Die deutsche Wirtschaft könnte jährlich mehr als 1 Milliarde Euro an Reisekosten einsparen, wenn sie die Hälfte ihrer Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ersetzen würde. Diese Einschätzung ist das Resultat einer Umfrage des Kommunikationsanbieters Toplink GmbH unter 1.340 vorwiegend mittelständischen Unternehmen. Demnach schätzt über ein Drittel (35 Prozent) der Firmen das gesamtwirtschaftliche Einsparpotenzial auf mindestens 1 Milliarde Euro, ein knappes Viertel (24 Prozent) auf mehr als 10 Milliarden Euro. Immerhin noch 12 Prozent halten Einsparungen von bis zu 25 Milliarden Euro jährlich für realistisch. Bestenfalls 500 Millionen Euro sagen 29 Prozent der Unternehmen. »Selbst bei konservativen Schätzungen wird klar, dass sich der Faktor ›Videokonferenz statt Geschäftsreise‹ direkt in der Bilanz niederschlägt«, sagt Toplink-Geschäftsführer Jens Weller.
Während 65 Prozent der Unternehmen beim Thema Videokonferenzen vor allem die Kostenersparnis im Auge haben, ist für 85 Prozent der Firmen (Mehrfachnennungen waren erlaubt) die Zeitersparnis durch den Entfall der Hin- und Rückreise noch wichtiger. Über die Hälfte (53 Prozent) hält die Effizienz durch die Konzentration auf das »eigentliche Thema« statt weitschweifiger persönlicher Gespräche für den wichtigsten Vorteil des virtuellen Zusammenkommens per Video. Gegenüber dem herkömmlichen Telefonat hält ein knappes Drittel (31 Prozent) die visuelle Kommunikation für »persönlicher«, da man »seinen Gesprächspartner tatsächlich sieht«. Für zwei Drittel (67 Prozent) der Firmen ist noch ein völlig anderer Grund ein gutes Argument für die Videokonferenz: Eine Reduzierung von Geschäftsreisen führt unmittelbar zu einer deutlich verbesserten CO2-Bilanz. Dieser Aspekt gewinnt für Unternehmen im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility zunehmend an Bedeutung.
Das Gros der Unternehmen (88 Prozent) hält übrigens nicht die Sichtbarkeit des Gesprächspartners für den wichtigsten Vorteil der virtuellen Zusammenarbeit, sondern das sogenannte Desktop Sharing, also dass alle Konferenzteilnehmer dieselbe Präsentation oder dasselbe Dokument sehen, während gesprochen wird. 61 Prozent halten zudem das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten via Bildschirm für nützlich.
»Wir alle wissen um den Unterschied zwischen einem persönlichen Direkt- und einem Videogespräch«, räumt toplink-Geschäftsführer Jens Weller ein. Er gibt zu bedenken: »Es ist aber auch eine Frage der Gewöhnung und damit wohl auch eine Generationsfrage. Während in alter Manier die Vorzimmer noch nach einem gemeinsamen Termin für ein Treffen suchen, haben sich die Entscheider der neuen Welt längst per Videokonferenz ausgetauscht und das anstehende Problem gelöst oder die Chance ergriffen.«
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