Apple drängt auf höhere Einnahmen durch Werbung

Illustration: Absmeier Pexels

Eigentlich galt Apple lange als etablierter Hersteller von Hardware mit eigener, perfekt darauf abgestimmter Software. Doch der Konzern möchte zunehmend in den lukrativen Werbemarkt drängen, der sonst von Google (Alphabet), Facebook (Meta) und Amazon dominiert wird. Dafür möchte Apple zunehmend neue und attraktive Wege erschließen, mit denen Unternehmen gezielt Anzeigen an die Nutzer schalten können.

Schließlich greifen diese jeden Tag auf unzählige Dienste des Konzerns zurück und binden diese sinnvoll in ihren Alltag ein. Sie schreiben täglich Millionen von Nachrichten oder schauen sich auf der eigenen Streaming-Plattform die exklusiven Inhalte an. Auch das Spielen im Casino online wird immer beliebter und funktioniert sogar von allen Geräten aus.

 

Werbung ist für Apple kein komplett neuer Bereich

Apple verkauft bereits seit 2016 Anzeigen in den Apple News und im App Store, hat aber in den letzten Monaten eine neue Entschlossenheit gezeigt, in eine von Google, Meta und Amazon dominierte Branche einzudringen. Im Juni erweiterte Apple die Möglichkeiten für Unternehmen, Anzeigen auf der Startseite des App Store kaufen und direkt bezahlen zu können.

Im August deuteten Stellenausschreibungen von Apple darauf hin, dass das Unternehmen eine Plattform aufbaut, über die Anzeigen gebucht werden können, die über Apple-Produkte an Kunden ausgeliefert werden. Kurz darauf tauchten Berichte auf, dass Apple potenzielle Käufer für Werbung auf Apple TV+ umwirbt. In welcher Form diese Anzeigen geschaltet werden sollen, etwa als Spots wie bei YouTube oder als traditionelle TV-Werbung, ist aber noch unklar.

All diese Schritte deuten darauf hin, dass die Nutzer von Apple mehr Werbung in den Diensten sehen werden und dass das Unternehmen in einen direkteren Wettbewerb mit werbefinanzierten Konkurrenten wie Google und Meta treten wird. Schließlich hat der Konzern bereits eine breite Nutzerbasis, die oft in das ganze Ökosystem vollständig integriert ist.

 

Apple sucht nach Diversifizierung seiner Umsätze

Da sich Smartphone-Innovationen kaum noch finden lassen und die Verkaufszahlen rückläufig sind, macht es auch Sinn, dass Apple nach alternativen Einnahmequellen sucht. Das expandierende Abonnementgeschäft des Unternehmens in den Bereichen Nachrichten, Videostreaming und Fitness zielt auf das gleiche Unternehmensbedürfnis nach Wachstum ab.

Apple könnte sich dabei teilweise vom Erfolg des Anzeigengeschäfts von Amazon inspirieren lassen, bei dem neben den Suchergebnissen auch Anzeigen für Produkte eingeblendet werden. Dieses Geschäft hat sich seit 2016 mehr als verzehnfacht und erreichte im Jahr 2021 einen Umsatz von knapp 31 Milliarden US-Dollar. Das Marktforschungsunternehmen Insider Intelligence schätzt, dass Apple dabei bislang lediglich 4 Milliarden Dollar pro Jahr mit Anzeigen einnimmt.

Apples Werbeabenteuer birgt aber auch das Risiko, treue Kunden zu verärgern. Das Anzeigen von bezahlten Werbebotschaften könnte einem Bruch des Unternehmens mit den Verbrauchern gleichkommen. Schließlich hatten sich diese über Jahrzehnte daran gewöhnt wurden, hohe Preise für Apple-Produkte zu zahlen, um dafür ein erstklassiges Produkt in allen Aspekten zu erhalten. CEO Tim Cook hat bereits früher argumentiert, dass werbegesteuerte Geschäftsmodelle von Natur aus in die Privatsphäre eingreifen, offenbar in Anlehnung an Google und Meta.

Doch auf der anderen Seite eignen sich monatliche Abo-Dienste wie Apple Music und Apple TV+ ideal dazu, um Werbung problemlos unterbringen zu können. Nachdem zuletzt Netflix eine werbegestützte Ebene eingebaut hat, ist Apples Video-Streaming-Dienst einer der Letzten, der bislang auf jegliche zusätzliche (optionale) Werbung verzichtet. Das könnte sich in naher Zukunft schnell ändern.

 

Neue Datenschutzfunktion in iOS schadet der Konkurrenz

Apples jüngstes Interesse an Werbung hat auch kartellrechtliche Untersuchungen nach sich gezogen. Grund dafür ist eine Datenschutzfunktion in iOS, die den digitalen Werbeeinnahmen der großen Tech-Rivalen geschadet hat.

Apples App Tracking Transparency (ATT), die im April 2021 eingeführt wurde, verlangt von den Nutzern, dass sie der Weitergabe von Daten zustimmen. Doch genau auf diese Daten sind Unternehmen wie Meta angewiesen, um Nutzer online verfolgen zu können. Laut Schätzungen hat Meta allein durch diese Änderungen 13 Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen verloren, weil viele Nutzer der Datenverfolgung keine Zustimmung erteilt haben.

Die deutschen Aufsichtsbehörden untersuchen die Funktion als potenziell wettbewerbswidrig, da die personalisierte Werbung von Apple, die nach Alter und Geschlecht ausgerichtet werden kann, nicht denselben Regeln unterliegt. Deswegen könnte Apple selbst weitaus gezielter Werbung schalten, als der Konzern es seiner Konkurrenz erlaubt.