Die Top-HR-Prioritäten: Welche Chancen hat HR in Zeiten von Krise, Fachkräftemangel und Digitalisierung?

Illustration: Absmeier Tumisu

2022 sind altersbedingt 390.000 Menschen mehr aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden, als junge Menschen nachrückten. Eine Lücke, die es nun zu schließen gilt. Das Recruiting hat damit unlängst einen neuen Stellenwert im Unternehmen angenommen. Doch die Umsetzung einer modernen Recruiting-Strategie steckt in vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen. Durchgängig digitalisierte Prozesse und eine umfassende Automatisierung, geschweige denn ein personalisierter Recruiting-Ansatz sind nur in seltenen Fällen vorhanden. Hat HR den Anschluss verpasst?

 

HR in der Krise

Gerade die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass datengesteuerte Unternehmen besser durch Krisen kommen als andere. Die HR-Abteilung ist oftmals nicht an oberster Stelle, wenn es um die digitale Transformation eines Betriebes geht. Dass diese Herangehensweise fatale Folgen haben kann, hat sich bereits bei einigen Unternehmen bemerkbar gemacht. Laut ifo mangelt es bei 43,6 Prozent der Unternehmen in Deutschland an Fachkräften.

Um passende Talente zu finden, stehen Unternehmen unter Zugzwang. Rezession, Krieg, Krisen und das Fehlen qualifizierter Fachkräfte verstärken die ohnehin schwierige Situation zusätzlich.

 

Die drei wichtigsten Stellschrauben für erfolgreiches Recruiting

Es gilt das eigene Differenzierungspotenzial auszuschöpfen und in ein modernes Talent Management zu investieren. Um auch in Krisenzeiten ein erfolgreiches Recruiting neuer Talente zu ermöglichen und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sollten Unternehmen die folgenden drei Handlungsempfehlungen in ihrer HR-Strategie berücksichtigen:

 

1. Talent Pool aufbauen

Die Babyboomer gehen in Rente und glaubt man den Prognosen, deckt die Anzahl der Nachzügler den Bedarf nur bedingt ab. Eine klaffende Lücke, die Unternehmen aus ihren Reserven locken sollte. Wer weiterhin eine wartende, reaktive Haltung in Bezug auf das Recruiting einnimmt, wird im Wettbewerb untergehen. Proaktives Handeln ist gefragt. Der Aufbau einer Datenbank, dem sogenannten Talent Pool, zählt somit zu den Top-Prioritäten für HR-Verantwortliche, denn sie ist die Basis für proaktives Recruiting und modernes Talent Management. Bei einer offenen Vakanz können Recruiter schnell auf die im Talent Pool gespeicherten Kandidatendaten zugreifen und passende Talente direkt und individuell ansprechen. Das erhöht nicht nur die Erfolgsquote, sondern spart zudem Zeit und Ressourcen, da die Schaltung von Stellenanzeigen und Co. oftmals nicht mehr nötig ist.

 

2. In den »Hire Purpose« investieren

Ist die Nachfrage zu gering, muss das Angebot angepasst werden. Für das Recruiting bedeutet das: Ist die Bewerberzahl auf eine Stelle zu gering oder können passende Talente nicht gefunden werden, muss die Art und Weise der Stellenausschreibung überdacht werden. Die Investition in eine effiziente Sourcing-Strategie zahlt sich aus, denn so können HR-Verantwortliche sicherstellen, dass die Vielfalt der verfügbaren Recruiting-Kanäle voll ausgeschöpft wird und Kandidatinnen und Kandidaten zur richtigen Zeit über den richtigen Touchpoint angesprochen werden. Zu den wichtigsten Recruiting-Kanälen zählen unter anderem:

  • Soziale Netzwerke: Linkedin, Xing und Co. haben sich in den letzten Jahren für das Suchen und Finden passender Talente bewährt. Laut Linkedin sind allein in Europa 2,5 Mal mehr Stellenanzeigen online verfügbar als noch vor ein paar Jahren. Das macht die Relevanz dieses Recruiting-Kanals deutlich.
  • Smarte Karriere-Webseiten: Persönlichkeit und Individualität steigern die Attraktivität einer Stelle. Um zu verhindern, dass potenzielle Bewerber innerhalb ihrer Candidate Journey abspringen, müssen Unternehmen relevante Inhalte bereitstellen und den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich gestalten. Mit einer ansprechenden Candidate Experience erhöhen Unternehmen nicht nur die Chancen einer erfolgreichen Bewerbung, sondern setzen wertvolle Ressourcen bei Recruitern frei, indem der Bewerbungsprozess auf beiden Seiten durchgängig digital und reibungslos abläuft. Eine smarte Karrierewebsite wie sie CleverConnect bietet, wartet nicht nur mit einem komplett individualisierbaren Frontend auf, mit der Parsing- und Matching-Technologie automatisiert und beschleunigt sie den Bewerbungsprozess deutlich.
  • Mitarbeiterempfehlungen & Employee Advocacy: Mit einem Empfehlungsprogramm stärken Unternehmen das Employer Branding über die vertrauensvollste Quelle, die ihnen zur Verfügung steht: Die eigenen Mitarbeitenden. Sie werden zu Mikro-Influencern, indem sie Informationen sowie Stellenausschreibungen mit ihren persönlichen Kontakten teilen. Über Employee Advocacy, also das Teilen von Employer Branding Content, erreichen Unternehmen auch passiv suchende Kandidaten. So erhöhen sich die Chancen, passende Talente zu finden, und die Time to Hire reduziert sich deutlich.

 

 

3. Offen für Neues

Auch im HR-Bereich geht nichts ohne digitale Lösungen. Technologie ist längst der Enabler eines erfolgreichen Talent Managements. Klassische, manuelle Recruiting-Prozesse lassen sich nur mit einer Offenheit gegenüber neuen Ansätzen transformieren. Dass Bewerber mittlerweile einen gewissen Grad an Digitalisierung von ihrem Arbeitgeber erwarten, bestätigt auch eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Demnach steht eine große Mehrheit der Belegschaft in Deutschland (81 %) neuen Technologien positiv gegenüber. Die digitale Transformation wird auch von Recruitern eingefordert. 70 % sind laut Page Group bereit, aufgrund mangelnder Digitalisierung und Prozessvereinfachung den Job zu wechseln. Somit ist der Einsatz von Technologie für das Talent Management ein Muss, um zeitraubende, manuelle Tätigkeiten zu automatisieren und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Recruiting-Prozess zu vereinfachen und beschleunigen.

 

Wer wartet, verliert

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit dem Eintritt der neuen, jungen Generation in den Arbeitsmarkt, verändern sich Ansprüche und Arbeitsmethoden zunehmend. Das hat auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen in Zukunft Talente ansprechen und gewinnen. Ein intelligentes, modernes Talent Management, kombiniert mit einer effizienten Sourcing-Strategie wappnet Unternehmen für die Zukunft und hilft Recruitern ihre Ressourcen auf die wichtigsten Aktivitäten zu fokussieren: die Stärkung der Beziehung zu den Bewerbern und das Active Sourcing.

Carl Hoffmann, COO und Co-Founder von CleverConnect