Bewegungsmuffel: Jugendliche bewegen sich zu wenig

Rund 84 Prozent der 11-17-Jährigen in Deutschland bewegen sich laut einer aktuellen WHO-Studie nicht ausreichend. Darunter versteht die Gesundheitsorganisation weniger als eine Stunde pro Tag laufen, Rad fahren oder anders sportlich aktiv sein. Insgesamt haben an der Studie 1,6 Millionen Schüler aus 146 Staaten teilgenommen. Am höchsten ist der Anteil der Bewegungsmuffel mit 94,2 Prozent in Südkorea. In Europa sind italienische Jugendliche am inaktivsten. Deutlich mobiler sind dagegen junge US-Amerikaner. Mathias Brandt

[1] https://www.who.int/news-room/detail/22-11-2019-new-who-led-study-says-majority-of-adolescents-worldwide-are-not-sufficiently-physically-active-putting-their-current-and-future-health-at-risk

https://de.statista.com/infografik/20062/anteil-der-11-17-jaehrigen-die-sich-nicht-ausreichend-bewegen/

 

 

Der moderne Mensch wird zum Bewegungsmuffel

Bewegungsmangel wird zu einem immer größeren Problem in Deutschland. Waren es laut DKV-Report 2010 noch 60 Prozent, die den Richtwert für körperliche Aktivität erreichten, können sich mit aktuell 43 Prozent nicht einmal mehr die Hälfte aller Deutschen für ausreichend Bewegung begeistern. Damit ebnen sie den Weg für viele zivilisationsbedingte Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Übergewicht, Bluthochdruck, verschiedene Krebsarten und Diabetes Typ II.

Mangelnde körperliche Aktivität wirkt sich aber nicht nur negativ auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf das subjektive Wohlbefinden: »Ausreichende Bewegung in der Freizeit gilt als gute Methode zum Stressabbau«, weiß Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports. »Wer also insgesamt nicht ausreichend körperlich aktiv ist, kann unter Umständen seinen Alltagsstress nur unzureichend kompensieren und demnach anfälliger für psychosomatische Leiden sein.«

Besonders alarmierend in diesem Zusammenhang: Insgesamt geben zehn Prozent der Befragten gar keine körperliche Aktivität an, der sie länger als zehn Minuten am Stück nachgehen – weder während der Arbeit noch beim Transport noch in der Freizeit.

 

Gruppenaktivitäten im Trend

So zeigt etwa der »Worldwide Survey of Fitness Trends for 2018«, die jährlich erscheinende, weltweite Umfrage durch US-Sporthochschulen und -verbände zum Thema Fitness-Trends, motivierende Alternativen auf. Während klassische Trainingsformen wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen, denen für gewöhnlich allein nachgegangen wird, im aktuellen Jahr weniger Relevanz haben, erleben Gruppenaktivitäten 2018 einen neuen Popularitätsschub. Die konkrete sportliche Disziplin ist dabei nicht definiert, es kann – je nach Gusto und Altersgruppe – von Spinning über Aerobic bis hin zum Tanzkurs alles sein.

 

Lange Sitzzeiten: Fernseher und Arbeit als Treiber für Sitzenbleiber

Die Deutschen sitzen wieder länger: Nach einer leichten Verbesserung 2016 legt die Sitzdauer um täglich 30 Minuten auf 7,5 Stunden wieder zu. »Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass lange und wenig unterbrochene Sitzzeiten das Risiko für die Entstehung von zahlreichen Zivilisationserkrankungen erhöhen können,« so Froböse. »Diese negativen gesundheitlichen Effekte sind nur durch ein sehr hohes Maß an körperlicher Aktivität wieder auszugleichen.«

Die Kombination der Vielsitzer (mehr als acht Stunden pro Tag) mit den körperlich inaktiven Personen der Befragung macht deutlich, dass hier fast jeder Dritte die negativen Effekte im Hinblick auf eine gesunde Lebensführung noch verstärkt. Insgesamt 28 Prozent der Befragten outen sich sowohl als Vielsitzer als auch Bewegungsmuffel und verfehlen die Mindestaktivitätsempfehlungen.

 

Fast jeder Dritte sitzt während der Arbeit zwischen vier bis sechs und mehr Stunden täglich. Dies betrifft vor allem jüngere Menschen. »Ein gesundes Verhältnis zu Bewegung fängt bereits im Kindesalter an. Gerade in Kindergärten und Schulen müssen wir das Aktivitätsverhalten prägen«, sagt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV. »Das große Einmaleins der körperlichen Aktivität steht daher dem Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Schwerkraft in nichts nach.«

 

[1] DKV-Report »Wie gesund lebt Deutschland?« 2018, 44 Seiten, PDF-Datei zum Download: https://www.ergo.com/de/Mediathek?result=DKV-Report 

 

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Gesundheit: Deutschland geht die Puste aus

Ein neuer Negativrekord lässt das Erreichen des Richtwertes für gesundes Leben deutschlandweit erstmals unter die Zehn-Prozent-Marke rutschen. Der Anteil der befragten Personen, die bewusst auf Bewegung, Ernährung, Nikotin- und Alkoholkonsum sowie auf einen gesunden Umgang mit Stress achten, sinkt im Vergleich zum DKV-Report 2016 erneut. Waren es 2010 zur Erstauflage des DKV-Reports noch 14 Prozent, die den Benchmark für ein gesundes Leben erreichten, schaffen es dieses Jahr nur noch ganze neun Prozent. Auch in diesem Jahr führte die GfK Nürnberg pro Bundesland wieder mindestens 200 Interviews zum Thema Gesundheitsverhalten für den DKV Report »Wie gesund lebt Deutschland?«. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln.

 

Die Hamburger und Sachsen sind in diesem Jahr Spitzenreiter in puncto gesunder Lebensstil. Zwölf Prozent der Befragten erreichen hier alle Benchmarks in den Bereichen körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden. Das Schlusslicht bildet Hessen mit einem Anteil von knapp sieben Prozent.

 

Sachsen-Anhalt ist in Bewegung

»Im Bereich der körperlichen Aktivität klafft eine erhebliche Lücke zwischen dem führenden und dem am schlechtesten platzierten Bundesland«, hebt Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, hervor. In Sachsen-Anhalt leben die meisten körperlich aktiven Menschen. Mehr als die Hälfte der Sachsen-Anhalter, insgesamt 53 Prozent, setzen die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur körperlichen Aktivität um, wenn man die Lebensbereiche Arbeit, Transport und Freizeit betrachtet. Am wenigsten bewegen sich die Hessen mit nur 37 Prozent – eine Differenz von 16 Prozentpunkten zum Spitzenreiter.

»Deutschland geht die Puste aus«, kommentiert Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV, die Ergebnisse. »Seit der Erstauflage des Reports 2010 bewegen sich die Deutschen immer weniger – dabei ist körperliche Aktivität von zentraler Bedeutung für unser Wohlbefinden. Das gilt für alle Altersgruppen und fängt schon im Kindesalter an.«

 

Die Deutschen bleiben sitzen – und die Berliner am längsten

7,5 Stunden täglich sitzen die Deutschen im Durchschnitt. Im Vergleich zum DKV-Report 2016 liegt der Median mit 450 Minuten in diesem Jahr um eine halbe Stunde höher und ist damit wieder auf dem Niveau von 2012. Im Bundesländervergleich verbringen die Berliner die meiste Zeit auf ihren »vier Buchstaben«: Sie sitzen ganze 518 Minuten, das entspricht 8,6 Stunden. Anderthalb Stunden weniger, nur sieben Stunden und zehn Minuten, verbringen die Sachsen-Anhalter (426 Minuten) an einem ganz normalen Werktag im Sitzen und liegen damit im Bundesvergleich vorn.

»Als privater Krankenversicherer sehen wir mangelnde Bewegung als eine der Hauptursachen für Herz- und Kreislauferkrankungen«, so Muth. »Bewegung ist dabei keine Frage des Alters, sondern des Tuns.«

 

Sachsen setzen auf ausgewogen und vitaminreich

Auf gesunde und ausgewogene Ernährung legen vor allem die Menschen in vielen ostdeutschen Bundesländern Wert. Vorbildlich sind insbesondere die Sachsen: 59 Prozent der Befragten geben an, Wert auf vitaminreiche, ausgewogene und gesunde Lebensmittel zu legen. Demgegenüber steht für nur 44 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen ein ausgewogener Speiseplan ganz vorn auf der Agenda. Sie bilden damit das Schlusslicht in dieser Kategorie.

 

Viel blauer Dunst an der Ostseeküste

Rauchen ist out – so scheint es: Bundesweit sind fast vier Fünftel aller Menschen Nichtraucher. Die meisten davon leben in Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg, wo 82 Prozent der Menschen dem Glimmstängel die kalte Schulter zeigen. Am meisten gequalmt wird an der deutschen Ostseeküste: In Mecklenburg-Vorpommern greifen 28 Prozent zur Zigarette.

 

Mäßiger Alkoholkonsum: Weinregionen sind Spitze und Schlusslicht zugleich

Die Hessen heben am häufigsten das Glas, am wenigsten Alkohol wird in Rheinland-Pfalz und im Saarland getrunken. Trinken, aber mäßig. Das ist das Motto vor allem in Rheinland-Pfalz und dem Saarland: Hier gehen 86 Prozent der Menschen sehr bewusst mit dem Thema Alkohol um. Etwas häufiger greifen die Menschen in Hessen zum Alkohol. Hier erreichen nur 76 Prozent den Richtwert für mäßigen Alkoholkonsum.

 

Stressresistente Baden-Württemberger

»Auch ein gesunder Umgang mit Stress ist enorm wichtig«, unterstreicht Froböse. »Knapp die Hälfte aller Befragten (43 Prozent) schafft es laut den Ergebnissen aber nicht, ihren Stress ausreichend zu kompensieren.« Am besten können das die Menschen in Baden-Württemberg. Hier erreichen 62 Prozent den Benchmark zum gesunden Umgang mit Stress. Den höchsten Stresslevel haben Personen aus Sachsen-Anhalt, Hessen und Brandenburg: Nur jeder zweite Bewohner gibt hier an, den Stress gut kompensieren zu können.

 

Regenerationslücke schließen

Insgesamt nimmt das Regenerationsgefühl der Deutschen zum Ende der Woche ab. Die Ergebnisse am Anfang beziehungsweise am Ende der Woche weisen eine Regenerationslücke von 15 Prozentpunkten auf, die sich unmittelbar auf Leistungskraft und Konzentration auswirkt. In der Ruhe liegt offenbar die Kraft, wenn es darum geht, sich von den täglichen Stressbelastungen zu regenerieren: Neben Schlaf liegen vor allem Ausgleichssport und Freizeitaktivitäten ganz vorn in der Gunst der Befragten.

 

[1] DKV-Report »Wie gesund lebt Deutschland?« 2018, 44 Seiten, PDF-Datei zum Download: https://www.ergo.com/de/Mediathek?result=DKV-Report 

 

#Changehabits: Mit einer Gesundheits-App ziehen neue Gewohnheiten in den Alltag ein

Das mehrfach ausgezeichnete Health-Startup YAS.life erweitert seine kostenlose Motivations-App YAS um das Feature »Gesundheitsziele«. Das neue Tool gibt Impulse in den Bereichen Fitness, Ernährung und Mentales Wohlbefinden. Dabei funktioniert YAS ohne erhobenen Zeigefinger und motiviert niederschwellig und individuell. Finanziert wird das Präventionsprogramm, das auf selbstlernenden Algorithmen basiert, von der Pro FIT Förderung der Investitionsbank Berlin (IBB). Ein bewusster Alltag, der körperliche Aktivitäten und mentales Wohlbefinden berücksichtigt, trägt entscheidend dazu bei, gesund zu bleiben.

 

Doch immer mehr Menschen bewegen sich immer weniger. Studien belegen: Mehr als 40 % der Deutschen verfehlen die Mindestaktivitätsempfehlungen der WHO. Das zeigt sich im weltweiten Vergleich über alle Altersgruppen hinweg in unrühmlichen Top-Platzierungen. »Wir verdrängen, dass Volksleiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas und Diabetes aus Bewegungsmangel resultieren«, so YAS.life-Gründer Dr. Magnus Kobel. »Erst nach Therapien zu suchen, wenn Krankheiten schon fortgeschritten sind, ist zu kurz gedacht. Je später wir uns um unsere Gesundheit kümmern, desto schwieriger wird es. Der Ansatz von YAS lautet: präventiv aktiv werden«, so Dr. Kobel.

 

Mit der App YAS hat das Berliner InsurTech YAS.life daher eine digitale Lösung entwickelt, die Nutzer zu mehr Bewegung motiviert und mit geldwerten Prämien belohnt. Das neue Upgrade Gesundheitsziele stellt eine entscheidende Weiterentwicklung dar und wird durch die Pro FIT Förderung der IBB (Investitionsbank Berlin) mit 780.000 Euro gefördert. Durch diese Mittel konnte die App unter anderem um Algorithmus-basierte Präventionsmaßnahmen ergänzt werden. Bereits im ersten Monat haben mehr als 2.000 User das neue Gesundheits-Coaching, das aus den drei Komponenten Fitness, Ernährung und mentales Wohlbefinden besteht, genutzt und alte Gewohnheiten durch neue Rituale ersetzt.

 

Dem wichtigen Thema mentale Gesundheit ausreichend Raum zu geben, stand bei der Entwicklung des Tools von Anfang an im Fokus. Denn auch Stress macht krank. Aktuelle Zahlen belegen, dass jährlich 236 Arbeitsunfähigkeitstage auf 100 Mitarbeiter aufgrund psychischer Erkrankungen, wie Depressionen und Burnout zurückzuführen sind [1] [2].

 

Nutzer können in den drei Kategorien aus je drei Zielen wählen: Das Gesundheitsziel »Fitness« gliedert sich in Schritte, Kardiominuten und Krafttraining, wovon jeweils eine bestimmte Anzahl an Einheiten pro Woche zu absolvieren ist. Das Gesundheitsziel »Ernährung« setzt sich aus den Zielen Obst & Gemüse essen, Ausreichend Trinken und Zuckerfrei ernähren zusammen. Ziel ist es, das körperliche Wohlbefinden mit der optimalen Zufuhr an gesunden Lebensmitteln, sowie dem zeitweisen Verzicht auf Zucker kontinuierlich zu steigern. Das Gesundheitsziel »Mentales Wohlbefinden« ergänzt die ganzheitliche Anwendung sinnvoll, da die Themen von seelischer, psychischer und emotionaler Gesundheit sowie Stressmanagement einen wesentlichen Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand haben. Mit den Zielen Wellness, Achtsamkeit und Minipausen kann der allgemeine Gesundheitszustand positiv beeinflusst werden. Die Ziele werden automatisch über das Fitness-Device oder die Fitness-App des Nutzers getrackt.

 

Dranbleiben lautet die Devise, wenn es darum geht, schlechte Verhaltensmuster durch neue Rituale zu ersetzen. Der Sportwissenschaftler und Präventions-Experte Matthias Jaworski empfiehlt, die Ziele mindestens für zwei bis vier Wochen zu verfolgen, damit sie sich als Gewohnheit etablieren können. Um den Körper nicht zu überfordern, sollte nur ein bis zwei Gesundheitsziele gleichzeitig absolviert werden. »YAS hilft mit motivierenden Nachrichten, den Spaß nicht zu verlieren, der beim Erreichen der selbst gesetzten Ziele immer im Vordergrund stehen sollte«, so Dr. Kobel.

 

Verantwortlich für die Umsetzung des Features in der YAS-App, ist Chief Product Officer Sherzod Gafar. »Eine geniale App ist nie fertig – sie lernt von ihren Nutzern, berücksichtigt Feedback und Wünsche und erfindet sich stetig neu. Es gibt keinen Status quo, der länger als 12 Wochen Bestand hat«, erklärt Gafar. Die YAS-App hilft jetzt schon 62.000 Nutzern dabei, mehr Schwung in ihren Alltag zu bringen – darunter 10.000 Nutzern mit angelegtem Profil. Mit einem Fitness-Tracker verbunden, nimmt die Anwendung automatisch die tägliche Aktivität auf und wandelt diese in Prämienpunkte um, die bei zahlreichen Partnern eingelöst werden können. Mit wöchentlichen Challenges werden die Nutzer regelmäßig zu sportlicher Leistung motiviert und erhalten Extrapunkte für ihr Durchhaltevermögen.

Das erfolgreiche Konzept stellt YAS.life Versicherungen, Krankenkassen und Unternehmen als White-Label-Version zur Verfügung, die damit ihren Versicherten und Mitarbeitern bei einem gesunden Lifestyle digital und einfach unterstützen.

[1] https://www.thelancet.com/pdfs/journals/langlo/PIIS2214-109X(18)30357-7.pdf[2] https://www.who.int/dietphysicalactivity/factsheet_adults/en/ 

Weltgesundheitstag am 7. April: Immer mehr stark Übergewichtige

Die Deutschen sind in den vergangenen Jahren dicker geworden: Galten im Jahr 2005 noch 41,5 Prozent der Frauen und 57,9 Prozent der Männer als übergewichtig, waren es 2017 bereits 43,1 Prozent der Frauen und 62,1 Prozent der Männer. Das teilte das Statistische Bundesamt anlässlich des Weltgesundheitstags am 7. April mit. Wie die Grafik zeigt, stieg besonders der Teil der stark Übergewichtigen, also adipösen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Menschen mit einem BMI ab 25 als übergewichtig und ab 30 als adipös eingestuft. Der BMI errechnet sich aus dem Gewicht geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat. So wird das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße ermittelt. Kritiker bemängeln diese Art der Einordnung, weil sie stark vereinfachend ist und Muskelmasse und Fettverteilung außer Acht lässt. Hedda Nier

https://de.statista.com/infografik/17609/anteil-eebergewichtiger-in-deutschland/

 

Übergewichtig: So dick war Deutschland noch nie

Adipositasepidemie: Ergebnisse des 13. DGE-Ernährungsberichts zur Übergewichtsentwicklung.

Die Zahl der Übergewichtigen nimmt in Deutschland weiterhin zu. 59 % der Männer und 37 % der Frauen sind übergewichtig. In der Altersklasse der Berufstätigen ist das Dicksein heutzutage so weit verbreitet, dass es keine Ausnahme mehr darstellt, sondern der Normalzustand ist. Männer sind besonders häufig zu dick: Am Ende ihres Berufslebens sind 74,2 % übergewichtig. Bei den Frauen im gleichen Alter sind es 56,3 %. Ein positiver Trend zeichnet sich bei Kindern, die eingeschult werden, ab: In dieser Altersgruppe stagnierte in den letzten Jahren das Auftreten von Übergewicht beziehungsweise war sogar leicht rückläufig.

Diese Zahlen veröffentlichte die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) in ihrem 13. Ernährungsbericht, die u. a. auf Daten des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes basieren [1].

Gründe für Übergewicht

»Die Gründe für die Entstehung von Übergewicht sind seit langem bekannt«, sagt Prof. Helmut Heseker, ehemaliger Präsident der DGE, der das Thema für den 13. DGE-Ernährungsbericht bearbeitete. »Viele Menschen in Deutschland essen zu viele energiereiche Lebensmittel und bewegen sich zu wenig. Preiswerte und schmackhafte Lebensmittel und Getränke mit hohem Energiegehalt sind nahezu überall verfügbar – egal ob zu Hause oder unterwegs. Und diese Faktoren machen es schwer, normalgewichtig zu bleiben.« Die DGE betont, dass dringend Handlungsbedarf zur Überwindung dieses gesellschaftlichen Problems besteht und verdeutlicht, dass zukünftig enorme Anstrengungen erforderlich sein werden, um die Adipositasepidemie zu stoppen beziehungsweise umzukehren.

Pfunde kommen bei den Männern früher

Laut Daten des Mikrozensus nehmen Männer mit dem Alter deutlich stärker an Gewicht zu als Frauen. Zwischen 18 und 40 Jahren sind dies im Durchschnitt knapp 11 kg. Der normalgewichtige Mann ist bereits ab einem Alter von 30 bis 35 Jahren in der Minderheit. Männer sind in allen Altersgruppen häufiger übergewichtig als Frauen. Bei Frauen vollzieht sich die Gewichtszunahme weniger stark: Erst ab 55 Jahren dominieren die Übergewichtigen.

Übergewicht beziehungsweise Adipositas werden mit dem Body Mass Index (BMI) klassifiziert. Übergewicht dient als Überbegriff und bezeichnet Personen mit einem BMI ≥ 25, mit einem BMI ≥ 30 sind sie adipös.

Dicke werden immer dicker

Besorgniserregend ist der Anstieg von Adipositas. Von 1999 bis 2013 nahm der Anteil adipöser Männer um 40 % und der adipöser Frauen um 24,2 % zu. Übergewicht stieg im gleichen Zeitraum bei den Männern um 8,3 % und bei den Frauen um 4,5 % an.

Adipositas bei den Senioren

Auch immer mehr Ältere sind extrem dick. Insbesondere bei den über 65-Jährigen hat die Anzahl der Personen mit sehr ausgeprägter Adipositas (BMI ≥ 40) in der Zeit von 1999 bis 2013 bei den Männern um 300 % und bei den Frauen um 175 % zugenommen.

Positiv: Übergewicht bei Schulanfängern leicht rückläufig, Präventionsmaßnahmen scheinen zu greifen

In den 1990er Jahren bis 2004 nahm der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder in der Einschulungsphase deutlich zu. Erfreulicherweise verlangsamte sich beziehungsweise stagnierte der Trend in den folgenden Jahren. Inzwischen konnte in nahezu allen Bundesländern eine Abnahme der Prävalenz festgestellt werden. Derzeit liegt der Anteil übergewichtiger Kinder je nach Bundesland zwischen 8,2 % und 12 %, darunter waren zwischen 2,8 % und 5,3 % adipös. Den geringsten Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder haben Baden-Württemberg und Bayern. Laut DGE könnten vor allem die gestiegene Problemwahrnehmung und die damit einhergehenden ernährungspolitischen Maßnahmen zu dieser Entwicklung beigetragen haben. So starteten vor gut zehn Jahren auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene zahlreiche Initiativen im Bereich Kita- und Schulverpflegung, wie die Entwicklung und Einführung der DGE-Qualitätsstandards. Allerdings sind die Zahlen für Übergewicht im Kindes- und Jugendalter immer noch auf einem hohen Niveau und geben keinen Anlass zur Entwarnung – insbesondere vor dem Hintergrund, dass extrem übergewichtige Kinder und Jugendliche immer weiter an Gewicht zunehmen und therapeutische Programme nur begrenzt wirksam sind.

Prävention von Anfang an …

Die Ergebnisse des 13. DGE-Ernährungsberichts verdeutlichen, dass weiterhin das Ziel verfolgt werden muss, in allen Altersgruppen Übergewicht zu vermeiden. Übergewicht resultiert in erster Linie aus einer dauerhaft zu hohen Energiezufuhr und gleichzeitig zu wenig Bewegung in Beruf und Freizeit. Prävention fängt im Mutterleib an – mit dem angemessenen Körpergewicht der Schwangeren – und muss sich über alle Altersgruppen sowie gesellschaftlichen Schichten ziehen, so das Fazit der DGE.

[1] https://www.dge.de/