Digital Business 2.0 – Managed Services neu gedacht

Illustration: Absmeier Storyset

Die Beratung zur Digitalisierung hat eine neue Evolutionsstufe erreicht, die insbesondere dem Mittelstand einen besseren Weg in die digitale Zukunft bietet. Die Aufgaben werden neu verteilt und gemeinschaftlich umgesetzt.

 

Dass viele Mittelständler ihre Geschäftsmodelle digital erweitern müssen, um zukunftsfähig zu bleiben, pfeifen mittlerweile die Spatzen von den Dächern. In der Praxis ist die Digitalisierung bestehender Geschäftsmodelle oder die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle im Mittelstand jedoch oft schwieriger als gedacht. Zwar fehlt es selten an der entsprechenden Idee für eine digitale Zukunft, aber Vorhaben scheitern aus Mangel an Know-how, an personellen Ressourcen, an der geeigneten IT und teilweise auch am Risiko oder am fehlenden Kapital. Eine neue Generation an IT-Dienstleistern kann hier Abhilfe schaffen, weil sie die genannten Dinge zusammendenkt und aus einer Hand liefert.

 

Warum Digitalisierungsvorhaben im Mittelstand scheitern

Wie kaum ein anderer Megatrend bietet die Digitalisierung viele Möglichkeiten, um Geschäftsmodelle neu aufzustellen. Klassische Beispiele dafür sind die direkte Ansprache von Endkunden unter Ausschaltung von Intermediären, die Erschließung bislang unrentabler Kundengruppen mit weitgehend automatisierten Prozessen oder die Erweiterung des Leistungsportfolios um neue digitale Services. Digitale Geschäftsmodelle im Mittelstand unterscheiden sich oft fundamental von den bisherigen auf drei Ebenen: Strategie, Prozesse und IT.

Um eine Digitalstrategie mit Leben zu füllen, ist Erfahrung in der Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle zwingend von Nöten. Nur sie bietet Hilfestellung bei der Bewertung strategischer Optionen und erlaubt es, Fehler zu erkennen und zu vermeiden. Gerade, wenn man Neuland betritt, sollte man jemanden im Team haben, der zumindest schon einmal eine ähnliche Gegend bereist hat.

Auf der Prozessebene finden wir in digitalen Geschäftsmodellen oft Prozessstrukturen vor, die im klassischen B2B-orientierten Mittelstand typischerweise nicht vorhanden sind. So sind Transaktionen häufig sehr kleinteilig und lassen sich wirtschaftlich nur durch einen hohen Grad an Automatisierung vernünftig darstellen. Statt weniger Kunden, die individuell und persönlich betreut werden, sind plötzlich Tausende von Kunden zu betreuen. Auch kommen eher aus dem B2C-Bereich bekannte Abrechnungsmodelle wie Pay-per-use oder Flatrates zum Einsatz und die Bezahlung erfolgt mittels Zahlungssystemen oder Kreditkarten. In digitalen Geschäftsmodellen finden Geschäftsprozesse transparent online unter den Augen der Kunden statt und es gelten oft deutlich strengere Vorgaben im Bereich des Datenschutzes. Prozesse müssen also von Anfang an gut funktionieren und verlässlich skalieren.

Auch auf der IT-Ebene ergeben sich oft völlig neue Anforderungen. Das gilt sowohl mit Blick auf die Business-Applikationen wie ERP und CRM als auch für die Infrastruktur und vor allem für die IT-Sicherheit. Cloud-Technologien und Managed Services sind in der Regel erste Wahl, um Schnelligkeit und Skalierbarkeit sicherzustellen. Eine neue Sicherheitsarchitektur muss alle Daten und Systeme sicher schützen.

Nur wer alle drei Ebenen meistert, kann auf Erfolg hoffen. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Mittelstand in der Regel auf allen drei Ebenen externe Unterstützung braucht.

 

Ein gelungenes Beispiel

Die Gossen Metrawatt GmbH ist ein weltweit führender Anbieter hochwertiger Mess- und Prüftechnik für das Elektrohandwerk, die Industrie und für öffentliche Einrichtungen.

Die neu entwickelte Prüfsoftware IZYTRON.IQ ist die erste Lösung, die es erlaubt, Mess- und Prüfdaten aus unterschiedlichen Prüfgeräten und Multimetern zu einer Prüfung zusammenzufassen und zu protokollieren. Das gesamte Prüfgeschehen kann geräteübergreifend verwaltet und dokumentiert werden. Es gibt drei verschiedene Varianten: von der Einstiegsvariante für kleine Elektrikerbetriebe bis hin zur Großkundenvariante mit mehr als 100.000 Geräten.

Die Cloudlösung Digital IQ ist mit eigenem Bezahlmodell verfügbar und für Kunden jeder Größe gleichermaßen geeignet. Sie lässt sich mit anderen Anwendungen verknüpfen und ist von allen Geräten der Gossen Metrawatt GmbH nutzbar. Mess- und Prüfungsdaten landen direkt in der Microsoft Azure Cloud, wo sie sofort für Kunden und Bearbeiter zugänglich sind. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Stand Alone, Public Cloud und Private Cloud. Mit der ergänzenden Cloud-Lösung hat der Mittelständler seine Prüf- und Messgeräte in die digitale Zukunft überführt, neue Servicemodelle geschaffen, seine Kunden mit echten Mehrwerten gebunden und neue Segmente erschlossen.

Möglich wurde das durch ein neues Modell zur Digitalisierung und Zusammenarbeit, das der IT-Dienstleister audius SE aus Weinstadt dem Mittelstand bietet: Digital Business 2.0.

audius verfügt über umfassende technische Kenntnisse zur Entwicklung individueller Softwarelösungen und zusätzlich über ein schnell einsetzbares Portfolio an modernen Managed oder Cloud Services. So können damit beispielsweise auf Basis von Microsoft Dynamics 365 schnell alle relevanten Geschäftsprozesse im kaufmännischen Bereich, in der Vermarktung und im Kundenservice abgebildet werden. Doch das könnten ggf. auch andere entsprechend qualifizierte IT-Unternehmen.

 

Business Process Outsourcing als Ergänzung

Neu ist, dass audius diese IT-Leistungen um individuelles Business Process Outsourcing ergänzt. So kann audius auch die komplette Abwicklung von Prozessen wie Abrechnung oder Kundenbetreuung als Service aus einer Hand anbieten. Damit entfällt für den Mittelständler nicht nur die IT-technische Umsetzung, sondern auch der Aufbau entsprechender personeller Ressourcen und des jeweiligen Know-hows. Zudem stehen die benötigten Kapazitäten vom ersten Tag an in hoher Qualität und skalierbar zur Verfügung. Interner Know-how-Aufbau und kostspielige Lernkurven entfallen.

Anders als in bisherigen BPO-Ansätzen, die weitgehend standardisierte Prozesse abgedeckt haben, können hier auch sehr individuelle Prozesse abgebildet werden, weil Prozess-Know-how, technische Umsetzung und Personalkapazitäten aus einer Hand kommen. Damit wird die Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle deutlich beschleunigt und Mittelständler haben die reelle Chance, sich als First Mover in ihrem Segment einen ansprechendenden Wettbewerbsvorteil zu schaffen.

 

Faire Verteilung von Erträgen und Risiken im Joint-Venture

Die audius SE geht noch einen entscheidenden Schritt weiter: Sie bietet mittelständischen Kunden optional auch die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen zur Umsetzung digitaler Geschäftsideen an und stellt so auch Kapital für die Umsetzung der gemeinsamen Idee bereit. Damit werden Investitionen und Erträge sowie Chancen und Risiken fair zwischen Dienstleister und Kunde verteilt. Die Cloud-Lösung Gossen Metrawatt Digital IQ wird zum Beispiel von einem Gemeinschaftsprojekt von Gossen Metrawatt und audius betrieben. audius steuert nicht nur die IT bei, sondern übernimmt beispielweise auch die gesamte Abrechnung.

»Ein herkömmlicher IT-Dienstleister, der sich als Auftragnehmer nur um die technische Umsetzung kümmert, hat weniger Anreiz, die wirtschaftlich beste Lösung zu finden, als wir, die wir am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt sind. Gleiches gilt für die Konzeption von Strategie und Prozessen. Wenn man quasi nur Trockenschwimmer ist, mag das Commitment nicht ganz so hoch sein, als wenn man mit dem Kunden gemeinsam ins kalte Wasser springt«, beschreibt Rainer Francisi von audius den Unterschied.

 

Digital Business 2.0 reduziert Komplexität und Risiko

Natürlich hätte Gossen Metrawatt die einzelnen Komponenten seines digitalen Geschäftsmodells – also Strategie, Prozess-Know-how, IT, BPO-Ressourcen und Kapitalgeber – getrennt am Markt suchen können. Doch dann hätten sie diese unterschiedlichen Stakeholder mit ihren divergierenden Zielen auch selbst unter einen Hut bringen müssen – in einem unvertrauten Terrain. Das neue Modell bietet all das aus einer Hand und ist die Basis für einen ganz anderen Level an Vertrauen.

In der Zukunft des Digital Business 2.0 wird es für IT-Dienstleister nicht mehr ausreichen, nur die IT zu erbringen, sondern sie werden – wie audius – auch andere Lösungsbestandteile wie beispielsweise Prozesse als Service einbringen. Ganzheitlich gedacht und umgesetzt, wird die Digitalisierung des Mittelstandes damit deutlich vereinfacht.

 

Bernd Hoeck, freier Journalist und IT-Experte

Im Artikel besprochene Unternehmen:
www.audius.de  | gossenmetrawatt.cloud