Deutsche Unternehmen sehen Cyberrisiken als größte Gefahr

  • Jährliche Umfrage zu den wichtigsten Unternehmensrisiken weltweit: Cyberrisiken an zweiter Stelle in den USA und Europa, in Deutschland und Großbritannien sogar erstmals auf dem Spitzenplatz.
  • Wachsender Protektionismus und potenzielle Marktumbrüche bereiten Unternehmen Sorgen.
  • Weltweit betrachtet, gelten Betriebsunterbrechungen weiterhin als größte Bedrohung für Unternehmen – in Deutschland belegen sie Platz 2.
  • Angst vor Terrorismus und Zerfall der Eurozone in Deutschland neu unter Top-10-Risiken.

 

Deutsche Unternehmen fürchten sich am meisten vor Cybervorfällen wie IT-Ausfällen, Spionage und Datenmissbrauch, so das Allianz Risk Barometer 2017. Cybervorfälle sind in Deutschland von Platz 3 auf die Spitzenposition des jährlichen Rankings zu Unternehmensrisiken vorgerückt und befinden sich auch weltweit unter den Top-3-Risiken. Kritisch sehen deutsche Unternehmen zudem Geschäftsrisiken aus dem gegenwärtigen Marktumfeld (Rang 3). Politische Risiken wie Terrorismus und die Angst vor dem Zerfall der Euro-Zone finden sich erstmals unter den zehn wichtigsten Risiken in Deutschland. Drohende Verluste aus Betriebsunterbrechungen gelten auch im fünften Jahr in Folge als das wichtigste Unternehmensrisiko weltweit und liegen in Deutschland ebenfalls unverändert auf Platz 2.

Das sechste Allianz Risk Barometer 2017 untersucht die wichtigsten Risiken für Unternehmen weltweit, für einzelne Regionen und Länder sowie ausgewählte Industriezweige. An der jährlichen Umfrage, die zum Jahresende 2016 durchgeführt wurde, beteiligten sich diesmal über 1.200 Experten aus verschiedenen Unternehmen und der Allianz Gruppe aus insgesamt 55 Ländern.

»Unternehmen stellen sich auf ein Jahr der Unsicherheit ein«, sagt Chris Fischer Hirs, CEO von Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS SE), dem Industrieversicherer der Allianz Gruppe. »Unberechenbare rechtliche, politische und marktrelevante Entwicklungen stehen immer auf der Agenda von Risikomanagern und Vorständen. Neben dauerhaften Bedrohungen wie Feuer und Naturkatastrophen entwickeln sich neue Gefahren, die ein Umdenken im Monitoring und Management von Risiken erfordern.«

 

Zu diesen neuen Risiken zählen vor allem Cybervorfälle, die weltweit auf Platz 3 des Risiko-Rankings stehen, in Europa und in den USA auf Platz 2 gestiegen sind und in Großbritannien und Deutschland sogar erstmals Platz 1 erreicht haben. Cybervorfälle gelten vor allem in der Informations- und Telekommunikationsbranche sowie im Handel als Top-Risiko. »In Deutschland und Europa sehen wir verstärkte Aktivitäten der Gesetzgeber und ein steigendes Bewusstsein auf Seiten des Managements. Immer mehr Unternehmen entwickeln gezielte Cyber-Abwehrstrategien«, erklärt Andreas Berger, AGCS Vorstand und regionaler CEO von AGCS Zentral- und Osteuropa.

Die Gefährdung durch Cyberrisiken geht einher mit dem technologischen Wandel hin zu einer digitalen Wirtschaft, in der immaterielle Vermögenswerte eine immer größere Rolle spielen: Daten, Patente und spezifisches Wissen geraten zunehmend in das Visier von Cyberkriminellen. Cybervorfälle gehen mittlerweile weit über Hackerangriffe und Datenmissbrauch hinaus und gefährden digital vernetzte Unternehmen in doppelter Hinsicht: Sie können nicht nur selbst Opfer werden, sondern auch indirekt betroffen sein, wenn kritische Infrastruktureinrichtungen wie Telekommunikation, Strom oder Wasser angegriffen und lahmgelegt werden. Neben Cyberkriminalität kann auch technisches oder menschliches Versagen größere System- und Betriebsausfälle auslösen: In einer Industrie 4.0-Produktionswelt vermag bereits ein Datenverarbeitungsfehler die Fertigung zum Stillstand zu bringen.

Betriebsunterbrechungen (BU) führen das Allianz Risk Barometer seit fünf Jahren unverändert an (37 % der Antworten). BU infolge eines Feuers, einer Explosion oder der einer Naturkatastrophe können für Unternehmen zu großen finanziellen Verlusten führen. Verstärkt ins Blickfeld geraten neue Auslöser, die ohne eigentlichen Sachschaden den Betrieb stillstehen lassen oder zumindest Umsatzeinbußen verursachen – beispielsweise Cyberangriffe, Streik, politische Gewalt und Terroranschläge oder Lieferantenausfälle. Die digitale Vernetzung von Unternehmen, Lieferketten und Maschinen verschärft die Auswirkungen von BU, da sie sich von einem Unternehmen aus schnell großflächig über Regionen oder Branchen ausbreiten und vielerorts Ausfallschäden verursachen können.

Marktentwicklungen (31 % der Antworten) gelten weltweit als zweitwichtigstes Unternehmensrisiko im Jahr 2017, in Deutschland belegen sie Platz 3. In den Branchen Luftfahrt, Finanzdienstleitung, Schifffahrt und Transport gelten Marktentwicklungen sogar als größtes Geschäftsrisiko. Auch das regulatorische Umfeld hat für die deutsche Wirtschaft einen hohen Stellenwert. Um rechtzeitig auf unerwartete rechtliche Veränderungen im Marktumfeld reagieren zu können, müssen Unternehmen politische Vorhaben und deren Umsetzung genauer verfolgen und dafür mehr Ressourcen aufwenden. Laut dem Kreditversicherer Euler Hermes, einer Tochtergesellschaft der Allianz Gruppe, wurden seit 2014 weltweit jährlich 600 bis 700 neue Handelsbarrieren eingeführt. Gerade global agierende Unternehmen müssen damit rechnen, dass durch die jüngsten politischen Weichenstellungen (Brexit, US-Präsident Trump) Populismus und Protektionismus weiteren Auftrieb erhalten und sich nachteilig auf ihr Geschäft auswirken könnten. Die Sorge um den Brexit und den Zerfall der Eurozone treibt besonders die exportorientierte deutsche Wirtschaft um, wie der Aufstieg dieses Risikos auf Platz 10 in der Rangliste für Deutschland zeigt.

Naturkatastrophen (Platz 4 weltweit, Platz 8 in Deutschland), Klimawandel und zunehmende Wetterextreme bedrohen den Geschäftserfolg vieler Unternehmen, vor allem in Asien. Auch deutsche Unternehmen mit globalen Lieferketten und Produktions- und Vertriebsstätten in Asien sind in dieser Hinsicht exponiert. »Naturkatastrophen und der Klimawandel bereiten unsere Kunden und der Gesellschaft Sorgen«, sagt Axel Theis, Vorstandsmitglied der Allianz SE. »Wir müssen davon ausgehen, dass die globale Erwärmung über 1,5 Grad Celsius klimabedingte Schäden in Zukunft deutlich ansteigen lässt. Als Versicherer müssen wir uns auf solche Szenarien einstellen und gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern Präventions- und Schutzkonzepte entwickeln.«

 


 

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