Mobility Trends 2016 – »Mobility is Everything«

Bereits im Jahr 2014 wurde Larry Page, einer der Gründer von Google, mit dem Satz zitiert: »We are no longer in a mobile first world, we are in a mobile only world.« Das hat sich derzeit zumindest in Zentraleuropa als verfrüht erwiesen. Anfang 2015 hatten noch wenige Unternehmen eine Strategie für Mobile Enterprise oder eigene Prozesse für die systematische Entwicklung von mobilen Anwendungen.

Auch in diesem Jahr gibt es große Erwartungen an Mobility. So heißt der Titel der diesjährigen Keynote auf dem Mobile World Kongress in Barcelona »Mobile is Everything«. Das ist wenig erstaunlich, denn die Sprecher sind Mats Granryd, CEO von der GSMA, Vittorio Colao, CEO von Vodafone und César Alierta, CEO von Telefónica. Doch obwohl diese Top-Entscheider selbstredend ein hohes Interesse an wachsenden Mobility-Märkten haben, würden sie diesen hehren Anspruch nicht erheben, wenn er völlig abwegig wäre. In der Tat hat sich auch in den letzten 12 Monaten einiges bewegt, auch wenn sich nicht alle Trends – wie zum Beispiel Bring you own Device (BYOD) – überall universal durchsetzen werden und sich auch die letzte Generation des »Netz-Rechners«, das Google Chrome Book, nur schleppend verkauft. In diesem Jahr zeichnen sich auch im Konsumentenmarkt Mobility-Trends ab, die auch von deutschen Unternehmen nicht unterschätzt werden dürfen. Hier sind aus Sicht von Experton Group die wichtigsten Trends aus Unternehmenssicht.

Mobile Security bleibt ein Top-Thema auf der Unternehmensagenda

Mit zunehmender Verlagerung von unternehmenskritischen Daten in die Cloud und auf mobile Endgeräte wird das Security-Thema auch in 2016 an Bedeutung gewinnen. Unternehmen aus regulierten Industrien werden die sichere Einhaltung dieser Regularien schon im App Design berücksichtigen müssen.

Der mobile Arbeitsplatz wird wachsen, es gibt eine Vielzahl an starken Treibern

Im Jahr 2015 sind die Verkaufszahlen von PCs weiter gefallen, während Smartphones und Tablets weiter wachsen. Doch können wir wirklich von der Vorherrschaft von mobilen Arbeitsplätzen sprechen, solange ein device-unabhängiger, digitaler, cloud-basierter Arbeitsplatz die Ausnahme bleibt? Noch wird die aktuellste Version des »Netz-PCs«, das Chrome Book von Google, im Markt nur verhalten angenommen. Doch es gibt eine Reihe von unterstützenden Faktoren:

  • Microsoft Windows 10 läuft wie sein Vorgänger auf PCs, Tablets und Smartphones und wird im Gegensatz zu Windows 8 sehr schnell adoptiert. Zudem hat das Unternehmen aus Redmond einen neuen Cloud Service zusammen mit T-Systems in Deutschland aufgebaut, wo letzterer als Datentreuhänder eingesetzt wird.
  • Top-Entscheider können sich einen Arbeitsalltag ohne iPad gar nicht mehr vorstellen und verzichten zunehmend bei Dienstreisen auf den Laptop.
  • BYOD kommt immer stärker durch die Hintertür bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitern keine Smartphones und Tablets anbieten.
  • Die Zunahme von Freiberuflern und projektbasierten Mitarbeitern fördert den Business Case für den mobilen Arbeitsplatz.

Experton Group geht daher davon aus, dass der mobile Arbeitsplatz auch 2016 an Bedeutung gewinnen wird und die Anzahl der Mitarbeiter, die an einem festen Arbeitsplatz und statischer IT sitzen, weiter zurückgeht.

Mobile-Enterprise-Anwendungen werden nur noch in Kernbereichen von Unternehmen selbst entwickelt

Die meisten Unternehmen haben, wenn überhaupt, erst eine kleine Anzahl von eigenen Anwendungen für mobile Endgeräte realisiert. Die Entwicklung von eigenen Apps wird sich auch in diesem Jahr aus folgenden Gründen nicht wesentlich beschleunigen:

  • Sicherheitsbedenken, gerade bei eigens entwickelten Applikationen, erhöhen die Komplexität und Entwicklungsdauer.
  • Es ist sehr schwierig, eigens entwickelte Anwendungen so anzupassen, dass sie Daten aus verschiedenen heterogenen Backend-Formaten der bestehenden Systeme beziehen.
  • Anwendungen müssen über verschiedene mobile Betriebssysteme ausgerollt und betrieben werden.
  • App-Entwickler sind ein knappes Gut und werden daher gefragt und teuer.

Aus diesen Gründen werden viele Unternehmen nur noch im direkten Kundenangang sowie in den Bereichen, in denen sie sich klar vom Wettbewerb differenzieren können, auf eigene Apps konzentrieren. In anderen Bereichen werden sie bestehende Apps aus dem Markt einführen, auch wenn sie die Bedürfnisse nicht zu 100 Prozent erfüllen.

Mobile Commerce wird durch neue Identitätsverfahren beschleunigt

Die Vorteile von Einkäufen und Bezahlung über das mobile Endgerät liegt für Anbieter und Nutzer auf der Hand. Die größte Barriere für Mobile Payment liegt in dem Vertrauen von Nutzern in der Sicherheit des Bezahlsystems. Dies könnte sich 2016 über biometrische Verfahren ändern. Beispielsweise durch das Selfie-Payment-System, das gerade von Mastercard getestet wird. Sollte diese Hürde fallen, dann muss der Handel sich bald darauf einstellen, dass eine neue Generation von Kunden direkt über soziale Medien mobil einkaufen wird. Sie kommen über Smartphones und sie kommen über Instagram, Facebook oder Pinterest.

Wearables werden auch für Unternehmen zunehmend wichtig

Wearables sind inzwischen auch in Europa aufgrund des sehr populären Schrittmessers relativ weit verbreitet. Im Geschäftsumfeld steigt das Interesse an spezifischen Anwendungen beispielsweise für Klinikärzte oder in der Logistik, wo über die Datenbrille die Hände frei sind und Fehlerquoten reduziert werden. Für 2016 erwarten wir eine höhere Nachfrage und mehr greifbare Praxisbeispiele, die in vielen Industrien Schule machen werden.

autor dr. henning dransfeld expertonDr. Henning Dransfeld, Experton Group