Diese Fallen lauern bei Software-Ablösungsprojekten

Illustration: Comfreak

Worauf sollten Unternehmen bei der Ablösung einer Individualsoftware durch eine Neuentwicklung achten.

Wird eine Individualsoftware durch eine komplette Neuentwicklung abgelöst, ist das oft riskant. Häufig scheitern solche Projekte sogar ganz. Fehler bei der Planung und Umsetzung können aber auch einfach nur unnötig Zeit und Geld verbrennen. Der auf Software-Revival spezialisierte IT-Dienstleister Avision zeigt auf, welche Fehler Unternehmen bei solchen Projekten vermeiden sollten.

 

  1. Das Budget ist zu groß. Mehr Geld sorgt meistens dafür, dass Dinge ausprobiert und umgesetzt werden, die eigentlich gar nicht wirklich notwendig sind. Dazu zählen beispielsweise zu viele Evaluierungsprojekte. Ist das Budget knapper bemessen, werden meist schnellere Entscheidungen getroffen.
  2. Es ist zu viel Zeit eingeplant. Auch bei der Ablösungsprojekten gilt das Parkinsonsche Gesetz: Arbeit dehnt sich genau in dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Das Projekt dauert länger, als es eigentlich müsste. Deshalb ist es wichtig, den erforderlichen Zeitraum richtig zu bemessen.
  3. Das Team ist zu groß. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass größere Teams automatisch zu schnelleren Projekten führen. Das gilt sowohl für Wasserfall- als auch agile Projekte. Werden drei Scrum-Teams eingesetzt, heißt das nicht, dass das Projekt in einem Drittel der Zeit erledigt ist.
  4. Es ändert sich lediglich die Programmiersprache. Durch den bloßen Umstieg auf eine modernere Programmiersprache entsteht keine modernere Software; sondern lediglich eine alte Software in einer anderen Programmiersprache. Gleichzeitig muss auch die Fachlichkeit berücksichtigt werden. Es ist zu prüfen, was fachlich nicht mehr notwendig ist oder besser umgesetzt werden kann.
  5. Der Technologiesprung ist zu groß. Geht mit der Ablösung etwa ein Wechsel von einer Mainframe- auf eine Cloud-Umgebung einher, kann das problematisch werden. Das vorhandene Team hat unter Umständen kein ausreichendes Know-how für die neue Technologie. Die Annahme, dass sich das Ablösungsprojekt durch moderne Technologie schneller durchführen lässt, kann sich schnell als Bumerang erweisen.
  6. Die Nutzer werden ignoriert. Werden die Anwender nicht in das Projekt eingebunden, führt das oft zu großen Widerständen. Das kann etwa passieren, wenn sie durch die Ablösung eine Software mit einer stark überarbeiteten Benutzerfläche vorgesetzt bekommen, deren Gestaltung sie nicht mitbestimmen konnten. Dann ist die Akzeptanz der Software schnell im Keller.
  7. Das Projekt wird nicht zu einhundert Prozent abgeschlossen. Häufig findet in Ablösungsprojekten gar keine wirkliche Ablösung statt, weil das alte System einfach parallel weiterläuft. Im Extremfall kann es so dazu kommen, dass im Unternehmen mehrere Generationen eines Systems gleichzeitig genutzt werden, weil die erste nie ganz abgeschaltet wurde. Dadurch entstehen hohe Kosten und große Aufwände.
  8. Das Projekt ist zu groß. Am besten funktionieren Ablösungsprojekte bei kleinen bis mittelgroßen Anwendungen. Bei großen Systemen dagegen wird es aufgrund der hohen Komplexität schwierig. Grundsätzlich gilt die Regel: Je größer ein Projekt ist, desto wahrscheinlicher ist sein Scheitern.

 

»Eine große Anwendung durch eine komplette Neuentwicklung zu ersetzen, funktioniert in den meisten Fällen nicht«, sagt Nadine Riederer, CEO bei Avision. »Solche Applikationen sollten deshalb nicht komplett abgelöst, sondern durch ein Refactoring oder den Einbau neuer Technologien modernisiert werden. Es ist ein deutlich besserer Weg, sie Stück für Stück weiterzuentwickeln und zu erneuern.«

 

Kontinuierliche Modernisierungsprogramme entscheidend für den IT-Erfolg

Die Bedeutung kontinuierlicher Modernisierung für die Bereitstellung geschäftskritischer Anwendungssoftware.

Illustration: Geralt Absmeier

Die Ergebnisse der Studie »Endless Modernization« von Micro Focus in Zusammenarbeit mit der Standish Group zeigen, dass Modernisierungsprojekte, die auf ein inkrementelles und kontinuierliches Verbesserungsmodell setzen, bessere Ergebnisse erzielen als andere projektbasierte Ansätze, zu denen auch der radikale Austausch (Rip and Replace) von Kerngeschäftsanwendungen zählt [1]. Die Grundlage bilden Daten aus dem aktuellen CHAOS Report 2020 der Standish Group [2]. Sie zeigen, dass das Flussprinzip bei der Modernisierung von Kerngeschäftsanwendungen eine Reihe von Vorteilen bietet im Hinblick auf Wertertrag, Kundenzufriedenheit, nachhaltige Innovation und längere Lebensdauer der Anwendungen.

»Unsere neuesten Untersuchungen gemeinsam mit der Standish Group zeigen, dass eine kontinuierliche und mehrphasige Modernisierungsmethode im Vergleich zum radikalen Austausch einen Mehrwert bietet und das Risiko reduziert«, sagt Neil Fowler, General Manager Application Modernization and Connectivity bei Micro Focus. »Die Anwendungsmodernisierung ist in der Regel ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg eines Unternehmens zur umfassenden digitalen Transformation. Ein inkrementelles, flussbasiertes Modell bietet hier die Möglichkeit, sowohl der Flexibilität des aktuellen Geschäftsklimas gerecht zu werden als auch eine kontinuierliche Transformation zu gewährleisten.«

Das Beratungsunternehmen Standish Group hat sich auf Primärforschung mit Schwerpunkt auf Qualität der Software-Entwicklung spezialisiert. Seine mehrjährige Studie auf Basis von aktuell über 50.000 Projekten zeigt, dass ein unendliches Flussmodell eine kontinuierliche Modernisierung gewährleistet und gleichzeitig die Kluft zwischen Projektmanagement und Bereitstellungsteams verkleinert. Diese Erkenntnisse stimmen mit den Ergebnissen einer aktuellen Studie von Micro Focus überein [3]. Demzufolge sind 92 Prozent der Kernanwendungen von strategischer Bedeutung und 70 Prozent der Befragten nennen ihre Modernisierung als bevorzugte Option.

Zentrale Ergebnisse der »Endless Modernization«-Studie:
  • Modernisierungsprojekte erzielen deutlich höhere Erfolgsquoten: Unternehmen, die eine Softwareanwendung ersetzt und bei Null angefangen haben, wiesen eine Erfolgsquote von 26 Prozent und eine Misserfolgsquote von 20 Prozent auf. Im Vergleich dazu erzielten Unternehmen, die sich statt des Austauschs für die Modernisierung einer bestehenden Anwendung entschieden, eine Erfolgsquote von 71 Prozent und wiesen lediglich eine Misserfolgsquote von 1 Prozent auf.

  • »Rip-and-Replace«-Projekte wenig erfolgreich: Nur 27 Prozent der Unternehmen, die sich für eine »Rip-and-Replace«-Strategie entschieden haben, erzielten eine hohe Rendite. 41 Prozent berichteten von einem niedrigen oder sehr niedrigen ROI (Return on Investment). Im Vergleich dazu erbrachte eine flussbasierte Modernisierungsmethodik im Durchschnitt eine doppelt so hohe Rendite wie andere Software-Entwicklungsansätze.

  • Modernisierung überzeugt gegenüber »Rip-and-Replace«: 45 Prozent der befragten Unternehmen, die ihre Anwendungssoftware komplett ersetzt haben, waren letztlich enttäuscht oder nicht zufrieden mit ihren Ergebnissen. Im Gegensatz dazu zeigten sich 55 Prozent der Unternehmen, die sich für Modernisierung entschieden haben, mit dem Ergebnis zufrieden.

  • Inkrementelle, flussbasierte Modernisierungsansätze erzielen bessere Ergebnisse: Unternehmen, die eine Reihe kleinerer Projekte, Mikroservices oder Mikroprojekte berücksichtigten, erzielten deutlich bessere Ergebnisse als solche, die auf ein einziges großes Modernisierungsprojekt setzten.

»Unternehmen erwarten heute mehr Wert, höhere Kundenzufriedenheit und niedrigere Kosten«, sagt Jim Johnson, Gründer der Standish Group. »Auf der Grundlage unserer umfangreichen Untersuchungen und Beobachtungen von Rollenmodellen sind wir überzeugt, dass der Wechsel zum unendlichen Flussprinzip alle drei dieser Forderungen erfüllt.«

Die digitale Transformation treibt den strategischen Wandel von Unternehmen weiter voran. Micro Focus unterstützt seine Kunden dabei, ihr Unternehmen weiterzuführen und umzugestalten, indem es ihre jeweiligen geschäftskritischen Anwendungen und Daten wiederverwendet und verbessert und so einen pragmatischeren, risikoärmeren und kostengünstigeren Modernisierungsansatz ermöglicht. Ein solcher inkrementeller Modernisierungsansatz, wie er von der Standish Group propagiert wird, bietet Unternehmen, die etablierte Kerngeschäftssysteme an die neuen Geschäftsanforderungen des digitalen Zeitalters anpassen wollen, nachweislich eine schnellere Wertschöpfung. Micro Focus unterstützt Unternehmen in diesem Prozess und bringt dabei seine Erfahrung und Lösungen zur Anwendungs-, Prozess- und Infrastrukturmodernisierung ein, um Innovationen ohne zusätzliche Kosten und Risiken zu ermöglichen.

[1] Nach Registrierung hier erhältlich: https://www.microfocus.com/en-us/assets/application-modernization-and-connectivity/continuous-modernization-boundless-business-value
[2] Kostenpflichtig: https://www.standishgroup.com/store/premium-membership-and-chaos-reports.html
[3] https://www.microfocus.com/en-us/assets/application-modernization-and-connectivity/modernization-reimagining-cobol-systems-for-the-digital-age
Weitere Informationen zur neuen Studie bietet ein Webinar am 9. Dezember mit dem Titel »Endless Modernization: How Infinite Flow Keeps Software Fresh« (Anmeldung). Die komplette Studie kann auf der Website von Micro Focus heruntergeladen werden.