Europäischer Datenschutztag 2023: Was haben wir eigentlich von Datenschutz?

Illustration: Absmeier Myrhome

Zum Europäischen Datenschutztag zeigen wir drei praktische Vorteile auf, die Datenschutz im Netz mit sich bringt.

 

Die heutige Datenwirtschaft funktioniert so: Unternehmen sammeln Daten, verpacken sie in werbefreundliche Profile und liefern gegen Bezahlung die richtigen Anzeigen an die richtigen Nutzer. Kommt es zu datenschutzrechtlichen Fiaskos, zahlen die Unternehmen die staatlich verordnete Strafe, führen ein paar neue Kontrollen ein und machen letztlich einfach wie gehabt weiter.

Die Verantwortung für den Schutz der eigenen Daten obliegt somit dem Einzelnen. Daten zu schützen, bedeutet dabei vor allem, sie zu verwalten. Das ist zeitaufwändig und für viele Menschen ein unangenehmes Thema. Umso motivierender ist es, wenn der praktische Nutzen von Datenschutz wieder ins Bewusstsein rückt. Zum diesjährigen Datenschutztag zeigt Malwarebytes daher drei zentrale Vorteile für Privatanwender auf.

 

 

Vorteil 1: Weniger Werbetracking

In den frühen 2000er Jahren wurde der Werbemarkt revolutioniert: Technologieunternehmen wie Facebook begannen, eine neue Daten-Infrastruktur für Werbetreibende zu schaffen, um Nutzerprofile für die Werbeindustrie zu erstellen und damit verstärkt die Aufmerksamkeit von Nutzer zu gewinnen. Dank dieser neuen Datenströme musste sich die Werbeindustrie nicht mehr auf Mutmaßungen verlassen, die beispielsweise rein auf Postleitzahlen oder Altersgruppen basierten.

David Ruiz, Senior Online Privacy Advocate bei Malwarebytes (Copyright: David Ruiz)

Im Jahr 2021 versuchte die Messaging-App Signal, diese invasive Natur der Werbeprofile von Facebook zu enttarnen, indem sie Instagram-Anzeigen kaufte, in denen den Nutzern genau erklärt wurde, warum sie aufgrund ihrer Merkmale für die Werbung ausgewählt worden waren. Zum Beispiel: »Du hast diese Anzeige erhalten, weil du eine frisch verheiratete Pilates-Trainerin und ein Cartoon-Fan bist. Die Anzeige nutzt deinen Standort, um zu sehen, dass du in La Jolla bist.« Die Anzeigen wurden jedoch von Facebook noch vor ihrer Veröffentlichung verboten.

Zu dieser Art von Nutzerprofilen kommen heute Cookies von Drittanbietern für das Tracking von Werbeanzeigen hinzu. Diese ermöglichen es Unternehmen, das Surfverhalten von Nutzer über mehrere Webseiten hinweg zu verfolgen und zu analysieren. Sie sind der Grund dafür, dass die Suche auf einer Webseite zu einer entsprechenden Werbeanzeige auf einer anderen Webseite führt.

Damit Aktivitäten im Internet nicht so leicht zu einem Nutzerprofil zusammengesetzt werden können und Ad-Tracking eingeschränkt wird, empfiehlt David Ruiz, Senior Online Privacy Advocate bei Malwarebytes, Ad-Tracker von Drittanbietern zu blockieren: »Dazu eignen sich Browser-Plugins wie Malwarebytes Browser Guard sowie datenschutzfreundliche Browser wie Safari, Firefox und Brave. Dadurch erhalten Verbraucher weniger Werbung, die sie verfolgt, und weniger Werbung, die sich an jede ihrer Suchanfragen erinnert. Und das bedeutet wahrscheinlich, dass man sich weniger verfolgt fühlt.«

 

Vorteil 2: Kürzere Ladezeiten

Ad-Tracking zu beschränken, hat darüber hinaus weitere Vorteile: Mit Werbung überladene Webseiten benötigen länger zum Laden als Webseiten ohne Werbung. Browser-Plugins, die Ad-Tracking blockieren, können daher die Ladezeit von Webseiten verkürzen. Um dies zu veranschaulichen, stellt der Webbrowser Brave seinen Nutzern regelmäßig eine Infografik zur Verfügung, aus der hervorgeht, wie viel Zeit sie durch ein datenschutzfreundliches Nutzererlebnis gespart haben.

Werbung ist jedoch bei weitem nicht die einzige Variable, die die Ladezeit von Webseiten beeinflusst. Die Geschwindigkeit, mit der eine Internetverbindung aufgebaut wird, die Optimierung einer Webseite und die Browser-Engine, die bestimmt, wie ein Browser die Informationen einer Webseite ausliest, wirken sich selbstverständlich ebenfalls auf die Ladezeiten von Webseiten aus.

 

Vorteil 3: Weniger Spam-Anrufe und Robocalls

Die hohe Anzahl an Spam- und Roboteranrufen, mit denen sich viele Nutzer konfrontiert sehen, beweist: Telefonnummern sind im Netz meist zu leicht zu finden. Nach Angaben des Unternehmens First Orion, das Lösungen für Anrufschutz bietet, führen alltägliche Handlungen, wie beispielsweise einen Kredit zu beantragen oder für wohltätige Zwecke zu spenden, dazu, dass eine Telefonnummer erfasst wird. Drittunternehmen arbeiten dann daran, sie mit anderen Informationen über den Haushalt hinter der Telefonnummer zu verknüpfen. Dazu zählen zugehörige Adressen, Namen oder auch geschätzte Gehälter. Das Geschäftsmodell ist, diese Datenpakete an Unternehmen weiterzuverkaufen.

»Um Spam- und Roboteranrufen entgegenzuwirken, sollten Nutzer ihre Telefonnummer im Netz daher so wenig wie möglich preisgeben«, sagt David Ruiz. »Ziel muss jedoch letztlich sein, dass das Sammeln und der Verkauf von Daten nur mit der ausdrücklichen Zustimmung von Nutzer erlaubt wird.«

 

Zum Europäischen Datenschutztag hebt David Ruiz zudem hervor: »Ob über Recherchen zu einem Krankheitssymptom, Aufzeichnungen zur persönlichen Joggingstrecke oder Onlineshopping, jeden Tag werden im Netz zahlreiche Daten über eine Person gesammelt. Sich für Privatsphäre stark zu machen, bedeutet dabei nicht, etwas verbergen zu wollen. Privatsphäre heißt, sich erst überhaupt nicht verstecken zu müssen. Privatsphäre ist dafür da, um geschützt zu werden.«

 

 

David Ruiz, Senior Online Privacy Advocate bei Malwarebytes (Copyright: David Ruiz, Download)