Mediation als Lösungsstrategie für unternehmerische Differenzen

Illustration Absmeier foto freepik

Erst Anfang des Jahres zeigten die Differenzen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, dass öffentlich ausgetragene Streitigkeiten nicht im Sinne des Unternehmens und der Wirtschaft sind. Während sich beide Seiten in mehreren Verhandlungsrunden kaum auf einen Konsens in Bezug auf die Wochenarbeitsstunden sowie eine Entgelterhöhung einigen konnten, stand der Zugverkehr in ganz Deutschland immer wieder still. In der dynamischen Arbeitswelt von heute bildet die Fähigkeit, Konflikte auf konstruktiver Basis zu lösen, einen entscheidenden Faktor für den Erfolg. Gerade auch im unternehmerischen Kontext gewinnt somit das Thema Mediation immer mehr an Bedeutung – egal ob bei Verhandlungen mit einzelnen Angestellten, Dienstleistern oder externen Partnern.

»Mit einer entsprechenden Begleitung und Unterstützung können viele scheinbar explosionsartig aufkochende Konflikte schon im Vorfeld und ohne einen großen finanziellen Schaden oder die Verunglimpfung der eigenen Marke geregelt werden«, weiß Ralf Elcheroth, Geschäftsführer der Negtar GmbH sowie Experte für Mediation und Verhandlungen. Ausgetragen auf dem Rücken der Gesellschaft bildet diese Verhandlung nur einen kleinen Einblick in das große Problem – in Deutschland fehlt es oft an einer entsprechend guten Mediation.

 

Klare Rollenverteilung

Dabei besteht die Aufgabe einer Mediatorin oder eines Mediators grundlegend immer darin, zwischen den entsprechenden Konfliktparteien zu vermitteln, damit es schlussendlich nicht zu einem Rechtsstreit vor Gericht kommen muss. So kann im Vorfeld unter anderem festgehalten werden, dass keine der beiden Parteien während des fortlaufenden Prozesses eine Klage zu diesem Konflikt einreichen darf.

»Im Zuge der eigentlichen Mediation arbeiten die Zuständigen in Zusammenarbeit mit den Betroffenen die verschiedenen Ansichten, Wertungen und Hintergründe des Konflikts heraus. Dabei leitet die Mediatorin oder der Mediator nur das Gespräch und nimmt neben der Vermittlung ansonsten keine aktive Rolle ein«, verdeutlicht der Experte.

Diese Schritte sollen im besten Fall ein Gerichtsverfahren vermeiden und den Konflikt nicht ausufern lassen. Zudem erweist sich die Mediation im Vergleich oftmals als kostengünstiger und zeitsparend, gerade bei anhaltenden oder wiederkehrenden Differenzen zwischen zwei Gruppen.

 

Schritt vorwärts statt zurück

Gerade bei Differenzen zwischen Arbeitgebern und Angestellten lohnt es sich erst einmal, beide Seiten an einen Tisch zu holen, um Schwierigkeiten dort zu besprechen, bevor diese durch Klagen oder anhaltende Streiks in schwerwiegenden Arbeitskämpfen enden. Des Weiteren zeigt sich der Nutzen von Mediation im Unternehmensumfeld auch bei internen Konflikten zwischen Mitarbeitern und ihren Abteilungsleitern. Nicht selten entstehen solche Konflikte aufgrund von Missverständnissen, unklaren Kommunikationswegen oder unterschiedlichen Interessenlagen.

Elcheroth hebt hervor: »So erweist sich die Förderung von Mediation im Unternehmensumfeld nicht nur als ein Mittel zur Konfliktlösung, sondern führt auch zu einer anhaltenden Stärkung der Unternehmenskultur und Förderung einer konstruktiven Zusammenarbeit. Davon kann der Betrieb auch bei der Produktivität und der Attraktivität bei jüngeren Bewerberinnen und Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt punkten.«

 

Mit Einfühlungsvermögen zum Erfolg

Ein weiterer Aspekt, der die Bedeutung von Mediation unterstreicht, ist die zunehmende Komplexität von Geschäftsprozessen und die Globalisierung der Wirtschaft. Unternehmen sind heute mit einer Vielzahl von Stakeholdern und unterschiedlichen Interessen konfrontiert, was die Wahrscheinlichkeit von Konflikten weiter erhöht.

»Mediation bietet hier einen flexiblen und anpassungsfähigen Ansatz, um auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen verschiedener Gruppierungen einzugehen. Gerade auch im internationalen Unternehmensumfeld kann Mediation daher von großer Bedeutung sein, um die bestehenden Geschäftsbeziehungen nicht durch langwierige und kostspielige internationale Rechtsstreitigkeiten zu gefährden«, weiß der Experte.

Natürlich gehören Arbeitskämpfe in der heutigen wirtschaftlichen Situation dazu und lassen sich durch Mediation auch nicht komplett abschaffen. Durch den präzisen Einsatz können manche Konflikte jedoch frühzeitig und konstruktiv gelöst werden, bevor sie eskalieren und größeren Schaden anrichten. Unternehmen sollten daher verstärkt auf Mediationsverfahren setzen und diese als integralen Bestandteil ihres Konfliktmanagementsystems etablieren.

Weitere Informationen unter www.negtar.de

 

Gesundes Business im Wandel – Gesundheit und Stabilität für das Unternehmen Mensch?

Wie wir durch KI und Co. unseren Verstand vergessen oder gar verlieren … Während die Technik an Fahrt aufnimmt, entwickelt sich der Mensch eher rückläufig. Ein Schelm, der hier jetzt Böses denkt.

Sind unsere Unternehmen wirklich so gesund oder stehen sie näher am Abgrund, als sie es sich eingestehen wollen? Ich höre und lese immer wieder von großartigen Philosophien in Betrieben, selbstredend von hervorragenden Vorgesetzten, die alles im Griff haben, ihre Teams fördern, und, mit feinsäuberlicher Raffinesse Frust in der Belegschaft, Fluktuation und exorbitant hohe Krankenstände totschweigen.

Dabei setzt sich Erfolg heute aus der Verbindung von mentalpsychologischen und physischen Eigenschaften des Menschen und seiner Handlungs- und Veränderungsbereitschaft zusammen. Nicht aber aus KI-funktionalem Mindset oder gehorsamer Unterdrückung. Unternehmenserfolg und persönliche Gesundheit setzen das Verständnis eines vielschichtigen Themenkomplexes voraus. Führung übernehmen und etwas verändern wollen viele. Vielleicht sogar zu viele. Im digitalen Zeitalter müssen Unternehmen zugleich vernetzt, mobil, schnell und erfolgreich agieren.

Dazu wäre es von Vorteil, bereits heute dem Zeitalter voraus zu denken und die Arbeitswelt von Morgen zu konkretisieren. Alles Schwadronieren um Nichts, nützt auch nichts. Denn unsere Digital Natives haben die Arbeitswelt längst erobert, in ihren zahlreichen alternativen Ansätzen; sie nehmen erheblichen Einfluss auf das Unternehmen der Zukunft. Aufstieg und Fall stehen heute in unmittelbarem Zusammenhang mit der täglichen Bereitschaft, sich allen Herausforderungen zu stellen. Rosinenpicken hat mit moderner Philosophie und Wertegeschwafel in Betrieben nichts zu tun. Die Hürde, die wir alle nehmen müssen, ist eine neue Denkweise zu entwickeln, mit neuen Inhalten und Perspektiven, die frei ist von den »Giften« der Vergangenheit. Antiquierte Programmierungen unseres Geistes, mit der Unternehmen auch heute noch vielfach geführt werden, müssen wir ablegen, um eine saubere neue Zukunft zu erschaffen, die echte Perspektiven schafft.

Genau hier entsteht in zahlreichen Zweigen unserer Gesellschaft schon ein Konflikt. Der kritische Blick hinter die eigentliche Sache, ist kein einfacher. Während Sie mich, liebe Leserin, lieber Leser, nach der Uhrzeit fragen, stelle ich mir die Frage, was Zeit eigentlich ist; während Ihr Vorgesetzter Ihnen unterstellen wird, dass Sie früher Feierabend machen wollen und Sie eigentlich nur wissen wollten, wie spät es tatsächlich gerade ist. Vielleicht fragen Sie das nächste Mal besser die KI.

Was ich in Betrieben, Gesellschaft und Politik zunehmend wahrnehme, ist eine überhitzte Kommunikation, die Gemüter weder besänftigt noch irgendeinen Nutzen hervorbringt. Ich persönlich halte die zunehmende scharfe Form von Gesprächen für kritisch. Das Bedürfnis nach Werten in der Gesellschaft ist erstaunlicherweise groß. Man könnte sagen, die Nachfrage nach philosophischen Ansätzen boomt. Philosophie als Solches aber braucht Zeit. Zeit zum Nachdenken. Zeit, sich eine Meinung zu bilden. Eine Meinung haben ist gut. Meinungen existieren viele. Eine fundierte Meinung aber heißt, sich eine begründete Meinung zu bilden, das braucht ein umfangreiches Wissen, analytische Fähigkeiten, Gesprächsbereitschaft und Erfahrung, die Komplexität unterschiedlicher Wahrnehmungen und Bedürfnisse auf den Punkt zu bringen.

Die aktuellen Themen, die unsere Existenz auf den Kopf zu stellen scheinen, überlagen und überfordern bisweilen. Woran liegt das? In unsicheren Zeiten suchen wir Halt, einen stabilen Arbeitsplatz, Nähe, finanzielle Stabilität, und stellen doch fest, wie unterschiedlich Menschen, auch in ihren Absichten, tatsächlich sind. Anspannungen, die sich auf verschiedenen Wegen Ausdruck verleihen, sind die Folge. Kaum einer nimmt sich die Zeit, für echten Dialog oder fürs Zuhören.

Was zeichnet einen guten Dialog aus? Ich persönlich habe festgestellt, dass es manchmal wichtig ist, weniger Termine zu haben, um viel Zeit, mit Menschen verbringen zu können, die man liebt oder die für einen arbeiten. Das wiederum bedeutet, sich kritisch selbst zu hinterfragen und sich aktiv mit sich und seinem Wesen auseinanderzusetzen.

Sich selbst infrage stellen zu können, ist die Grundvoraussetzung für innovatives und wertschätzendes Miteinander, sowie ein gesundes Betriebsklima. Insofern können wertebasierte oder philosophische Ansätze das Leben komplizierter und leichter zugleich machen.

Liebe Unternehmerinnen, Liebe Unternehmer, Philosophie stellt viele Fragen, trifft Unterscheidungen, ohne zu moralisieren. Philosophie macht das Leben bunter und reicher. Geisteswissenschaftlich ergründet die Philosophie neue Themenfelder, die Menschen ethisch führen, sie leiten. Der moralische Zeigefinger auf die Belegschaft, wird Ihnen keinen Nährboden für gesundes Wachstum bringen. Großartige Teams entstehen nur durch großartige Chefs. Das Wissen für die Lösungen von Herausforderungen sitzt dabei direkt vor Ihrer Nase: Ihre Mitarbeitenden. Wer sonst sollte Ihnen unvergleichbare Insiderperspektiven bieten, seinen eigenen Erfahrungsschatz gepaart mit unverzichtbarem Praxiswissen einbringen. Ihre Mitarbeitenden kennen die Problemfelder und Störmechanismen, die mit vereinten Kräften effizient behoben werden könn(t)en. Nutzen Sie die Kreativität und das Potenzial Ihrer eigenen Leute und sparen Sie ganz nebenbei Unsummen von Beraterhonoraren oder Ausgaben für künstliche Intelligenzen an der falschen Stelle. Das Einbeziehen Ihrer eigenen Leute in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse, schätzt deren Meinung. Ich stelle mir oft die Frage, warum viele Betriebe dieses grenzenlose Potenzial nicht nutzen. Vielleicht, weil es mit Introspektion der Führungskraft zu tun hat. Sie müssen selbst in der Lage sein, die Weichen zu stellen, für eine offene, das heißt ehrliche und vorurteilsfreie Problem- und Konfliktlösungskultur zu sorgen. Vielleicht ist es auch bequemer, unbequemes der künstlichen Intelligenz zu übertragen, schließlich widerspricht sie nicht, zeigt keine Emotionen, bleibt sachlich nüchtern, solange wir ihr keine Hassbotschaften implizieren. Und dennoch führen die künstlichen Systeme, die wir geschaffen haben zur Verknappung und Verrohung unseres Miteinanders. Piktogramme zum Beispiel sind Wegweiser, die helfen, sich in der internationalen Welt zurecht zu finden. Die Kurzdarstellung von Sachverhalten, ob in Bildern oder Kurztexten, wie auf Social-Media-Kanälen, oder das Schweigen von Führungskräften, bergen hingegen die Gefahr von Missverständnissen durch Unklarheit und zu viel Interpretationsspielraum.

Wir müssen uns in der Komplexität unserer Zeit, wieder Zeit nehmen. Zeit für Introspektion kann helfen, an sich zu arbeiten im herkömmlichen Sinne. Selbstoptimierung richtig verstanden, als Person, die Luft und Spannung noch oben hat, ist etwas Wunderbares. Selbstoptimierung, wie sie heute – auch in Unternehmen zur Persönlichkeitsentwicklung – verstanden und praktiziert wird, gleicht der Selbstzerstörung.

 

 

Wichtig sind gute Gespräche; Gespräche nicht einfach nur zu führen, sondern sie zu entwickeln. Neugierig und offen in ein Gespräch einzusteigen, ist die hohe Kunst des Dialogs; in die Tiefe gehen, nicht ausfransen, nicht von Thema zu Thema hüpfen. Im Gespräch und Thema vorankommen ist das Gebot eines wertvollen Gesprächs und eines stabilen Fundaments für Wachstum. Am Ende muss bei allen Gesprächspartnern immens viel an Mehr an Wissen, Erkenntnissen, Ideen und Lösungen herauskommen.

Es braucht nicht viel dazu, und doch alles:

  • Klare Vision
    Ein guter Leader hat eine klare Vision, lädt dazu ein, dieser zu folgen und kommuniziert sie ehrlich, leidenschaftlich und kompetent.
  • Empathie
    Wertschätzung und Einfühlungsvermögen gegenüber allen Teammitgliedern fördern Vertrauen, Zusammenarbeit und Zusammenhalt.
  • Kommunikation
    Effektive Kommunikation ist unabdingbar, um Missverständnisse zu vermeiden und den Teamspirit zu vertiefen; ohne versteckte und subtile Fallstricke.
  • Vorbild
    Leader gehen mit gutem Beispiel voran und predigen Werte nicht nur, sondern sie selbst verkörpern diese aktiv. Bleiben moderne Ansätze inhaltslose Phrasen oder dienen lediglich als schöne Schmuckstücke auf der Homepage, werden Zwietracht und Konkurrenz im Team gefördert.
  • Feedback
  • Nur durch konstruktives Feedback kann sich jeder weiterentwickeln. Ständiges Draufhauen oder Schleifen an der Persönlichkeit, haben mit konstruktivem Feedback nichts zu tun und treiben Mitarbeitende in die Flucht.
  • Verantwortung
    »Verantwortung ist kein Wanderpokal« (Zitat: Carsten Maschmeyer). Der Leader trägt die Verantwortung für alle Erfolge und Misserfolge. Nicht der Mitarbeitende.
  • Entscheidungen
    Echte Leader treffen auch in schwierigen Situationen Entscheidungen und übertragen sie nicht auf ihre Mannschaft.
  • Professionalität
    Der gute Leader ist Menschenkenner und setzt seine Leute entsprechend ihren Stärken ein und fördert diese. Wer Potenzial an den Schwächen misst, hat in der Führungsriege nichts zu suchen.
  • Zuhören
    Gute Leader hören zu. Zuhören, ohne zu interpretieren, ist und bleibt die Königsdisziplin der Kommunikation. Das müssen viele wieder lernen. Wer ganz bei sich ist, ist immer näher beim anderen.

Mehr Macht, mehr Besitz, mehr Umsatz, weiter wie bisher, ist die alt einhergebrachte, von Gier getriebene Lebensmaxime, die keine Zukunftsfragen beantworten werden wird. Der Preis, den die Menschheit weltweit dafür zu zahlen haben wird, ist jetzt schon sehr hoch.

Neues Denken und neues Handeln sind erforderlich, um künftig krisensicher, erfolgreich und gesund am Markt bestehen zu können. Handeln statt Behandeln ist hier das Gebot. Das menschliche Ökosystem sowie das Ökosystem eines Unternehmens beeinflussen unser Gehirn, und damit neuronale Fähigkeiten, unser Verhalten, unsere Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit. Die Komplexität von Zusammenhängen und Wirkrichtungen emotionaler, psychologischer und neurologischer Bewegungen in Körpersystemen sowie politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen nehmen erheblichen Einfluss auf unseren Erfolg und unser aller Zukunft. Geben wir der menschlichen Intelligenz wieder mehr Raum.

 


Gabi Claudia Stratmann,
Business-Philosophin,
Gesellschaftstheoretikerin,
Autorin

 

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