Webbrowser sind enormes Risiko für Unternehmen

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Browser haben sich seit den frühen Tagen des Internets enorm entwickelt. Waren die ersten Versionen von Explorer und Navigator nur darauf ausgelegt Webseiten anzuzeigen, sind heutige Browser wahre Tausendsassa. Sie speichern den Verlauf, Passwörter, Kreditkartendaten und viele weitere Informationen – die so jedoch auch Kriminellen in die Hände fallen können.

Eine neue Untersuchung von Exabeam zeigt, dass Angreifer eine große Menge gespeicherter, persönlich identifizierbarer Daten in Webbrowsern – einschließlich Google Chrome und Firefox – mit relativ einfachen Malware-Attacken missbrauchen können.

 

Hacker erstellen Web-Dossier

Greift ein Nutzer auf das Internet zu, werden seine Daten von Webseiten-Entwicklern und Werbetreibenden verwendet, um das Surferlebnis anzupassen, den Standort zu verfolgen und die Wirkung von Werbung zu maximieren. Diese Informationen werden oft im Webbrowser gespeichert und stellen nicht nur ein großes Risiko für Verbrauchskunden dar, sondern auch für Unternehmen, da Nutzer ja auch von ihrem Unternehmensrechner auf das Internet zugreifen und unter Umständen Unternehmensdaten im Rahmen ihrer Aufgaben nutzen. So können unter Umständen Firmenkundendaten abgegriffen und in einigen Fällen Bankkontonummern wiederhergestellt werden. Darüber hinaus können Kriminelle beispielsweise feststellen, wann ein Mitarbeiter in der Regel am Arbeitsplatz und wann er zu Hause ist. Der Zugriff auf den Browser-Verlauf des Mitarbeiters zeigt Angreifern gegebenenfalls auch dessen persönliche Interessen oder Details aus dem Privatleben. Informationen wie beispielsweise Hobbys oder Kindernamen können anschließend als Anhaltspunkte verwendet werden, um Passwörter zu erraten. Im Extremfall kann ein Angreifer auch sensible personenbezogene Daten verwenden, um einen Mitarbeiter zu erpressen.

Um komplexe Angriffe vorzubereiten, gehen Hacker jedoch noch einen Schritt weiter: um ein genaues Bild über Gewohnheiten und Aktivitäten eines Mitarbeiters zu gewinnen, legen Hacker sogenannte Web-Dossiers an, die aus den gesammelten Browser-Daten einer Person erstellt werden können. Und an diese Browser-Daten zu gelangen, ist gar nicht so schwierig, wie man es vermuten möchte.

 

Spionage mit Malware in lokalen Browserdateien

Für Cyberkriminelle reicht einfach zu handhabende und leicht verfügbare Malware aus, um auf die in Webbrowsern gespeicherten Daten zuzugreifen. Hierzu zählen besuchte Webseiten inklusive URL, Seitentitel und Zeitstempel, HTTP-Cookies, LocalStorage, eingeführt mit HTML5, Daten des Passwortmanagers, Browser-Cache und Daten, die automatisch ausgefüllt werden.

Bei einem Test von tausend der beliebtesten Websites, darunter Facebook, Google Mail, Amazon, Instagram und PayPal, fand Exabeam die persönlichen Daten der Benutzer, die lokal und im Webbrowser des Computers in den oben genannten Formaten gespeichert wurden. Potenziell gilt dies auch für sensible Unternehmensinformationen, einschließlich Konto-Benutzernamen, zugehörige E-Mail-Adressen, Suchbegriffe, Titel der angezeigten E-Mails und Dokumente und heruntergeladene Dateien und Standortdaten. Durch die Überprüfung der gespeicherten Anmeldeinformationen war Exabeam auch in der Lage, gespeicherte Passwörter für alle getesteten Websites zu extrahieren. Dies ist keine Schwäche der Websites selbst, sondern der Standard-Passwortmanager von Webbrowsern.

Exabeam verwendete OpenWPM, ein auf Firefox basierendes Framework zur Messung der Privatsphäre (mit einigen Änderungen), das sich auf die Analyse von Geräte- und Benutzer-Geolokalisierungs konzentrierte. Außerdem wurden Benutzerkonten und -aktionen, wie das Erstellen von Konten, die Anmeldung sowie das Ausführen relevanter Aktionen getestet, um festzustellen, welche Informationen in den lokalen Browserdateien zu finden sind.

Die Entwicklung von Malware zur Erfassung dieser Informationen ist sehr einfach. Varianten, darunter die Ransomware-Familien Cerber, Kriptovor und CryptXXX, gibt es seit Jahren. Das kostenlose NirSoft-Tool WebBrowserPassView gibt gespeicherte Passwörter aus Webbrowsern aus – und das, obwohl es angeblich dazu gedacht ist, Benutzern zu helfen, ihre eigenen Passwörter wiederherzustellen.

Für viele Unternehmen besteht ein zusätzliches Sicherheitsrisiko: Gemeinsam genutzte Computer und Arbeitsbereiche. Wenn ein Computer entsperrt ist, können in Sekundenschnelle Browserdaten zur Analyse extrahiert und Malware entweder über einen USB-Anschluss oder einen bösartigen Link eingefügt werden.

 

Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen können

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, um Mitarbeiter und Unternehmen vor der Bedrohung durch Webbrowser-Informationen zu schützen. Da die größte Bedrohung von Kriminellen ausgeht, die über Malware auf Browserdaten zugreifen, ist es am wichtigsten, sicherzustellen, dass auf Firmengeräten Antivirensoftware ausgeführt wird. Dies sollte den Großteil der Malware stoppen, die auf die Erfassung von Webbrowser-Daten abzielt.

Viele gehen davon aus, dass Passwörter im Browser sicher gespeichert sind. Zwar verschlüsseln Browser die gespeicherten Passwörter, doch sie werden bei ihrer Verwendung entschlüsselt und können dabei von jedem Prozess aufgerufen werden. Browser verwenden häufig Host-Betriebssystem-APIs, um gespeicherte Passwörter zu schützen, und der Zugriff auf diese ist nicht exklusiv für den Browser. Diesen Umstand nutzen beispielsweise das NirSoft-Tool und verschiedene Malware-Programme aus.

Die Verwendung eines Passwortmanagers von einem Drittanbieter kann eine zusätzliche Sicherheitsebene bieten. Ein solcher Passwortmanager ist in der Regel für Angreifer schwieriger zugänglich als die integrierten Browser-Passwortmanager. Aber obwohl diese Drittanbieter-Passwortmanager oft erweiterte Funktionen bieten, die eine bessere Passwortpraxis des Benutzers fördert, können auch diese Anwendungen Schwachstellen aufweisen. Für Cloud-basierte Passwortmanager senden Mitarbeiter Passwortinformationen aus dem Unternehmen an einen Dritten, was zusätzliche Sicherheits- und Vertraulichkeitsbedenken aufwirft.

 

Browsereinstellungen anpassen und Mitarbeiter schulen

Eine Reihe von Maßnahmen kann zusätzlichen Schutz bieten, beeinträchtigt aber auch das Surfen im Netz. Unternehmen können die Browsereinstellungen ihrer Mitarbeiter ändern, um deren Privatsphäre besser zu schützen: Wird beispielsweise den Incognito-Modus von Google Chrome verwendet, werden nur sehr wenige Informationen lokal gespeichert. Dies bedeutet weniger Informationen für Hacker, aber im Gegenzug auch weniger maßgeschneiderte Websites und sehr wenige relevante Browsing-Vorschläge. Auch das Deaktivieren von HTTP-Cookies lässt weniger Spielraum für Datenmissbrauch durch Angreifer, verursacht jedoch auf vielen Websites Probleme, insbesondere wenn sie eine Anmeldung erfordern.

Eine effektive Methode ist es, Mitarbeiter zu ermutigen, regelmäßig entweder alle oder ausgewählte Browserverläufe zu löschen. Das bedeutet zwar, dass weniger Informationen für den Browser zur Verfügung stehen, um Web-Vorschläge zu liefern und bereits besuchte Webseiten wiederzufinden, aber die Menge der für Angreifer verfügbaren Daten wird dadurch deutlich reduziert.

Ein Großteil der durch den Browser gesammelten Informationen zielt darauf ab, das Surfen im Internet zu erleichtern, aber diese Daten können von Kriminellen aggregiert und missbraucht werden, um Profile über Mitarbeiter und das Unternehmen als Ganzes zu erstellen. Zwar können Organisationen verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Risiken zu minimieren, doch keine dieser Lösungen bietet absolute Sicherheit. Deshalb ist es wichtig, dass auch der Endgeräteschutz gewährleistet ist und die Geräte nicht im öffentlichen Raum freigeschaltet werden. Ein weiteres Schlüsselkriterium im Kampf gegen Angreifer sind Bewusstsein und Aufklärung: Der Schutz durch wachsame Mitarbeiter ist einer der Security-Grundpfeiler für jedes Unternehmen.

Ryna Benson, Senior Threat Researcher bei Exabeam

 


 

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