zu 2019). »Viele Unternehmen haben bereits vor einigen Jahren die Relevanz von künstlicher Intelligenz erkannt und zunehmend nach Menschen gesucht, die an und mit dieser Technologie arbeiten, wobei die Nachfrage 2022 ihren bisherigen Höhepunkt erreichte. 2023 hat sich der Bedarf dann auf einem konstanten Niveau eingependelt«, sagt Zimmermann. »Klar ist aber auch: Das Arbeitsmarktumfeld ist derzeit so dynamisch wie nie zuvor, und in den nächsten Jahren werden Jobs entstehen, die wir aktuell noch gar nicht kennen.«

 

Ohne Menschen keine KI: Soft Skills werden wichtiger

Auch wenn künstliche Intelligenz vom Arbeitsmarkt nicht mehr wegzudenken ist – nicht jeder Arbeitnehmer muss nun KI-Experte oder Prompt Engineer werden. Denn die Bedeutung von Fähigkeiten, die Roboter und Maschinen nicht übernehmen können, ist zugleich enorm gestiegen: Allein 2023 hat sich der Anteil der Soft Skills in Stellenanzeigen im Vergleich zu 2019 fast verdreifacht (+190 Prozent). Insbesondere Flexibilität (+ 38 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (+35 Prozent), Lernbereitschaft (34 Prozent) und Kreativität (+ 27 Prozent) sind Eigenschaften, die im Schnitt in den vergangenen fünf Jahren den größten Zuwachs in Stellenanzeigen hatten. »All das sind Fähigkeiten, die wir gerade im Zeitalter von ChatGPT & Co. brauchen. Keine KI wird jemals ganz ohne Menschen auskommen. Technologien müssen von Personen trainiert, bedient und weiterentwickelt werden«, sagt Zimmermann. »In Zukunft werden soziale Kompetenzen und weiche Faktoren auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger werden – weil es die Fähigkeiten sind, die Menschen den Maschinen immer voraus haben werden. Und in Zeiten der Arbeiterlosigkeit brauchen wir diese mehr denn je auf dem Jobmarkt. Umso wichtiger ist es, dass wir die Aufgaben, die sich nicht automatisieren lassen und immer von Menschen ausgeübt werden, gesamtgesellschaftlich stärker wertschätzen und honorieren – und das heißt auch, sie fair zu entlohnen.«

 

[1] Über die Analyse: Für die Analyse wurden von Januar 2019 bis Oktober 2023 alle Stellenausschreibungen von Stepstone in Deutschland analysiert. Dabei wurde ermittelt, wie häufig Arbeitgeber KI-Skills oder Begriffe mit KI-Bezug (z.B. Deep Learning, Prompting, Machine Learning) oder Soft Skills (z.B. Analytisches Denken, Kreativität, Flexibilität) in den Voraussetzungen, die Bewerbende für einen Job mitbringen müssen, genannt wurden.