Kampf gegen den Klimawandel – Unternehmen müssen sich jetzt auf neue Normen und Vorschriften einstellen

Die Klimakrise als Antreiber: Um sich nachhaltig, effizient und leistungsfähig aufzustellen, benötigen Unternehmen geeignete Technologien. Einen entscheidenden Schritt nach vorn tun diejenigen, die eine unternehmensübergreifende Konsolidierung sowie Analyse von Daten und Prozessen ermöglichen.

Eine einheitliche Datenbasis, der Einsatz von Cloud-Applikationen und intelligenten, KI-basierten Auswertungswerkzeugen, die Überwindung von Silo-artigen Strukturen – all das sind wichtige Faktoren nicht nur für die Optimierung des eigenen ökologischen Fußabdrucks, sondern auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Denn in Zukunft wird zum gesetzlichen Regelwerk gehören, dass Unternehmen ihre Partner entsprechend den Klimaschutzvorgaben wählen müssen.

Auf der jüngsten UN-Klimakonferenz (COP26) war die Wirtschaft stärker vertreten als je zuvor. Die Beteiligung und das Engagement sind von entscheidender Bedeutung, da Regierungen und internationale Normungsgremien daran arbeiten, Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu entwickeln. Derweil wirkt sich die Umsetzung der Klimapolitik in die Praxis nicht nur auf die Unternehmen aus, sondern hängt auch von ihnen ab.

Einige Unternehmen und Branchen werden ihre Arbeitsabläufe und manche sogar ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen, da die gesamte Lieferkette von Veränderungen betroffen sein wird. Beispiel Automotive-Branche: Automobilhersteller werden durch die Politik dazu angehalten, in großem Umfang in die Entwicklung und Herstellung von Elektrofahrzeugen zu investieren. Damit sich dies in vollem Umfang positiv auf die Umwelt auswirkt, müssen auch Energieunternehmen und Versorgungsbetriebe von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umsteigen – und diese Programme müssen parallel und einheitlich gemessen und koordiniert werden.

Staatliche Vorgaben ergänzen freiwillige Initiativen. Zwar bemühen sich viele Unternehmen bereits um eine nachhaltige Betriebsführung, doch geschieht dies meist auf freiwilliger Basis und unter Verwendung unterschiedlicher Messverfahren. Das Fehlen echter gemeinsamer, branchenübergreifender Standards stellt eine Herausforderung dar. Auf der COP26 kündigte die International Financial Reporting Standards Foundation die Gründung des International Sustainability Standards Board (ISSB) an, das die Vielzahl bestehender freiwilliger Leitlinien konsolidieren wird. Ziel ist es, den Unternehmen Leitplanken von globaler Konsistenz und Klarheit an die Hand zu geben, damit sie ihre Tätigkeiten im Hinblick auf Nachhaltigkeit optimieren können. 

Die globalen Nachhaltigkeitsstandards, die bis Ende 2022 veröffentlicht werden sollen, ebnen auch den Weg für umfassende Innovationen. Von Technologieunternehmen wird erwartet, dass sie Werkzeuge und Know-how bereitstellen, die von Unternehmen benötigt werden, um ihre Leistung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (Environmental, Social, Governance; ESG) zu überwachen, zu messen und zu verbessern.

Tiefgreifende Änderungen durch neue Nachweispflichten. Die Fähigkeit, eine standardkonforme ESG-Leistung nachzuweisen, wird für Unternehmen zur Voraussetzung für Partnerschaften, Verkäufe, Verträge, Investitionen und Finanzierungen. In der Europäischen Union gilt bereits eine Pflicht zur Niederlegung eines Nachhaltigkeitsberichts für kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter [1]. Weltweit werden immer mehr Regierungen von Unternehmen verlangen, regelmäßig über ihre CSR- und ESG-Standards zu berichten, so wie börsennotierte Unternehmen es bei ihren Finanzdaten bereits seit Jahrzehnten tun müssen. Parallel dazu setzen sich immer mehr Regierungen Ziele, um den Klimawandel zu bekämpfen. Die sich daraus ergebenden Vorschriften werden sich drastisch auf die Unternehmen und die globalen Lieferketten auswirken. Folgen werden voraussichtlich formale Standards und Kontrollkriterien, nach deren Maßgabe die zahlreichen Netzwerke von Zulieferern, Herstellern, Partnern und Logistikanbietern ihre Abläufe ändern müssen, um die Ziele zu erreichen – unabhängig davon, wo sie tätig sind.

Grundlagen schon jetzt schaffen. Wenngleich es noch fast ein Jahr bis zur Veröffentlichung der ISSB-Standards ist, sollten Unternehmen schon jetzt mit den Vorbereitungen beginnen [2]. Zurzeit verfügen einige von ihnen noch nicht über Technologien zur Erfassung der erforderlichen ESG-Daten. Sie müssten diese manuell aus mehreren separaten Systemen abrufen, durch verschiedene Datenmodelle sortieren und die Informationen konsolidieren – nicht selten in einer Excel-Datei. Um ein solches mühsames und fehleranfälliges Prozedere zu umgehen, sollten sich die Unternehmen lieber darauf konzentrieren, ihr Datenökosystem auf die neuen Anforderungen abzustimmen. Die derzeit existierenden Protokolle bieten dafür eine vernünftige Ausgangsbasis.

Hilfreich im Change-Prozess kann die Einführung moderner ERP- und EPM-Systeme sein, mit deren Hilfe sich Betriebe auf mehr Nachhaltigkeit hin trimmen lassen. Entsprechende Lösungen bieten Unternehmensentscheidern eine verbesserte Transparenz durch eine einzige, übergreifende Ansicht für Unternehmensprozesse, Warenströme, Ressourceneinsatz sowie die Nutzung von Assets. Die zusätzliche Sichtbarkeit bietet Erkenntnisse beispielsweise für eine rationalisierte Logistik und den Warentransport. Das wiederum fördert das Verständnis der Umweltauswirkungen, wodurch bessere Entscheidungen getroffen werden können, die die Umwelt schonen und dabei helfen, Zeit und Geld zu sparen.

Zum entscheidenden Faktor wird abermals Flexibilität – als Eigenschaft der Technologie selbst und der Anwender. Denn insbesondere diejenigen, die sich schnell anpassen und bewegen können, sind klar im Vorteil. Wer in der Lage ist, die aus diesen Daten gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, findet am ehesten seinen Weg, durch die sich verändernde Umwelt- und Regulierungslandschaft. Doch egal, für welche Strategie sich ein Unternehmen entscheidet: Letztlich müssen sich alle auf eine neue Ära einstellen und die damit verbundene Chance nutzen, den Wandel gemeinsam voranzutreiben, den die Menschheit zum Überleben braucht.

 


Jon S. Chorley,
Chief Sustainability Officer
von Oracle

 

[1] https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/company-reporting-and-auditing/company-reporting/corporate-sustainability-reporting_de
[2] https://www2.deloitte.com/ie/en/pages/sustainablity/articles/corporate-sustainability-reporting-directive.html

 

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