Der Wohnortwechsel ist für die meisten Menschen stressiger als der neue Job. Das Zuhause spielt eine wichtige Rolle für die Leistungsfähigkeit im Beruf. Unternehmen müssen Führungskräfte mehr entlasten.
Umzugsbedingte Faktoren stressen Menschen bei einem Jobwechsel mehr als das, was der neue Job an Aufgaben mit sich bringt. Und: Das eigene Zuhause liegt vielen derart am Herzen, dass sie es am liebsten gar nicht aufgeben wollen. Das zeigt die aktuelle Studie »Recruiting 2018 – Wunsch und Wirklichkeit« des Unternehmens Suite&Co, für die 873 Führungskräfte und 51 Personaler befragt wurden [1].
Die Sehnsucht und das Bedürfnis nach einem stabilen Wohnumfeld werden für Unternehmen jedoch zum Problem, wenn sie Kandidaten mit einem Jobangebot in eine fremde Stadt oder gar aufs Land locken wollen. »85 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass berufliche Leistungsfähigkeit auf Stabilität im Privatleben beruht. Die Lebens- und Wohnsituation spielt also bei der Jobwahl eine elementare Rolle«, sagt Viktor Gilz, Mitgründer der Suite&Co GmbH. Obwohl Services wie Wohnungssuche, Umzugsmanagement oder Unterstützung bei der Einrichtung potenziellen Mitarbeitern einen berufsbedingten Wohnortwechsel schmackhaft machen können, setzen bisher vergleichsweise wenige Unternehmen darauf.
Onboarding optimieren
Arbeitskräfte, die für den Job umziehen, müssen zu Beginn ihres Ortswechsels viele Hürden bewältigen: Die Suche nach Wohnraum, den Umzug, die zeitaufwändige Einrichtung, die Eingewöhnung am neuen Lebensort. Auf einer Skala von 1 (stresst gar nicht) bis 5 (stresst sehr) bewerten Fachkräfte Kriterien wie Immobiliensuche und Umzug durchschnittlich mit 4 – also als einen großen Stressfaktor. Im Vergleich dazu liegen ungewohnte neue Arbeitsaufgaben oder unbekannte Kollegen auf der Skala im Durchschnitt nur bei 2,5. Die außerberuflichen Faktoren stressen also mehr als der eigentliche neue Job. »Da Topführungskräfte in den seltensten Fällen lokal verfügbar sind, sondern unter anderem auch aus dem Ausland rekrutiert werden müssen, ist es nur konsequent, das Thema Wohnortwechsel und die individuelle Gestaltung des privaten Lebensraumes als einen lückenlosen Übergang zu gestalten«, erklärt Gilz. Er und Lisa Mellinghoff unterstützen Unternehmen mit Suite&Co beim Onboarding von Führungspersonal, indem sie den Wohnortwechsel und die Zeit vor dem ersten Arbeitstag von Anfang an begleiten. Lisa Mellinghoff: »Ein Wohnortwechsel geht immer zu Lasten der Leistungsfähigkeit. Durch eine unternehmensseitige Unterstützung wird das Onboarding optimiert und fördert andererseits die Mitarbeiterbindung.«
Mehrheit wünscht sich Hilfe bei Umzug
Die Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Wohnung wäre für die Mehrheit der befragten Personen (58 Prozent) ein Beweggrund für einen berufsbedingten Wohnortwechsel. Unternehmen haben dies längst erkannt, wie die vergleichende Expertenbefragung ergibt. In dieser gaben 57 Prozent der befragten Personaler an, dass ihr Unternehmen potenziellen Kandidaten bei der Wohnungssuche hilft. Dabei handelt es sich um den am häufigsten angebotenen Service seitens der Unternehmen – vor Umzugsmanagement (47 Prozent) und Relocation-Services (29 Prozent).
Auf Arbeitnehmerseite wäre es im Gegenzug für jeden Vierten (26 Prozent) ein wichtiger Entscheidungsfaktor, wenn sie mit dem neuen Job eine eingerichtete Wohnung erhalten würden. Auch die Anmietung möblierter Immobilien auf Zeit steht mit 43 Prozent hoch im Kurs. Unternehmen müssen laut Suite&Co erkennen, dass die besten Jobs für Topleute heute nicht mehr reichen, wenn eine ansprechende Lebens- und Wohnqualität nicht gesichert ist.
Wohnungseinrichtung als Benefit
Ob temporäre Wohnung oder ein auf persönliche Bedürfnisse zugeschnittenes Zuhause: Die Wohnung ist für erfolgreiche Menschen längst mehr als ein Lebensort. Dies ist auch der Grund, warum viele von ihnen ihr Zuhause nicht einfach aufgeben. Gleichzeitig ist es Ausdruck dafür, wie wichtig bei Jobangeboten die Unterstützung in Bezug auf den Umzug ist. »Je weiter eine Führungskraft umziehen muss und je mehr die Familie vom Jobwechsel betroffen ist, desto größer ist die Notwendigkeit, die Personen zu unterstützen«, erklärt Lisa Mellinghoff. Unternehmen müssen für den Menschen wichtige Maßnahmen erkennen und entwickeln, die ihnen Vorteile beim Recruiting verschaffen, um sich im »war for talents« – dem Kampf der Arbeitgeber um Talente – von der grauen Masse abzuheben. Indem Unternehmen sich bemühen, eine Heimat zu schaffen, können sie Menschen letztlich langfristig binden. Unterstützende Services wie Wohnungssuche, Einrichtung, etc. rechnen sich für Unternehmen jedoch noch aus einem anderen Grund: Neue Mitarbeiter können sich vom ersten Tag an zu 100 Prozent auf die Aufgabe im Job konzentrieren.
[1] Über die Studie: Im Rahmen der Studie wurde ein mehrstufiges Verfahren durchgeführt. Zunächst hat das Unternehmen in München im Dezember 2017 gemeinsam mit Personalern, HR-Experten, Headhuntern sowie Fachkräften eine Diskussionsrunde zum Thema Recruitment 2018 veranstaltet. Basierend auf dieser leitfadengeführten Gruppendiskussion wurden zwölf zentrale Thesen herausgearbeitet. Die Thesen wurden im Februar 2018 in einer umfangreichen Feldarbeit gemeinsam mit dem Panelanbieter respondi quantitativ geprüft. Um ein möglichst hinreichendes Bild zu zeichnen, wurden zwei Panels gewählt und befragt. In einer Entscheiderumfrage wurden 51 Personaler, Headhunter und Recruiter um Meinung gebeten. Zusätzlich wurden in einer breit angelegten Befragung Einstellungen und Daten von 873 Fachkräften erhoben.
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