Checkliste: Diese Fragen sollten Fertigungsunternehmen ERP-Anbietern stellen

Neun Schlüsselfragen bei der Auswahl einer ERP-Software für Fertigungsunternehmen.

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Ob industrielle Fertigung, Prozessindustrie, Automotive-Branche oder High-Tech: Viele Fertigungsunternehmen stehen derzeit vor einer Modernisierung ihrer ERP-Landschaft und sehen sich nach neuen Lösungen um. Ihre Wahl will gut überlegt sein, denn sie muss 15 Jahre oder länger halten. Eine Checkliste von IFS führt die entscheidenden Fragen auf, die Fertigungsunternehmen den ERP-Anbietern stellen sollten:

Ist die Software eine echte Branchenlösung?
Die ERP-Software sollte gezielt für die Fertigungsbranche entwickelt worden sein und deren spezifische Anforderungen an unterschiedliche Fertigungstypologien erfüllen. Am besten erkundigen sich Unternehmen nach ähnlichen Referenzkunden, die die Software auch wirklich für ihre branchentypischen Prozesse nutzen – und nicht nur im Rechnungs- oder Personalwesen einsetzen.

Versteht der Anbieter die Branche?
Ohne umfassendes Branchen-Know-how kann der Anbieter keine passgenaue Software entwickeln, implementieren und mit Support unterstützen. Er sollte seine Branchenexpertise nachweisen können und ist idealerweise in Branchen-Verbänden und -Gremien aktiv.

Ist die Software einfach nutzbar?
Die Mitarbeiter werden die Software nur dann intensiv und gerne nutzen, wenn sie ihnen eine einfache Interaktion ermöglicht. Bei modernen Lösungen können etwa Gelegenheitsnutzer künftig mit KI-Chatbots via Sprach- und Texteingabe schnell und unkompliziert an benötigte Informationen gelangen oder Aktionen durchführen.

Werden wichtige und kritische Informationen übersichtlich visualisiert?
Die Verantwortlichen müssen in der Lage sein, richtige Entscheidungen schnell zu treffen. Entscheidungsträger von der Fertigungshalle bis zur Chefetage benötigen deshalb grafisch visualisierte Echtzeit-Informationen, die ihnen tiefe Einblicke geben und rasches Handeln ermöglichen.

Bieten die mobilen Lösungen einen Mehrwert?
Mobile Lösungen zählen inzwischen zur Grundausstattung einer ERP-Software. Sie dürfen aber nicht einfach nur die Desktop-Oberflächen eins zu eins auf Smartphones oder Tablets bringen. Einen echten Mehrwert bieten nur Lösungen, die gezielt dem Kontext angepasst sind, in dem sich die Nutzer in ihren mobilen Situationen befinden.

Unterstützt die Software die Digitalisierung?
Die ERP-Software sollte Fertigungsunternehmen einen modernen digitalen Kern bieten, mit dem sie von disruptiven Technologien wie Internet of Things, Künstlicher Intelligenz oder Robotic Process Automation profitieren können. Die Lösung sollte neue Technologien kontinuierlich adaptieren.

Kann die Software Wachstum und Akquisitionen stemmen?
Fertigungsunternehmen bewegen sich in einem zunehmend dynamischen Umfeld und erschließen sich ständig neue Märkte. Die ERP-Software muss deshalb neue Abteilungen, Standorte oder Akquisitionen nahtlos integrieren können – auch weltweit. Das reicht von einem geeigneten Masterdaten-Management bis hin zur Unterstützung internationaler Sprachen, Währungen und Regularien.

Ist die Software unkompliziert modifizierbar?
Um schnell auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren, benötigen Fertigungsunternehmen eine ERP-Software, die sich einfach anpassen lässt. Eine geeignete Architektur kann dafür sorgen, dass neue Prozesse durch Konfiguration und Customizing statt aufwändige Programmierungen realisiert werden können.

Besteht Flexibilität bei den Betriebsmodellen?
On-Premise, in der Cloud oder hybrid: Fertigungsunternehmen sollten die freie Auswahl zwischen den unterschiedlichen Betriebsmodellen haben; und vor allem jederzeit flexibel umsteigen können, wenn sich ihre Pläne oder Anforderungen ändern.

»Suchen Fertigungsunternehmen ein neues ERP-System, müssen sie nicht nur darauf achten, dass sich die Software selbst für ihre Branche eignet. Auch der Anbieter der Software sollte das tun und ein echter Branchenexperte sein«, sagt Peter Schulz, Team Manager Presales bei IFS in Erlangen. »Nur dann ist gewährleistet, dass sie jetzt und auch in Zukunft tiefgehende Branchenfunktionen erhalten, aus denen sie einen echten Mehrwert ziehen können.«

 


 

ERP-Software 2019: Studie zeigt IT-Trends auf und gibt Hilfestellung beim ERP-Vergleich

Illustration: Absmeier, Kareni

Anbieter von ERP-Systemen folgen immer mehr der Entwicklung hin zu offenen, skalierbaren und dienstorientierten Softwareplattformen, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Unternehmen in den wachsenden Netzwerken zu steigern. Das Hamburger Marktforschungs- und Beratungshaus SoftSelect hat im Rahmen seiner aktuellen SoftTrend Studie ERP-Software 2019 insgesamt 139 ERP-Lösungen unter die Lupe genommen, zeigt aktuelle Entwicklungen auf und gibt Unternehmen eine umfassende Entscheidungshilfe für die eigene IT- und Digital-Strategie an die Hand.

 

Die IT-Budgets steigen – neben Betrieb, Wartung und Pflege der IT-Landschaft stehen vor allem Digitalisierungsprojekte, Updates und Innovationen im Zusammenhang mit ERP-Software im Fokus der Investitionen. Einer aktuellen Statista Unternehmensbefragung in der DACH-Region zufolge gehen rund drei Viertel der Unternehmen auch in 2019 von gleichbleibenden oder gar steigenden IT-Budgets aus. Insbesondere Unternehmen aus der Automobilbranche und Fertigungsindustrie verzeichnen dabei prozentual die höchsten Budget-Zuwächse. Die CIOs und IT-Entscheider haben dabei nicht nur den Auftrag, die Digitalisierung im Unternehmen konzeptionell und technologisch voranzutreiben, sondern auch die Weichen für neue Geschäftsmodelle zu ebnen und den Umgang mit disruptiven Veränderungen zu gestalten.

 

Kundenfokus – breites Angebot für den Mittelstand

Sieben von zehn der untersuchten ERP-Softwarelösungen sind nach Herstellerangaben branchenneutral einsetzbar. Daneben gibt es zahlreiche Anbieter, die ihre Lösungen mit dem Zuschnitt auf die Erfordernisse spezifischer Branchen auf Nischenmärkte fokussieren. Um ein möglichst breitgefächertes Portfolio abzudecken, kooperieren viele Business-Software-Anbieter zudem untereinander. Nicht nur führende ERP-Anbieter wie Microsoft und SAP arbeiten mit Vertriebs- Implementierungs-Partnern zusammen, die teilweise auch selbst spezifische Branchenpakete entwickeln und vertreiben. Gerade Anbieter, die in der Lage sind, die Branchen- und Unternehmens-spezifischen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig über Fähigkeiten zur Auswertung von Big Data sowie zur Integration von Daten und Geschäftsprozessen in das IT-Ökosystem verfügen, dürften überproportional von dem Wachstum profitieren.

 

Internet of Things – Analytik- und Connectivity-Infrastrukturen wachsen

Die Möglichkeit des elektronischen Datenaustausches mit Drittsystemen hat die Entscheidung über das Für und Wider der Einführung eines Systems schon oft gravierend beeinflusst. Heute sinkt die Anzahl autarker, nicht vernetzter Systeme stetig, während die Anzahl an »smarten« Sensoren beziehungsweise Aktoren oder auch einfach nur der »verbundenen« Geräten sprunghaft wächst. Mit »Big Data« haben bereits viele Unternehmen wichtige Voraussetzungen geschaffen, um die stetig wachsenden Datenmengen – ob von smarten oder nicht smarten Systemen – nutz- und auswertbar zu machen. Vier von fünf Lösungen, die IOT-Funktionen bereitstellen, verfügen über Analysefunktionen speziell für IoT-Daten. 76 % der Lösungen bieten für die IoT-Devices eine Anbindung über eine dedizierte Cloud-Plattform, während bereits bei rund zwei Drittel dieser Systeme ein IoT-Gateway zu den Standards zählt. Zwar bietet der Markt ein fundiertes Repertoire an Funktionen und Infrastrukturen zur Anbindung von IoT-Devices, der Einsatz dieser Technologien ist bis heute jedoch noch wenig verbreitet und auf vereinzelte Branchensegmente wie etwa der Fertigungsindustrie fokussiert.

 

Inhouse-Lösungen dominieren – SaaS-Angebot aber mit starkem Wachstum

Die meisten ERP-Lieferanten bieten ihre Lösungen nach wie vor als klassische Inhouse-Lösung an. 96 Prozent der in der Befragung untersuchten Lösungen können vor Ort (Inhouse) im Unternehmen bereitgestellt werden (2015: 88 %). Das Angebot an Cloud-Lösungen beziehungsweise Software-as-a-Service (SaaS) ist gegenüber 2015 auf 65 % deutlich angewachsen (2015: 48 %). Denn es sind vielfach gerade die Cloud-Anbieter, die heute eine schnelle Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben begünstigen oder auch wirtschaftlich erst für viele Unternehmen erschwinglich machen. Application Service Providing (ASP) wird von 71 % der hier untersuchten Lösungen als Vertriebsmodell angeboten. Das Auslagern von Teilen oder kompletten Geschäftsprozessen durch Business Process Outsourcing (BPO) unterstützen 58 % der untersuchten Lösungen.

 

Technologische Basis der ERP-Systeme: Architektur, Entwicklungsumgebung, Betriebssysteme & Datenbanken

Web-basierte Technologien kommen in 55 Prozent der untersuchten Lösungen zum Einsatz und sind damit weiterhin weniger stark verbreitetet als die klassische Client-Server-Technologie (90 Prozent). 47 Prozent der hier untersuchten Produkte bieten eine Kombination aus Client-Server und web-basierter Technologie an. Die Prinzipien Service-orientierter-Architekturen (SOA) werden in ca. der Hälfte der ERP-Produkte umgesetzt. .NET-Technologien (66 %) und Java-Architekturen (57 %) bilden die technologische Basis bei den meisten der erhältlichen ERP-Systeme. Dahinter folgen C++ und C#, die ebenfalls bevorzugt von den Entwicklern der ERP-Software eingesetzt werden. 79 Prozent der angebotenen Systeme sind dabei auf einem MS-SQL Server lauffähig. Damit steht das Datenbanksystem von Microsoft weiter an der Spitze der relationalen Datenbanksysteme. Auf die Oracle-Datenbank greift knapp die Hälfte der ERP-Systeme zurück (45 %). Das Datenbankmanagementsystem von IBM (DB2) findet bei rund einem Viertel der ERP-Hersteller Anwendung. NoSQL findet mit rund 5 % als Datenbank aktuell noch geringe Anwendung. Wir rechnen aber damit, dass strukturierte Datenspeicher auf Basis nicht relationaler Datenbanken dank ihrer Performanz und Nutzung allgemeingebräuchlicher Hardware künftig häufiger zum Einsatz kommen wird.

 

Trends bei ERP-Software

  • Industrie 4.0:
    Die Industrie 4.0 rückt nicht zuletzt durch die digitale Agenda der deutschen Bundesregierung in den kommenden Jahren stark in den Fokus. Die Maschinen-zu-Maschinen- beziehungsweise Maschine-Mensch-Schnittstelle soll eine vierte industrielle Revolution einleiten und die Service- sowie Produktionseffizienz deutlich steigern. Gerade in der bedarfsgerechten Lieferkettenverwaltung gibt es bereits konkrete Anwendungsbeispiele für Industrie-4.0-Technologien. Da auch in den USA und China das Thema auf die Agenda gehoben wurde, ist ein Wettkampf um die Standards für die Informatisierung der Produktionsstätten entbrannt. ERP-Systemen als zentraler, übergeordneter Instanz wird die Aufgabe zukommen, die in den MES- und PPS-Systemen gewonnenen und analysierten Maschinendaten für die Entscheider produktiv nutzbar zu machen und die Subsysteme zu steuern.
  • Usability:
    Softwareanwender erwarten zu Recht einfach zu verstehende und leicht zu bedienende Anwendungen bei ERP-Systemen. Dennoch sind viele dieser Business-Lösungen nach wie vor in der Bedienung umständlich und erst nach mehreren Tagen Schulung für den Anwender beherrsch- und bedienbar. Die seit Jahrzehnten gewachsene Funktionalität vieler ERP-Anwendungen schlägt sich leider oftmals in einer schwer zu durchschauenden Komplexität nieder. Verschachtelte, überfrachtete Menüs und eine undurchsichtige Benutzerführung sind in vielen Lösungen noch Realität. Die Softwareanbieter reagieren jedoch auf die geänderten Nutzungsgewohnheiten der Anwender und entwickeln ihre Lösungen zum Teil von Grund auf neu. Insbesondere die Entwicklung von Web-basierten Lösungen steht dabei zunehmend im Vordergrund.
  • Mobilität:
    ERP-Software als mobile Anwendung wird für viele Unternehmen immer wichtiger. Insbesondere für das Führungspersonal oder Außendienstmitarbeiter ist der Zugriff auf das ERP-System von unterwegs von hoher Bedeutung. Zwar lassen sich mittlerweile viele ERP-Systeme auch dezentral über den Laptop bedienen. Apps für Tablets und Smartphones gibt es allerdings noch vergleichsweise selten und meist für einzelne Anwendungsbereiche wie Vertrieb, Service oder Materialwirtschaft. Hinzu kommt, dass viele native Apps nur auf einem Betriebssystem lauffähig sind. Also entweder auf Apples iOS, Google Android oder auf Windows Mobile. Die ERP-Hersteller stecken daher einen bedeutenden Teil ihrer Entwicklungskapazitäten in die Programmierung mobiler Anwendungen.
  • Flexibilität:
    Flexibilität wird für ERP-Systeme zu einer entscheidenden Fähigkeit. ERP-Lösungen, die sich nur umständlich oder mit viel Programmieraufwand anpassen lassen, sollen der Vergangenheit angehören. Agile ERP-Systeme können flexibel und aktiv an geänderte Rahmenbedingungen, wie neue Betriebssysteme oder Schnittstellen angepasst werden. Aber auch auf Störungen und Ausnahmen in der Produktion oder der Lieferkette reagieren agile Anwendungen intelligent. Möglich wird dieses durch die Verzahnung von verschiedenen Informationsquellen wie dem Materialzustand, der Produktqualität, den Durchlaufzeiten sowie den IST- und Plan-Vorgaben.

 

ERP Software Studie 2019 und kostenfreies Management Summary anfordern
Mit der SoftTrend Studie– ERP Software 2019 bietet die SoftSelect GmbH Unternehmen eine Entscheidungshilfe und zeigt aktuelle Trends und Entwicklungen bei ERP-Software auf. Welche Funktionen gehören zum Standardrepertoire eines ERP-Systems und welche sind noch wenig verbreitet, bieten aber trotzdem nachhaltige Vorteile für das Tagesgeschäft. Zudem enthält die im vierten Quartal 2018 erschienene und für 150 € (zzgl. MwSt. und Bereitstellungspauschale) erhältliche Studie einen umfassenden Überblick zu den einzelnen ERP-Lösungsanbietern. Daneben können Unternehmen bereits heute unter http://www.softselect.de/it-studien/erp-software-studie-2018-2019 ihr kostenfreies Exemplar eines Management Summaries anfordern.

 

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