Business Intelligence neu definiert – Demokratisierung der Daten

Henrik Jörgensen

Der Business-Intelligence-Markt wird neu definiert. Jeder, der mit Excel arbeiten kann, ist mit ganz wenig Trainingsaufwand in der Lage, Tableau zu nutzen. Dahinter steht die Vision, dass Leute ein anderes Verhalten entwickeln, mit Daten umzugehen. Mit Analysen zu hantieren soll Spaß machen.

Tableau Software nimmt zum dritten Mal die Führungsposition im Gartner-Jahresbericht zum »Markt für Business Intelligence und Analysen« ein, damit auch die Führungsposition im sogenannten Magic Quadranten, der die relative Position aller Mitbewerber im Bereich Geschäftsanalysen zeigt. Zudem setzt Gartner Tableau Software auf den ersten Rang der Achse »Fähigkeit zur Umsetzung«. manage it fragt Henrik Jörgensen, Country Manager für den Bereich DACH, nach dem Erfolgsrezept.

Herr Jörgensen, worauf führen Sie den Erfolg der Tableau-Software zurück?

Schlicht gesagt: Auf Einfachheit und Schnelligkeit. Wir haben erst vor Kurzem auf unserer Homepage eine BARC-Studie »Time is Money« mit ausgesprochen interessanten Ergebnissen veröffentlicht. So wird weniger als jede zweite Entscheidung auf einer validen Datenbasis gefällt. 56 Prozent entscheiden nach ihrem Bauchgefühl. Nur 11 Prozent der Befragten haben tatsächlich Zugriff auf alle neuen Datenquellen, die sie für ihre Analysen benötigen. Dabei fehlt der Zugriff auf externe Daten und Social-Media-Daten weitaus am häufigsten. Das wirkt sich natürlich auf die Qualität der Reports und ihre Bereitstellungszeiten aus. Hier schaffen wir Abhilfe.

Das ist leicht gesagt, aber wie getan?

Wir wollen das Verhalten der Menschen verändern, wie sie mit ihren Daten umgehen und arbeiten. Dazu definieren wir den Business-Intelligence-Markt neu. Heute entscheiden noch sehr viele Leute aus ihrem Bauchgefühl heraus, weil sie keinen Zugriff auf BI-Tools haben. Alles dauert zu lange, deshalb macht man es so, wie man es immer gemacht hat und wie es sich richtig anfühlt. Dann gibt es viele, die irgendetwas mit Excel tun, wofür es eigentlich gar nicht konstruiert ist. Natürlich ist Excel ein Super-Tool für alles, wofür es geschaffen ist und man kann sehr schnell etwas modellieren. Aber es ist in keiner Weise dafür entwickelt, große Datenmengen zu analysieren. Und dann gibt es auch noch die IT-Abteilungen, bei denen man fast einen Prozess nach dem Wasserfallmodell in Gang bringt, wenn man eine Frage stellt. Ein, zwei Wochen später hat man dann die Antwort. Die Antwort von Tableau lautet: Jeder, der mit Excel arbeiten kann, ist mit ganz wenig Trainingsaufwand in der Lage, Tableau zu nutzen. Sie laden die Software auf ihren Rechner und können sofort anfangen, damit zu arbeiten.

Das klingt jetzt aber wirklich zu schön, um wahr zu sein?

Sie können sich auf YouTube schnell einige Videos anschauen und sie werden sehen: Das Programm macht es dem Anwender sehr einfach, mit Daten zu arbeiten. Wir sprechen auch gerne von einer ›Democratisation of Data‹. Dadurch dass wir datenquellenunabhängig sind, das heißt, verschiedenste Datenquellen miteinander kombinieren und entsprechend auswerten können, sind wir schneller und agiler als die großen BI-Systeme. Das sind meist Applikationen, die gebaut werden müssen und bei denen man als Fachbereichs-User kaum etwas selber machen kann. Tableau kann aber jeder für sich einsetzen, der auch mit Excel umgehen kann.

Wie lerne ich die Software am besten kennen?

Sie laden sich von unserer Homepage die Probeversion herunter, das ist eine voll umfängliche Software, die schon einige Beispieldatensätze enthält. Über mehr als 40 integrierte Konnektoren können Sie sich dann direkt mit den unterschiedlichen Datenquellen wie Oracle, Amazon und anderen verbinden. Teilweise können Sie auch Daten direkt von Websites ziehen und etwa einen kompletten Shop-Katalog in Tableau auswerten, die Daten kombinieren und einzelne Analysen machen.

Meist bekomme ich die Informationen, die ich auswerten will, im Unternehmen doch von einem ERP-System. Das läuft hier also anders?

Das kommt auf die Unternehmensgröße an. Wenn Sie eine sehr große ERP-Datenbank haben, werden Sie den Tableau Server einsetzen, der 680 Felder für die verschiedensten Dateninhalte zur Verfügung stellt. Sie können jetzt bestimmen, dass Sie nur 35 Felder brauchen, etwa Kundenname, Kundennummer, Adresse, letztjähriger Umsatz, Anzahl der Transaktionen und ähnliche Dinge. Sie können definieren, was ist ein Deckungsbeitrag? Was ist Liefertreue? Sie können auch alle Firmenparameter – die Kennzahlen – vordefinieren. Diesen Extrakt stellen Sie dann den Usern zur Verfügung. Jetzt erhalten zum Beispiel alle Vertriebsleiter in Deutschland dasselbe Dashboard. Das ist dann wie eine Deutschlandkarte, auf der ich in den verschiedenen Regionen nicht nur die Umsätze, sondern auch die Margen analysieren kann. Ich habe also nicht mehr dieses fixe Standard-Reporting, sondern jeder kann seinen eigenen Use Case aufbauen.

Also gibt es verschiedene Tableaus für verschiedene Unternehmensgrößen?

Nein, so kann man das nicht sagen. Als erste Stufe gibt es den Tableau Desktop. Diese Software installieren Sie auf Ihrem Desktop und können sich dann mit allen Datenquellen verbinden, zu denen Sie Zugang haben. Sie können beispielsweise Informationen über den Umsatz aus der Oracle-Datenbank holen, die Informationen über die Aktivitäten auf der Website aus dem Google Analytics Tool und die dritte Datenquelle ist das Kassensystem. Diese Informationen können Sie jetzt etwa über eine Kundennummer oder über eine E-Mail-Adresse zusammenführen. Die zweite Stufe ist der Tableau Server. Da packen Sie die Daten auf einen internen Server und die Mitarbeiter können miteinander kollaborieren. Das heißt, Sie verknüpfen Ihre verschiedenen Datenquellen und stellen sie zur Verfügung, machen Ihre Gold Standard Reports für die einzelnen Bereich und lassen die Leute dann damit arbeiten. Im Prinzip also die gleichen Funktionalitäten wie auf dem Desktop, allerdings mit der kompletten Palette der Administrierung. Sie können also Berechtigungen vergeben, wer was sehen darf. Und schließlich gibt es noch Tableau online, da hosten wir den Server für unsere Kunden. Das ist dann sozusagen unsere Cloud-Lösung.

Wie lerne ich jetzt, mit Tableau umzugehen? Muss ich Schulungen buchen?

Nein, wir bieten sehr viele Online-Tutorials an, in denen wir einen Großteil unserer Schulungen via Video im Scheibchenmodus kostenfrei zur Verfügung stellen. Wir arbeiten außerdem mit einem großen Partner-Reseller-Netz, das auch den Service anbietet zu definieren: Welche Datenquellen soll man nehmen, wie sieht ein gutes Dashboard aus, wie kann man das definieren? Da gibt es Starter-Pakete, die begleiten den Kunden. Wir haben auch eine eigene Professional-Services-Abteilung, das heißt, wir gehen selber zu größeren Kunden und begleiten sie. Schließlich haben wir eine extrem starke Community, in der alle Leute intensiv mit Tableau arbeiten. Man googelt also eine Frage und erhält dokumentierte Antworten. Aber man kann auch einen Dialog aufbauen über ein Wikipedia Board, wo sämtliche Tableau-User der Welt sich gegenseitig unterstützen.

In unserem Fokus steht aber eigentlich immer der End-User. Wir verkaufen nicht ein großes Lizenzpaket an die Konzernspitze, sondern wir suchen uns die einzelnen Anwender und helfen ihnen, erfolgreich zu sein. Nehmen Sie einen Mitarbeiter in der Fahrzeuglogistik eines Autoherstellers, der einige Zahlen nicht ins Data Warehouse bekommt, die er für bestimmte Analysen braucht. Dem helfen wir, ein entsprechendes Dashboard für seine Analysen zu bauen. Das verteilt sich dann im Unternehmen und schon kommt ein anderer auf die Idee, das könnte ich ja auch mal machen. So wächst Tableau dann sehr organisch.

Ein Wachstum von unten nach oben.

Das stimmt. Das heißt aber auch, dass wir die Tools zu den Leuten bringen, die sie auch wirklich anwenden können. Der Fachanwender geht mit der Reporting- und Analysetechnik in die Daten und analysiert mit seinem ganzen Background-Wissen um die Prozesse und Produkte, findet Verhaltensmuster und Trends. Wir fangen mit ein oder zwei Usern an – das Produkt beweist sich, man kriegt Lust auf mehr. So werden auch wir mit unserem Kunden erfolgreich. Es ist nicht so, dass wir einen großen Deal machen und dann verschwinden. Nach meiner Meinung sollte eine Entscheidung für Enterprise Software auch stets mit wenig Risiko verbunden sein. Wir zeigen einen Mehrwert, die Unternehmen sehen: Das passt, wir wollen mehr. Das passt noch besser, wir wollen noch mehr.

Es gibt unsere Software aber auch für Non-Profits, jeder immatrikulierte Student kann ›Tableau for students‹ bekommen. Wir verfolgen wirklich die Vision, dass Leute ein anderes Verhalten entwickeln, mit Daten umzugehen, und dass es Spaß macht und dass sie mehr zurückbekommen als sie Zeit investieren, das System zu pflegen.

Zählen Sie selbst Ihre Software noch zu den klassischen BI-Systemen?

Also wir werden natürlich in dieser Business-Intelligence-Group gesehen. Wir selbst sehen uns unter der Überschrift »Visual Data Analytics«. Das sind vielleicht nur andere Wörter für dasselbe, aber dahinter steckt auf jeden Fall eine andere Sicht der Dinge. Wir wollen wirklich helfen, dass die einzelnen Menschen in ihrer Situation besser mit Daten umgehen und besser mit Daten arbeiten können, dass sie gemeinsam besser die Daten und Fakten verstehen. Viele Konflikte basieren auf unterschiedlicher Wahrnehmung. Wenn man diese Wahrnehmung auf eine Ebene bringen kann, gibt es auch plötzlich viel weniger Konfliktpotenzial. Die Erfolge sind – im wahrsten Sinne – vorprogrammiert.

Herr Jörgensen, vielen Dank für das Gespräch.

 


Das Gespräch führte Volker Vorburg.
Bild: © Tableau