Die Reichen werden immer reicher und die Superreichen häufen so viel Vermögen an, dass die Mittelschicht langsam verschwindet und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird: Ein gesellschaftliches Albtraumszenario, vor dem sich viele fürchten. In der Realität überschätzen die Deutschen jedoch das Vermögen ihrer wohlhabendsten Mitbürger stark. Während die Bevölkerung davon ausgeht, dass die reichsten 1 Prozent in Deutschland 59 Prozent des gesamten Privatvermögens besitzen, sind es in Wahrheit »nur« 30 Prozent. Wenn es nach der Meinung der Deutschen geht, sind jedoch auch diese 30 Prozent noch zu viel. Die Bevölkerung hierzulande ist der Ansicht, dass die Reichsten lediglich in Besitz von 18 Prozent des privaten Haushaltsvermögens sein sollte. Dies ergab eine durch das internationale Marktforschungsinstitut Ipsos durchgeführte repräsentative Studie unter 25.556 Befragten in 33 Ländern [1].
Reichtum der Wohlhabenden gerade in Industrieländern überschätzt
Nicht nur in Deutschland wird das Vermögen der Reichen zu hoch eingeschätzt, gerade in Industrienationen ist dies häufig der Fall. Mit 36 Prozentpunkten überschätzt Großbritannien den finanziellen Besitz der reichsten »Ein Prozent« dabei am stärksten. Der Durchschnitt der Briten geht davon aus, dass die Vermögendsten des Landes 59 Prozent des gesamten privaten Vermögens besitzen, dabei sind es in der Realität »nur« 23 Prozent. Auch die Franzosen und Australier überschätzen sich mit jeweils durchschnittlich 33 Prozentpunkten stark (56 % zu 23 % und 54 % zu 21 %).
Ein ganz anderes Bild von der Vermögensverteilung in ihrem Land haben hingegen die Russen. Sie gehen davon aus, dass ihre reichsten Bürger in Besitz von 53 Prozent des privaten Haushaltsvermögens sind. Tatsächlich besitzt das wohlhabendste eine Prozent der Russen jedoch 70 Prozent des Geldes. Auch in Peru wird der Reichtum der Besserverdiener mit 15 Prozentpunkten stark unterschätzt (32 % zu 47 %).
Russen und Türken am unzufriedensten mit der Vermögensverteilung
Auch wenn viele Nationen das Vermögen ihrer reichsten Bürger überschätzen, herrscht rund um den Globus der Konsens, dass die reichsten 1 Prozent nicht so viel besitzen sollten, wie sie es in der Realität tun. Im internationalen Vergleich von 33 Ländern, sind lediglich die Neuseeländer, Japaner, Franzosen, Australier, Italiener und Kanadier der Ansicht, dass ihre Topverdiener mehr des privaten Haushaltsvermögens besitzen sollten, als dies aktuell der Fall ist. Alle anderen Nationen sind entgegengesetzter Meinung. Am unzufriedensten mit der aktuellen Verteilung des Vermögens in ihrem Land sind dabei die Russen. Aus ihrer Sicht sollten die reichsten 1 Prozent nur 23 Prozent des privaten Haushaltsvermögens ihr Eigen nennen, während die Superreichen in der Realität 70 Prozent davon besitzen. Auch die Türken wünschen sich eine andere Vermögensverteilung und denken, dass die Vermögendsten unter ihnen lediglich 21 Prozent der vorhandenen Finanzmittel besitzen sollten, während es in Wirklichkeit 54 Prozent sind.
[1] Diese Ergebnisse stammen aus der Ipsos Mori Studie »Perils of Perception«, die Ende 2015 durchgeführt wurde. Für die Studie wurde eine internationale Stichprobe von 25.556 Erwachsenen befragt. Insgesamt wurde die Studie in 33 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Montenegro, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Peru, Polen, Russland, Saudi Arabien, Schweden, Serbien, Südafrika, Südkorea, Spanien, Türkei, Ungarn, USA. Pro Land wurden ca. 500 Personen über das Ipsos Online Panel befragt, mit der Ausnahme von Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Schweden, Serbien, Spanien und den USA, wo jeweils ca. 1000 Personen befragt wurden. In Irland, Serbien und Montenegro wurden die Befragungen nicht online durchgeführt. In Irland wurde die Studie telefonisch, in Serbien und Montenegro persönlich erhoben. Die Daten wurden anhand der jeweils aktuellsten Zensusdaten nach demographischen Merkmalen gewichtet, um eine Annäherung an die Grundgesamtheit zu gewährleisten.
Quelle für die »wirklichen Zahlen« sind überwiegend amtliche Statistiken der Erhebungsländer. In Deutschland stammen die Daten über das Vermögensthema aus dem »Global Wealth Databook 2014« der Credit Suisse.