Globales Life-Work-Balance-Ranking: Wie steht es um Deutschland?

Wie stehen die verschiedenen Länder eigentlich zur Life-Work-Balance? Remote hat anhand aussagekräftiger Schlüsselindikatoren ein Ranking zu den weltweit fortschrittlichsten Arbeitskulturen erstellt. Unter den Top 10 rangieren sechs europäische Länder  Deutschland gehört nicht dazu.

 

Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Remote Work: Mit steigender Beliebtheit der neuen Arbeitsformen ist eine gute Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit wichtiger denn je. Um herauszufinden, welche Länder die Nase vorne haben, hat Remote, das Unternehmen für den Aufbau, die Verwaltung und Unterstützung weltweit verteilter Teams, jetzt eine globale Studie zum Thema Life-Work-Balance durchgeführt.

Insgesamt 60 Ländern wurden zu Faktoren wie Mindestlohn, Mutterschaftsurlaub, gesetzlicher Jahresurlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, das Gesundheitssystem, allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung, durchschnittliche Arbeitszeiten und LGBTQ+-Inklusion untersucht, um ein Bild des ganzheitlichen Life-Work-Pakets der jeweiligen Länder zu erhalten.

»Jeder Mensch sollte heute in der Lage sein, seine persönliche Entfaltung mit seinem beruflichen Erfolg zu vereinen – unabhängig von Faktoren wie Wohnort, Alter und Berufsgruppe«, betonte Job van der Voort, Mitbegründer und CEO von Remote. »Die Länder, die an der Spitze unseres globalen Life-Work-Balance Reports stehen, zeigen den Weg in eine bessere Zukunft der Arbeitswelt. Indem sie die Philosophie von New Work adaptieren und eine entsprechende Infrastruktur bereitstellen, fördern sie aktiv das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden und damit langfristig auch den Unternehmenserfolg.«

 

Das sind die Top 10 Länder mit der höchsten Life-Work-Balance

 

Europa zeigt sich vorbildlich: Insgesamt sechs europäische Länder haben es in die Top 10 geschafft

 

  1. Neuseeland – 79,35

Neuseeland bietet nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch eine attraktive Arbeitsumgebung mit einer ausgewogenen Life-Work-Balance, einer innovativen Kultur und einem inklusiven Arbeitsumfeld. Mit einem gesetzlichen Jahresurlaub von 32 Tagen, einer Lohnfortzahlung im Krankheitsfall von 80 Prozent und einem staatlich finanzierten Gesundheitssystem schafft es Neuseeland auf Platz 1 der Life-Work-Balance Studie.

 

  1. Spanien – 75,55

Auch wenn die traditionelle spanische Siesta zu einem internationalen Klischee geworden ist, hat sich in Spanien eine Arbeitskultur entwickelt, die vor allem das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben fördert. Das Land schneidet in allen Bereichen der Life-Work-Balance-Studie gut ab und ist besonders großzügig, wenn es um den gesetzlichen Jahresurlaub geht (36 Tage). Außerdem hat Spanien mit durchschnittlich unter 26 Stunden eine der kürzesten Wochenarbeitszeiten.

 

  1. Frankreich – 75,34

Mit rund 65 Millionen Einwohner ist Frankreich eines der bevölkerungsreichsten Länder Europas. Mit einem der weltweit höchsten BIPs haben die französischen Unternehmen außerdem eine gesunde Einstellung zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben etabliert: Die Arbeitnehmer genießen überdurchschnittlich viel Freizeit, einen Mindestlohn von 11,57 Euro brutto pro Stunde und 36 Tage gesetzlichen Jahresurlaub.

 

  1. Australien – 73,71

Australien ist nicht nur für seine atemberaubende Natur bekannt. Auch das vorwiegend sonnige Klima und die entspannte Kultur haben dazu beigetragen, dass das Land downunder wenig überraschend einen Spitzenplatz im Ranking belegt. Das Land bietet mit mehr als 14 Euro den höchsten Mindestlohn pro Stunde, und im Krankheitsfall erhalten Arbeitnehmer 100 Prozent ihres Gehalts.

 

  1. Dänemark – 73,67

Was den »Happiness Index« betrifft, der im Rahmen der Life-Work-Balance-Studie ebenfalls untersucht wurde, belegt Dänemark weltweit den zweiten Platz. Nur in Finnland sind die Menschen noch glücklicher. Das Land bietet seinen Arbeitnehmer 36 Tage Jahresurlaub, 100 Prozent Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und eine allgemeine gesetzliche Gesundheitsversorgung. Zusammen mit Norwegen gilt es außerdem als das LGBTQ+-freundlichste Land Europas.

 

  1. Norwegen – 73,05

Norwegen legt insgesamt viel Wert auf die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit. Nicht zuletzt deshalb zählen Norweger zu den glücklichsten Menschen Europas. Die Arbeitnehmer erhalten hier 35 Tage gesetzlichen Jahresurlaub und 100 Prozent Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Lange Arbeitswochen sind selten, zudem verfügt Norwegen über ein renommiertes, staatlich finanziertes Gesundheitssystem.

 

  1. Niederlande – 69,14

Die Niederlande sind mitunter für ihre moderne und unabhängige Kultur bekannt – und im Rahmen des Life-Work-Balance-Rankings innerhalb der Top 10 das zweitglücklichste Land. Auch die Rechte der LGBTQ+-Community werden hier besonders unterstützt und gefördert. Die Niederländer haben zwar kein staatlich gefördertes Gesundheitspaket und der Jahresurlaub ist durchschnittlich lang, dafür gibt es ein großzügiges Elterngeld für Mütter.

 

  1. Vereinigtes Königreich – 69,07

Gemessen am BIP, ist das Vereinigte Königreich durch seine einkommensstarke Wirtschaft die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Land verfügt über ein international anerkanntes Gesundheitssystem, einen Mindestlohn von umgerechnet knapp 12 Euro und mit mindestens 39 Wochen einen der weltweit höchsten gesetzlichen Ansprüche auf Mutterschaftsurlaub.

 

  1. Kanada – 67,91

Kanada bietet nicht nur ein universelles Gesundheitssystem, sondern gilt auch als das LGBTQ+-freundlichste Land der Welt. Aufgrund der hohen Lebensqualität, der allgemeinen Sicherheit und der zahlreichen Freizeitmöglichkeiten wurde Kanada zudem von Remote zur Nummer eins der internationalen Reiseziele für Remote Work gewählt.

 

  1. Brasilien – 67,73

Brasilien ist das einzige südamerikanische Land, das in den Top 10 des Life-Work-Balance Rankings vertreten ist. Arbeitnehmer in Brasilien profitieren nicht nur von einer großzügigen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie beim Mutterschaftsurlaub, sondern auch von einem staatlich finanzierten Gesundheitssystem.

 

Deutschland mit durchwachsener Life-Work-Balance

Deutschland zeigt im globalen Vergleich ein gemischtes Verhältnis der Life-Work-Balance-Faktoren

 

Deutschland gewährt seinen Arbeitnehmer 30 freie Tage (bezahlte Urlaubstage insgesamt, einschließlich Feiertage), 14 Wochen gesetzlichen Mutterschaftsurlaub bei vollem Verdienst und 70 Prozent Lohnfortzahlung bei längerer Krankheit – und schafft es mit diesem Life-Work-Paket und einem Life-Work-Index von 64,81 im weltweiten Vergleich nur auf Platz 12.

Schaut man sich die einzelnen Bereiche des Rankings für Deutschland genauer an, gibt es einige Ausreißer – positiv wie negativ. In Sachen LGBTQ+-Inklusivität schafft es Deutschland unter die Top 5. Beim Entgelt innerhalb des gesetzlichen Mutterschutzes liegt Deutschland mit 100 Prozent neben Brasilien und Spanien sogar auf dem ersten Platz. Betrachtet man wiederum die durchschnittlichen Arbeitszeiten der Top 10, liegt Deutschland mit einem Score von 4,37 weit hinter den anderen Ländern – ausgenommen von Australien (4,64). Diese niedrige Punktzahl bei der durchschnittlichen Arbeitszeit zeigt, dass Deutschland noch immer mit einer hohen Arbeitsbelastung kämpft.

»Unsere Studie zur globalen Life-Work-Balance zeigt, wie die verschiedenen Länder vorgehen, um ein besseres Gleichgewicht zwischen Privatleben und Beruf zu erreichen«, kommentierte Amanda Day, Director of People Enablement bei Remote, die Ergebnisse. »Deutschland hat bereits einige positive Maßnahmen ergriffen, um die Life-Work-Balance zu verbessern, wie beispielsweise die Förderung von Inklusivität am Arbeitsplatz und volle Lohnfortzahlung innerhalb des gesetzlichen Mutterschutzes. Jedoch zeigen die Spitzenreiter unserer Analyse auch, dass es in Deutschland noch Raum für Verbesserungen gibt. Insbesondere im Hinblick auf die wöchentliche Arbeitsbelastung hinkt Deutschland hinter anderen Ländern zurück, was zu Erschöpfung und schlimmstenfalls sogar zum Burnout führen kann.«

 

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Methodik
Die Life-Work-Balance Studie wurde von Remote im März 2023 in 60 Ländern mit dem weltweit höchsten BIP durchgeführt. Aus Gründen der Sensibilität wurden die Ukraine und Russland aufgrund des derzeitigen Konflikts in diesen Gebieten nicht berücksichtigt. Für die Analyse wurden Daten zu folgenden Schlüsselindikatoren erhoben und ausgewertet:
Gesetzlicher Jahresurlaub (bezahlte Urlaubstage insgesamt, einschließlich Feiertage)*
Gesetzlich vorgeschriebenes Mindestkrankengeld (Prozentsatz oder Lohn des Pauschalbetrags)
Gesetzlicher Mutterschaftsurlaub (Anzahl der bezahlten Wochen)*
Satz der gesetzlichen Mutterschaftsurlaubszahlung (in Prozent des Lohns)
Mindestlohn (USD pro Stunde)*
Gesundheit
Glücksindex (bewertet auf einer Skala von 1-10)
Durchschnittliche Arbeitsstunden pro Woche
LGBTQ+-Inklusivität (Equaldex, 0-100, wobei 100 der höchste Wert ist, um widerzuspiegeln, dass der Rechtsindex die gesetzlichen Rechte und Freiheiten von LGBTQ+-Personen bewertet, während der Index der öffentlichen Meinung bewertet, wie die allgemeine Öffentlichkeit in jeder Region denkt).
(*) Wenn eine Spanne angeboten wurde, wurde der Mindestbetrag angegeben.
Die Metriken wurden mit Indexgewichten angepasst, um die relative Bedeutung widerzuspiegeln, so dass jedes Land eine maximale Gesamtpunktzahl von 100 erhält.
Zur vollständigen Studie geht es hier.
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